0184 - Schlimmer als der Satan
hatte ihn gefesselt.
Und zwar auf eine raffinierte Art und Weise.
Die Hände des Geschlagenen steckten in Handschellen. Die Arme waren ihm auf den Rücken gedreht worden, und der Mann hing in einer unbequemen Schräglage. Blut sickerte aus seinem Mund und lief über das Kinn. Ein Hieb hatte seine Unterlippe getroffen.
Am anderen Ende waren die Handschellen mit dem Stahlgitter eines Käfigs verbunden. Er zeigte eine viereckige Form, war ziemlich hoch und endete dicht unter der Decke des als Labor eingerichteten Raumes.
Der Wand gegenüber stand ein zweiter Käfig. Er glich dem ersten aufs Haar, nur war der zweite Käfig beim ersten Hinsehen leer. Wer genauer nachschaute, sah die kleine Wespe, die innerhalb des Käfigs summte und nicht heraus konnte, denn vor den Eisenstäben befand sich ein sehr enges Maschendrahtgeflecht, das höchstens eine kleine Mücke passieren ließ, aber keine Wespe.
Zwischen den beiden Käfigen stand eine Konsole. Sie war graugrün gestrichen und zeigte auf ihrer der Stahlschiebetür zugewandten Seite eine Schalttafel sowie einen kleinen Monitor. Darunter befand sich das runde Fenster eines Oszillographen.
Der Schläger trat zurück. Er rieb sich die Knöchel, denn sie waren angeschwollen und schmerzten. »Du hattest mich verraten wollen, Bennet. Du allein. Aber ich bin dir auf die Schliche gekommen. Niemand wird mich verraten, denn ich bin am Ziel meiner Wünsche angelangt. Und ich habe jemanden gefunden, der sich für meine Experimente interessiert. Er wird gleich kommen.«
Der Mann im Käfig schüttelte den Kopf. »Sie sind kein Wissenschaftler, Kongre, Sie sind ein Verbrecher. Jawohl, ein mieser Verbrecher. Was Sie getan haben, ist ein schlimmes Verbrechen an der Menschheit, und ich wollte es nicht unterstützen.«
»Deshalb haben Sie mich verraten?«
»Auch, Kongre, auch. Nur sehe ich es nicht als Verrat an. Es ist eine Warnung gewesen, mehr nicht. Eine Warnung vor Ihnen, dem Verbrecher.«
»Ich bin ein Genie!« rief Kongre.
»Das auch. Aber vergessen Sie niemals, wie nahe Genie und Wahnsinn beieinanderliegen.«
»Dann bezeichnen Sie mich als wahnsinnig?« fragte Kongre lauernd.
Bennet hob den Kopf. Es war eine Trotzreaktion. Und er sagte laut und deutlich: »Ja.«
»Dafür müßte ich Sie tausend Tode sterben lassen, Bennet. Tausend Tode.«
»Der eine wird reichen«, erklärte Bennet kalt. Er haßte Kongre. Im Anfang, vor einigen Jahren noch, als der Privatgelehrte einen Assistenten suchte, da hatte er ihn bewundert, doch seit geraumer Zeit schon war die Bewunderung in Haß umgeschlagen, denn Professor Kongre war ein Wahnsinniger, ein Besessener, der die Menschheit verachtete und an Methoden arbeitete, um sie zu vernichten. Er hatte grausame Experimente gemacht. Wer sein Haus einmal näher durchsuchte, würde den Schock fürs Leben bekommen, falls er überhaupt noch als freier Mann aus dem Haus kam. Es war ein Teufelshaus, eine Brutstätte des Schreckens, ein Hort des Satans.
Und Kongre war dem Satan verfallen.
In den letzten Jahren hatte er sich auch körperlich verändert. Der psychische Wechsel war physisch nicht an ihm vorübergegangen.
Sein Gesicht wurde mehr und mehr zu einer Grimasse. Scharfe Falten hatten sich in die Haut gegraben, die Mundwinkel waren herabgezogen, spitz stach die gekrümmte Nase hervor, und die Augen blickten, so klein sie auch waren, kalt und grausam. Kongre schien immer mehr den Gestalten zu gleichen, mit denen er Versuche angestellt hatte. Er war wirklich ein bestialischer Teufel.
Und nun wollte er die Versuche mit Menschen weiterführen. Bisher hatte Bennet geschwiegen, doch er konnte nicht mehr. Es wäre eine Todsünde gegen sich selbst und gegen die Menschheit gewesen, wenn er seinen Mund nicht aufgetan hätte.
Er hatte sich zuviel vorgenommen und war nicht vorsichtig gewesen. Kongre erwischte ihn in dem Moment, als er mit dem Anrufer sprach. Er hatte ihn mit seinem Elektrostab geschockt, auch so eine teuflische Erfindung dieses Professors. Dieser Stab, man konnte seine Voltzahl verändern, warf den stärksten Mann auf die Bretter.
Selbst seine Mutationen brachte er damit zur Räson.
Kongre selbst hatte es bewiesen und hatte dabei gelacht, als er es dem jungen Bennet demonstrierte.
Kongre nickte jetzt. Sein weißes Haar stand hoch vom Kopf ab.
Wie sperrige Holzsträhnen, als wäre jedes einzelne Haar elektrisch aufgeladen.
»Sie haben nur noch kurze Zeit zu leben, Bennet, und kein Hahn wird nach Ihnen krähen. Schade, Sie waren
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