0186 - Das Zauberschwert
geöffnet werden. Stärkere magische Energien schlugen durch.
Und sein Unterbewußtsein erfaßte diese Energien. Sie waren ihm bekannt. Es war ein Tor in seine Welt, das sich kurzzeitig geöffnet hatte.
Die Erinnerung flammte in dem Schläfer auf und riß ihn aus seinem mehr als drei Jahrtausende währenden Schlaf.
In seine geöffneten Augen kam Leben.
***
Trotz des nahenden Sandsturms waren sie aufgebrochen. Sklaven, Krieger, ein paar »zivile« Sklavenjäger oder was auch immer sie sein mochten, und der Adept. Er glitt mit seinem fliegenden Teppich über die Gruppe hinweg, und hin und wieder grinste er Zamorra zu. Der begann sich darüber seine Gedanken zu machen. Er hatte die Reaktionen der Sklaven und vor allem der Aufpasser beobachtet. Demnach fühlten die sich durch die Anwesenheit des Adepten verunsichert. Es war also nicht gerade üblich, daß ein Adept einen Sklaventransport begleitete.
Inzwischen entsann er sich auch wieder, wann er den Begriff ORTHOS zum ersten Mal aufgeschnaçpt hatte. Es war in der Nähe des Chiemsees gewesen, als er durch eine von einem Dämon manipulierte Seance in eine andere Dimension geschleudert worden war. Es mußte diese gewesen sein! Er hatte gegen Krieger und gegen einen Adepten gekämpft, wenn er sich richtig entsann. Und irgend jemand hatte den Namen ORTHOS geschrien.
War ORTHOS ein Dämon oder etwas Ähnliches? Zamorra nahm es an, denn in dieser Welt schien das Böse die Oberhand zu haben. Er fragte einen der Sklaven, die neben ihm gingen. Der staunte nicht besonders, weil es sich wohl herumgesprochen hatte, daß Zamorra ein Fremder war, der sich nicht auskannte.
Der Gefangene verzog das Gesicht.
»Der ORTHOS ist ein Ort im Noordwyst von Aronyx, etwas über einen Tagesmarsch von der Hauptstadt entfernt. Dort regiert das Grauen. Der ORTHOS ist der Hort der Dämonen. Vom ORTHOS aus beherrschen sie die gesamte Welt.«
Zamorra schluckte. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit. Der Tonfall, in dem der Mann vom ORTHOS gesprochen hatte, war von unterschwelliger Angst beherrscht. Angst und Ehrfurcht! Demzufolge war es bestimmt nicht nur ein Schloß, in dem einer der Abgesandten Luzifers residierte, sondern weit mehr, als menschliche Fantasie sich ausdenken konnte.
Und da war noch etwas, was Zamorra ganz nebenbei aufgefallen war. »Noordwyst? Was ist das?«
»Eine Himmelsrichtung. Du mußt wirklich von weither kommen, daß du das nicht weißt.«
Ein Verdacht überkam den Professor. Er beherrschte die in dieser Welt vorherrschende Sprache seltsamerweise perfekt, aber dieser Himmelsrichtungsname war ihm fremd.
»Wieviele Himmelsrichtungen gibt es eigentlich?«
»Fünf…«
Und aus Wyst jagte der Geisterwind heran und brachte den Sandsturm mit sich…
***
»Der Geisterwind«, flüsterte Ayna. »Er zieht über das Land…«
Nicole lauschte. Zwischen den im Sand knirschenden Schritten der Menschen, zwischen dem Knarren des Leders und den Stimmen der Krieger und Sklaven, zwischen dem leisen Flappen des fliegenden Teppichs vernahm sie ein eigenartiges, klagendes Singen, das von weither kam. Dunkle Wolken trieben über den Abendhimmel heran und schwärzten die rote Sonnenscheibe, die bereits dicht über dem Horizont stand.
»Das sieht mir mehr nach einem Sturm aus«, bemerkte sie.
»Es mag Sturm sein, Orkan oder Wind. Es ist unbedeutend. Es ist der Geisterwind!«
So etwas wie Ehrfurcht klang in Aynas Stimme mit. Nicole schüttelte den Kopf. »Warum nennt man ihn den Geisterwind?«
»Ich weiß es nicht. Der Name wurde von den Grecern erdacht. Der Geisterwind jagt über die ganze Welt und singt sein Klagelied. Und er tritt nur dann auf, wenn etwas Bedeutendes irgendwo auf der Welt geschieht.«
Nicole schwieg.
»Das erste Mal«, sagte Ayna leise, »weinte der Geisterwind, als die Welt erschaffen wurde. Das zweite Mal, als ORTHOS und OLYMPOS entstanden. Und das dritte Mal, als Damon und Byanca in die Welt kamen. Das muß jetzt über dreitausend Jahre her sein.«
»Woher willst du dann wissen, daß das, was da hinten heult wie ein liebeskranker Werwolf, der legendäre Geisterwind ist?«
Nicole sah die Gänsehaut auf Aynas Schultern. Das khysalische Mädchen erschauerte.
»Ich weiß es einfach«, sagte sie.
»Irgendwo geschieht wieder etwas Bedeutendes. Vielleicht geht heute die Welt unter.«
Nicole schluckte. Trotz allem, was Ayna ihr in den -letzten Stunden erzählt hatte, barg diese Welt noch viele Geheimnisse.
Die rote, inzwischen von den Wolken fast
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