0187 - Duell der Dämonen
Rhonacon! Ich flehe dich an, Zamorra! Warne sie! Nur du kannst es!«
Der Meister des Übersinnlichen preßte die Lippen zusammen.
»Nimm meinen Dhyarra«, hauchte Cyros. »Warte… ich werde ihn in dein Bewußtsein verschlüsseln…«
Er streckte die Hand mit dem Kristall nach Zamorra aus. Der kam ihm mit einer leichten Verneigung entgegen. Zyros drückte ihm den Kristall gegen die Stirn.
Zamorra fühlte unsichtbare Energieströme, spürte, wie etwas zerbrach und etwas anderes entstand. Der Kristall verband sich mit Zamorras Bewußtsein. Niemand außer ihm würde ihn jetzt benutzen können.
»Er ist Erster Ordnung«, flüsterte der Adept. »Mehr… verkrafte ich nicht und…«
»Laß mich dir helfen«, murmelte Zamorra und nahm den Kristall in die Hand. »Wie du mir geholfen hast…«
»Zu spät«, schrie Cyros auf. »Sie greifen an! Fühlst du nicht die Schwingungen? Magie greift nach uns! Geh nach Rhonacon! Schwöre! Deine Nicole hat einen Monat Zeit!«
Zamorra sah die entsetzliche Angst in den Augen des Sterbenden. Es war keine Angst vor dem Tod, sondern Angst davor, daß die Heere von Grex über ein ahnungsloses Land herfallen würden. Und etwas von dieser Furcht sprang auf ihn über. Er entsann sich der Strahlwaffen, der fliegenden Teppiche… und der riesigen Laserkanone auf dem Deckaufbau der Galeere. Wer konnte gegen solche Waffen bestehen?
Er griff nach der Hand des Sterbenden.
»Ich werde Rhonacon warnen«, sagte er.
»Flieh!« schrie der Adept, bäumte sich auf und starb in aufgerichteter Haltung.
Zamorra fühlte plötzlich, wie etwas an ihm zu zerren begann, ihn auflösen wollte. Seine Hand tastete nach der Strahlwaffe eines Bewußtlosen, aber sie zerpulverte, ehe er sie noch erfassen konnte. Eine eigenartige Vernichtungsfront wälzte sich durch den Kaum, an der Tür beginnend, wie zuvor die lähmende Energie des Adepten ihn durchdrungen hatte.
Zamorra sprang auf.
Nicole! durchfuhr es ihn, und dann setzte er den Dhyarra-Kristall zum ersten Mal bewußt ein.
Er baute ein gegenpoliges Kraftfeld auf. Überrascht registrierte er, wie leicht es ihm fiel. Funken knisterten, wo beide Kraftfelder sich berührten.
Er nahm die Robe des Adepten an sich. Sie war kunstvoll bestickt und mochte als Erkennungszeichen dienen, wenn er nach Rhonacon kam. Darüber hinaus konnte er sich dadurch als Adept tarnen. Wahrscheinlich würde niemand in Grex damit rechnen, daß der Gesuchte ausgerechnet in einer Adeptenkleidung unterwegs war.
Da brach sein Abwehrfeld zusammen, und mit größerer Wucht als zuvor stieß die tödliche schwarze Kraft vor. Zamorra jagte einen Befehlsimpuls in den Kristall.
Im nächsten Moment gab es ihn im Tempel nicht mehr, aber alles, was sich noch im Raum befand, zerpulverte zu hauchfeinem Staub.
***
»Geh in die Grotte«, sagte der Mann, den sie alle Merlin, den Zauberer, nannten. »Geh und wecke Byanca aus ihrem langen Schlaf. Ich spüre das Unheil. Selbst ich kann nicht mehr cingreifen. Damon ist stärker als wir alle ahnen konnten. Er hat Asmodis besiegt und sich zum Fürsten der Finsternis aufgeschwungen. Und er ist der Mächtigste, der jemals auf diesem Thron saß. Ich glaube, er könnte sogar LUZIFER besiegen.«
Merlin machte eine Pause, dann berührte er die Schulter der jungen Frau, die vor ihm stand.
»Nur Byanca vermag ihm zu widerstehen, denn sie hat die gleiche Kraft wie Damon. Wecke sie, auf daß sie das Schlimmste verhüte. Denn wenn sie ihn nicht stoppt, wird er nicht nur die Welt beherrschen. Selbst ich…«
Er verstummte, sah das Erschrecken im Gesicht der Frau und wandte sich schweigend ab.
Sie erahnte, was er ihr nicht mehr gesagt hatte:
Selbst ich bin nicht sicher, ob ich stärker bin als er!
***
Vorsichtig öffnete Nicole die Augen. Sie fürchtete, ein Schauerbild sehen zu müssen, aber es war Aynas Gesicht. »Endlich«, sagte die Khysalerin. »Ich dachte schon, du wärest tot.«
Langsam richtete Nicole sich auf. »Zamorra«, flüsterte sie, sich erinnernd. »Tot…«
Sie hatte keinen Grund, den Worten der Adeptin nicht zu glauben. Sie hatte doch den Laserblitz gesehen, und dann…
Sie sah, wie die Katze den Kopf hob. Die grünen Augen funkelten, und die dreieckigen Ohren richteten sich auf Nicole. Das Tier erhob sich und sprang zu Nicole auf das Lager. Die Französin griff zu und streichelte die Katze, die vergnügt schnurrte und die Pfoten abwechselnd spreizte und rundete, was ihr bei der Khvsalerin den Namen »Rundpfoter« eingetragen hatte.
Zamorra
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