0186 - Das Zauberschwert
des Todes; gezüchtigte Sklaven sind wertlos und sterben. Du wirst eine Nummer erhalten und dich anschließend drüben«, er deutete die Stelle ungefähr an, »bereithalten. Da wird der heutige Transport bereitgestellt. Du gehörst dazu.«
»Wie ist es mit Essen?« fragte Zamorra. »Und Kleidung?«
»Mit Essen ist nichts mehr«, unterrichtete ihn Xar. »Dafür ist es schon zu spät, und für einen Sklaven wird die Küche nicht extra geöffnet. Sage, daß man dir einen Lendenschurz geben soll. Und nun vorwärts!«
Zamorra nickte. Was blieb ihm anderes übrig, als vorerst den Anordnungen zu folgen? Aber er beschloß, jede sich ihm bietende Gelegenheit zu nutzen.
Und er mußte erfahren, wo sich Nicole aufhielt. Wenn sie unter ähnlichen Begleitumständen wie er in diese Dimension verschlagen worden war, war man vielleicht ebenfalls schon auf sie aufmerksam geworden. Und wenn sie Pech oder Glück hatte, würde sie im gleichen Sklavenlager eintreffen…
Vielleicht aber war sie auch in einer völlig anderen Welt gelandet.
»Wir werden es erfahren«, murmelte Zamorra und ging vor den Kriegern her, um sich erfassen zu lassen.
***
»Ich verstehe dich nicht«, sagte Xar später. »Was ist an diesem Fremden Besonderes, daß du solches Theater um ihn machst?«
Der Adept lächelte kalt. »Er kommt aus einer anderen Welt und kann nichts darüber verraten. Ich kann seine Barriere nicht durchbrechen. Ich werde den Transport begleiten und versuchen, ihm sein Wissen dennoch unterwegs zu entreißen. Wenn es mir nicht gelingt, bleibt er wertlos für uns, falls er aber spricht und willens ist, mit uns zusammenzuarbeiten, wird er zu unserer stärksten Waffe!«
»Ich verstehe immer noch nicht«, sagte Xar.
Der Adept lachte. »Das wiederum verstehe ich, denn du bist nicht eingeweiht. Kennst du nicht die Legende von Damon und Byanca, die auf der Straße der Götter wandelten? Dieser Fremde könnte Damons Werk vollenden, denn er hat die Kraft. Ich sah es, als er nach dem Kristall griff. Aus welcher Welt auch immer er sein mag, er kennt die Kristalle und weiß um ihre Macht. Er könnte ein zweiter Damon werden und dem ORTHOS zum Sieg verhelfen.«
Der Offizier zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst.«
Der Adept starrte an ihm vorbei gen Wyst, wo der ORTHOS lag. »Hörst du es?« fragte er leise.
»Was?« Der Offizier lauschte.
»Der Geisterwind kommt«, flüsterte der Adept. »Wie damals, vor mehr als dreitausend Jahren in jener Nacht, in der Damon und Byanca erwachten! Wie damals…«
Und in der Ferne begann der Geisterwind sein verhaltenes Lied zu singen…
***
Es verging einige Zeit, bis der Transport abmarschierte. Zamorra hatte einen Lendenschurz erhalten und den Ratschlag, jedem Befehl der Grecer zu gehorchen, ohne zu widersprechen. Er war auch über die Zone des Grauens informiert worden, die das SklavenSammellager umgab. Eine erheblich enger gefaßte Zone würde auch den Transport umhüllen und mit ihm wandern; die Hoffnung, unterwegs zu entfliehen, war also ziemlich illusorisch.
Zamorra begann nach einer blonden Frau zu fragen. Davon gab es gleich ein paar Dutzend im Lager. Schließlich wandte er sich an ein paar der Krieger, die sich um die Sammelstelle des Transportes postiert hatten.
»Wir können ja nach deinem Schätzchen Ausschau halten! Wenn wir es einfangen, bringt es hoffentlich einen guten Preis!« lachte einer der Gerüsteten.
Langsam kam er zu der Erkenntnis, daß es recht zweifelhaft war, Nicole hier im Lager zu finden. Immerhin war sie zur gleichen Zeit mit ihm verschwunden, konnte also…
Es bestand also die Möglichkeit, daß sie sich noch in Freiheit befand - oder von anderen Sklavenjägern erwischt worden war, vielleicht in einem anderen Sammellager. Zamorra zweifelte nicht daran, daß es mehrere geben mußte. Der Aufwand, den er hier beobachten konnte, sprach dagegen, daß es sich bei diesem Lager um einen Einzelfall handelte.
Er mußte zusehen, daß er die Freiheit zurückgewann. Und vielleicht bot sich trotz der Zone des Grauens bald eine Chance.
Zamorra sah, wie sich in der Ferne dunkle Wolken zusammenballten. Aber es waren keine Regenwolken. Er hatte etwas Ähnliches einmal in der Sahara erlebt.
Ein Sandsturm zog auf…
***
Der Transport setzte sich in Bewegung. Ayna fragte sich, warum sie ausgerechnet zum Abend hin aufbrachen. Aber die Grecer mußten ihre Gründe dafür haben.
Die dreißig Sklavinnen und Sklaven setzten einen Fuß vor den anderen. Die meisten von ihnen schwiegen.
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