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0187 - Mannequins mit Mörderaugen

0187 - Mannequins mit Mörderaugen

Titel: 0187 - Mannequins mit Mörderaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mir der erhöhte Laufsteg auf. Wie mit dem Lineal gezogen, durchschnitt er den Raum und begann dort, wo ein dunkler Vorhang eine Tür in der Wand verdeckte. Von da würden die Mannequins kommen.
    Eine angenehme Überraschung für uns waren die Tische. Wir hockten nicht auf Rasierplätzen dicht am Steg, sondern konnten zwanglos Platz nehmen. Egal wo man auch saß, man hatte von jedem Platz aus einen guten Blick auf den Steg, der mit beigebraunem Samt bedeckt war. Schräg hinter ihm, wo sich Decke und Wand trafen, sah ich zahlreiche Lampen, die auf einer Schiene befestigt waren. Ansonsten brannten nur Wandleuchten. Sie gaben soviel Licht ab, daß wir die Getränkekarte lesen konnten.
    Sheila hatte einen wirklich guten Tisch bekommen. Ziemlich nahe an der Bühne, in der ersten Reihe, hatten wir unseren Platz. Zuerst setzten sich die Frauen. Und zwar so, daß sie die Bühne im Auge behalten konnten. Sheila machte ihre Minox klar. Sie wollte einige Aufnahmen schießen.
    Es dauerte seine Zeit, bis die Tische besetzt waren. Dann schloß man die Tür. Das im Raum schwebende Gemurmel hörte sich sofort dumpfer an.
    Ein Ober fragte nach unseren Wünschen. Wir bestellten Wein, keinen Sekt, womit man mir einen Gefallen tat. Suko hätte gern Wasser bestellt, aber da war der Ober bereits verschwunden.
    Ich schaute auf meine Armbanduhr.
    Es war schon zwanzig Uhr vorbei. Pünktlichkeit kannte man hier in Paris nicht. Einige Nachzügler trafen ein, und schließlich war es fast einundzwanzig Uhr, als die Spotlights über dem Laufsteg aufglühten und lange Lichtbahnen nach unten warfen. Die Schau begann!
    ***
    Wie von der Schnur gezogen, drehten sich die Köpfe der Zuschauer nach links, wo der Steg auf den Vorhang zulief. Der wurde auch schon geteilt, und unter Beifall erschien die erste Person.
    Kein Mannequin, sondern der Conferencier. Der Ansager zeigte ein Zahnpastalächeln, trug einen blauen Smoking, hielt ein Mikro in der Hand und verbeugte sich so tief, daß man Angst haben konnte, er würde sich das Rückgrat verrenken.
    Der Beifall verklang. Die erste Rede des Abends begann. Und sie interessierte Suko und mich herzlich wenig. Der Knabe lobte die Mode in den höchsten Tönen. Für ihn schien es nichts anderes zu geben, als daß sich Frauen drei bis viermal im Jahr neu einkleideten.
    Er begann in der Vergangenheit, erzählte zwischendurch einige Bonmots geschichtlicher Größen und kam sich ungemein witzig vor.
    Ich hielt die Augen halb geschlossen, nippte hin und wieder an meinem Wein und ließ ansonsten den Lieben Gott einen guten Mann sein.
    Die Frauen hörten genau zu, während Suko, ebenso wie ich, die Blicke durch den Raum schweifen ließ.
    Sehr viel war von den Gästen nicht zu sehen. Die Strahlen der Scheinwerfer konzentrierten sich zu sehr auf die Bühne, als daß sie auch die Zuschauer noch in ihre Lichtbahnen mit eingeschlossen hätten. Die Gesichter blieben verschwommen, vielfach sah man nur helle Flecke.
    Gespräche waren verstummt, hin und wieder trank jemand einen Schluck. Reporter sah ich am Boden hocken, es herrschte insgesamt gesehen eine erwartungsvolle Atmosphäre, allerdings keine dämonische oder böse.
    Befanden wir uns auf einem Irrweg? Hatten wir uns vielleicht nur eingebildet, daß diese Mannequins die Modenschau stören wollten?
    Sicher, es war eine gewagte Hypothese, doch die Erfahrung lehrte, daß es gerade die gewagtesten Vermutungen waren, die oft zum Erfolg führten.
    Hoffentlich auch hier…
    Ich stellte es mir schrecklich vor, wenn plötzlich Mitglieder der Mordliga hier hereinplatzten und das Grauen und den Tod über die Menschen bringen würden.
    »Und jetzt, Mesdames, Messieurs, will ich nicht länger mehr stören. Sie alle warten auf die vier Mannequins, um die ein so großes Geheimnis gemacht worden ist.« Er legte eine Pause ein und lächelte. »Etwas kann ich Ihnen verraten. Sie sind da, sie leben, ich habe sie gesehen. Wesen aus Fleisch und Blut, Mädchen, wie man sie nur selten zu sehen bekommt. Und sie werden Kleider vorführen, die bestimmt auch Ihren Geschmack treffen, da bin ich sicher.«
    Er verbeugte sich und nahm den Beifall entgegen. Man konnte das Gefühl haben, er würde den Applaus aufsaugen wie ein trockener Schwamm das Wasser.
    Der Beifall verebbte. Mit leichten Schritten verschwand der Ansager, blieb jedoch vor dem Vorhang stehen und zog die rechte Hälfte auf.
    Das erste Mannequin erschien.
    »Voilá!« rief er. »Das ist sie. Bitte, Beifall für unsere Freundin Violetta

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