0187 - Mannequins mit Mörderaugen
ausgezeichnet gefiel. Ich hatte nichts dagegen, das war eben etwas für die Frauen.
Nur bei mir hatte das ungute Gefühl nicht weichen wollen. Ich glaubte fest daran, daß noch irgend etwas passieren würde.
Deshalb ließ ich meine Blicke nicht nur aus reiner Neugierde über die Besucher schweifen, ich hielt auch Ausschau nach Typen, die in mein Genre paßten.
Mordliga und so…
Da war allerdings nichts zu sehen. Wenn Lady X und andere wirklich vertreten sein sollten, hielten sie sich ausgezeichnet im Hintergrund. Sie würden erst erscheinen, wenn ihre Zeit reif war. Zudem hatten sie im Centre Pompidou auch genügend Möglichkeiten, sich unsichtbar zu machen.
Ich zündete mir eine Zigarette an. Über die Flamme hinweg sah ich einen Jüngling aus der Modebranche, der einen so engen dunkelroten Anzug trug, daß er mich fast schon an ein Trikot erinnerte.
Sein blondes Haar hatte der Kerl im Popperschnitt frisiert. Die Strähnen fielen ihm über ein Auge. Seine Zigarette rauchte er aus einer Spitze und gab sich in seinen Bewegungen ungeheuer sexy.
Hinter ihm erschien Sheila Conolly. Sie hob den Arm und winkte, schob den Schönen zur Seite und kam auf uns zu.
Sheila war in ihrem Element. Die Augen blitzten, sie war etwas außer Atem, blieb bei uns stehen und preßte ihre Hand gegen die Brust. »Kinder, das gibt’s nicht«, sagte sie.
»Was gibt es nicht?« fragte Jane.
Sie deutete in die Runde. »Die Leute hier. Die machen ja eine Schau, sagenhaft. Aber schön.«
Ich wollte ihr nicht widersprechen. Sheila freute sich wirklich über diesen Modezirkus.
Auch sie war entsprechend gekleidet. Ihr blondes Haar hatte sie zum Teil unter einem Hut mit breiter Krempe verborgen. Dazu trug sie eine dunkle, enge Hose im Torero-Look und darüber den locker fallenden leichten Strickpullover eines italienischen Designers. Auf ihn war ein Panther gestickt, der seinen hinteren Körper auf Sheilas Rücken hatte, um die Taille herumlief und sein Maul dicht vor Sheilas Brust aufriß. Das war der neueste Schrei, hatte ich mir sagen lassen. Nur gut, daß Bill Conolly den Pullover nicht sah. Er hätte seine Bemerkungen dazu fallenlassen.
»Wann beginnt denn die Schau?« fragte ich.
Sheila winkte ab. »Das darfst du hier nicht so genau nehmen. Wir sind in Paris, da haben die Leute Zeit, wirklich.«
Das stimmte, denn Bedienstete gingen mit Getränken herum, und da wir uns in Frankreich befanden, gab es gleichzeitig auch einige Appetithäppchen dazu.
Suko und ich aßen auch. Shao und Jane nahmen ebenfalls etwas.
»Und was ist mit den Mannequins?« fragte ich.
»Wieso?«
Ich schaute Sheila an. »Sollen ja eine Superschau sein, die vier Perlen. Jedenfalls steht so einiges in den Zeitungen, die ich heute noch schnell überflogen habe.«
»Das stimmt. Ich habe sie auch noch nicht gesehen.«
»Was ist denn mit ihnen?« fragte Shao.
Sheila drehte sich um. »Keine Ahnung. Sie sollen angeblich zu den schönsten Frauen der Welt gehören und sich selten in der Öffentlichkeit zeigen, weil sie…« Sheila hob die Schultern. »Ehrlich, Freunde, genau weiß ich es auch nicht.«
»Da bin ich mal gespannt«, sagte ich.
Suko lockerte seine Krawatte. Dabei verzog er das Gesicht. Die Lampen strahlte Wärme aus. Ich hätte mich am liebsten draußen aufgehalten, wo der kühle Herbstabend praktisch vor der Tür lag.
»Hast du Geschäfte abschließen können?« wollte Jane Collins wissen.
»Nein, noch nicht, aber Kontakte geknüpft. Die sind in diesem Geschäft unheimlich wichtig.«
»Was willst du eigentlich rausbringen?« fragte ich.
»Och, mal sehen.« Sheila lächelte und klaubte mir mit zwei Fingern eine Fluse vom Jackett. »Vielleicht auch Mode für Männer.«
»Ha, da wird sich Bill freuen, wenn er den Dressman spielen und sich in irgendeinen Frack hineinzwängen soll.«
Sheila winkte ab. »Ach, du hast ja keine Ahnung. Ihr seid eben alle drei Modemuffel.«
»Und wer ist der dritte?«
»Suko natürlich.«
Ich drehte mich zu meinem Freund um. »Da hast du’s.«
Der Chinese nickte. »Ich fange auch gleich an zu weinen.«
Dann meldete sich eine Glocke. Nicht sehr schrill, jedoch so, daß alle es hören konnten.
»Kommt, die Schau geht los«, sagte Sheila und drehte sich bereits um. Sie war völlig aus dem Häuschen. Ich gönnte es ihr.
Wir blieben dicht beisammen, als wir auf die große Doppeltür zuschlenderten, durch die die geladenen Gäste mußten. Die Eintrittskarten wurden kontrolliert, wir durften passieren.
Zuerst fiel
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