0185 - Flammen über Badun
uneingeschränkt für die Neutralisten einsetzten.
An mehreren Stellen in der Burg wurde mitgehört und sogar beobachtet, wie Rhodan, Atlan und Bully auf die gestellten Bedingungen eingingen. Zu den mißtrauischsten Beobachtern zählten Lord Abro und seine Tochter. Doch nur sie allein hatte eben den warnenden Blick gesehen, den Rhodan seinem Freund Bully zugeworfen hatte, als dieser impulsiv antworten wollte.
Mory machte sich eine Notiz nach der anderen. Plötzlich sah sie ihren Vater an. Sie stellte fest, daß dessen Augen eigenartig leuchteten. Mit seinen Gedanken schien er ganz woanders zu sein.
Im gleichen Moment mußte sie an die Worte des Adjutanten Euten denken. Welche Veränderungen waren mit ihrem Vater vor sich gegangen ?Wie ein Fremder saß er ihr gegenüber. Mory, die noch nie erfahren hatte, was Angst heißt, lernte es jetzt kennen.
Angst um den Vater! Lord Abro erhob sich, ging zur Sichtsprechverbindung, betätigte sie und befahl: „Euten, ich suche jetzt meinen Arbeitsraum auf. Ich will unter keinen Umständen gestört werden!" Mory Abro glaubte ihren Ohren nicht trauen zu können. Es war doch für alle Neutralisten von lebenswichtiger Bedeutung, absolut sicher zu erfahren, ob die Gefangenen tatsächlich oder nur zum Schein auf die Bedingungen eingegangen waren. „Vater", rief sie entsetzt hinter ihm her, „du kannst doch jetzt nicht fortgehen !" Er reagierte nicht. Er zeigte sogar Eile, diesen Raum zu verlassen. „Vater!" rief sie noch einmal und sprang auf, eilte ihm nach. Hatte er ihre Schritte gehört? Lord Abro huschte durch die Tür und warf sie hinter sich heftig zu. Die elektronische Verriegelung rastete ein.
Ihr Vater hatte sie eingesperrt! Sie lief zur Sichtsprechanlage.
Eutens fragendes Gesicht tauchte auf dem Bildschirm auf.
„Ich komme sofort", sagte er, als er gehört hatte, daß Mory Abro eingeschlossen worden war. Der Adjutant löste die Sperre auf der anderen Seite der Tür. Mory Abro stürzte aus dem Raum, aber sie kam nur einen Schritt weit. Der Adjutant trat ihr in den Weg. „Sie haben doch gehört, welche Anweisung Seine Lordschaft mir gegeben hat, Miß Mory?" Sie blitzte ihn an. „Euten, Sie haben gestern gehört, daß ich die Erlaubnis besitze, den Lord jederzeit aufzusuchen!" Butens Gesicht war ausdruckslos. „Miß Mory, machen Sie es mir doch nicht so schwer. Ich darf Sie nicht zu Seiner Lordschaft lassen! Ich darf es nicht!" Rückwärts gehend war er bis vor das Portal getreten, das zu Abros Arbeitsräumen führte.
„Ich werde meinen Vater anrufen! Euten, ich befehle Ihnen, mir zur Sichtsprechanlage zu folgen! Sie sollen hören, welchen Befehl Ihnen mein Vater gleich geben wird. Und ich verspreche Ihnen, daß Sie es zum letztenmal gewagt haben, mir in dieser Form in den Weg zu treten!" Ihre sonst weiße Haut war wieder stark gerötet. In starker Erregung hatte sie den Kopf in den Nacken geworfen und blickte voller Zorn den jungen Offizier an. „Kommen Sie mit!" sagte sie noch einmal und ging ihm voraus.
Wieder und wieder rief sie zum Arbeitszimmer Ihres Vaters durch. Die Bildscheibe blieb grau. Eine Verbindung kam nicht zustande. „Was ist das?" fragte sie Euten. Ihr Zorn war der Sorge um den Vater gewichen. Weder sie noch der Adjutant ahnten, daß Lord Kositch Abro wieder von seinem unbeherrschbaren Drang in seinen großen Arbeitsraum getrieben worden war, Sipans zu jagen. Und wie er diese kleinen Fliegen jagte! Und wie triumphierend er jedesmal aufschrie, - im höchsten Diskant - wenn er eine der Sipans zertreten konnte. Das eigenartige Leuchten in seinen Augen, das seine Tochter vorhin zum erstenmal beobachtet hatte, war noch intensiver geworden. Viele Räume weiter bat Mory Abro den Adjutanten ihres Vaters: „Euten, lassen Sie mich zu ihm!
Euten, Sie sind der erste Mensch, den ich um etwas bitte! Lassen Sie mich zu meinem Vater!" In diesen Sekunden war sie nichts anderes als die Tochter, die sich um den Vater sorgt. Sie verzichtete darauf, ihre Macht auszuspielen, die sie sich im Laufe der letzten Jahre erworben hatte. Sie erwartete, daß Euten ihre Bitte erfüllte. „Ich darf Sie nicht durchlassen, Miß Mory! Seine Lordschaft hat es ausdrücklich verboten." Er sah ihre Handbewegung. Er wußte, daß sie immer einen Strahler trug. Sein Blick wurde aber nicht einmal unsicher. Ihr Arm schwang wieder zurück. Schweigend machte sie sich auf den Weg zum Abhörraum. Doch wurde sie sich ihrer Aufgabe wieder bewußt, die sie freiweillig übernommen hatte. Sie
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