0188 - Die lebenden Toten
unaufhörlich ihre Gamma-schauer ausstrahlen. Das wäre ein gutes Peilobjekt. Wir haben es also nicht nur mit den sogenannten Schwarzen und den noch unbekannten Stadtbewohnern zu tun, sondern außerdem noch mit den Blues. Sie wissen, wie schnell sich die Front einer kämpfenden Schlachtflotte um einige hundert Lichtjahre verschieben kann. Es gibt immer Notsprünge, Fluchtbeschleunigungs-Manöver, Umgruppierungen und was der Dinge mehr sind. Sie sollten daran denken, Großadministrator."
Mory drehte sich um. Sie wirkte konzentriert und angespannt.
„Wir werden daran denken", stimmte Perry zu. „Vorerst haben wir aber dafür zu sorgen, daß wir die hiesigen Intelligenzwesen kennenlernen. Wir bleiben den Rest des Tages in der Höhle.
Morgen früh, kurz vor Sonnenaufgang, beginnen wir mit dem Abstieg."
„Nahrungsmittel?" Bully hatte nur dieses Wort ausgesprochen. Es schlug ein wie eine Bombe. Rhodan biß sich auf die Lippen. Kasom rieb sich sofort die Magengegend. Auch ich fühlte schon den Hunger. Perry sah ärgerlich auf. „Wir haben erst vor wenigen Stunden ausgiebig gegessen."
„Robotgefertigten Nährbrei, ja", bemerkte Bull mürrisch. „Ich habe schon tagelang hungern müssen, sogar unter extremeren Umständen als hier.
Man stirbt nicht so schnell an einem leeren Magen. Außerdem können wir versuchen, auf den Terrassenstufen jagdbares Wild zu finden. Die Vegetation beginnt schon vierhundert Meter tiefer. Wir steigen morgen ab. Unsere Körper sind durch den Hitzemarsch und die vorangegangenen physischen Belastungen viel mehr geschwächt, als wir annehmen. Schlaf ist jetzt die beste Therapie."
Er hatte recht. Kasom stieß einen tiefen Seufzer aus und sah Perry anklagend an. '"Dann gehe ich wenigstens Frischwasser holen", meinte der Ertruser. „Das brauchen wir auf alle Fälle."
Perry und ich erhoben uns. Wir wollten die Quelle kennenlernen.
Im gleichen Augenblick erwachte der Mutant aus seiner schläfrigen Haltung. „Jemand kommt", sagte er mit tonloser Stimme. Seine Augen glänzten stumpf. „Ich orte Mentalimpulse. Nein, es handelt sich nicht um Schwarze. Diese Wellenfront wird von einem Stadtbewohner ausgestrahlt. Ich kenne die Frequenz von der Landung her. Es ist eine einzelne Person." Ich ließ meine Waffe in das Gürtelhalfter zurückgleiten und beobachtete Noir. Er schaute verwundert um sich. „Seltsam. Seine Gefühlsregungen liegen klar vor mir. Der Fremde ist nervlich stark angespannt, aber er denkt nicht an einen Angriff. Er konzentriert sich, Gefahrenmomente tauchen auf. Vielleicht ein Jäger?" Mory stieß einen hellen Ruf aus und deutete überrascht nach unten. Wir rannten zum Höhleneingang hinüber. Aus dem Dunst der Tiefe schälte sich ein glänzender Körper mit weitgespannten Schwingen und einem aerodynamisch vorteilhaften Rumpf heraus. Hier und da brach sich das Sonnenlicht im Glas der Kanzelverkleidung. Dann zuckten blendende Blitze in den Himmel. Ich war fassungslos! Auf dieser Welt hätte ich alles mögliche erwartet; wilde Tiere, barbarische Bewohner und feuerspeiende Vulkane -nicht aber ein Segelflugzeug, das nun mit schwereloser Eleganz und völlig lautlos im Aufwind sein Spiel trieb, die Naturgewalten überlistete und immer höher am Steilhang entlangstrich.
Es war eine sehr große Maschine. Die Form der Schwingen hätte von einem terranischen Spezialisten nicht besser konstruiert werden können. Der Rumpf besaß ein hoch aufragendes Seitenleitwerk mit aufgesetztem Höhenleitwerk. Das Spiel der Ruder war einwandfrei zu erkennen. Der Segler wurde von einem erstklassigen Piloten geflogen; von einem Wesen, das die Tücken des heftigen Warmluftstromes kannte und ihn für seine Zwecke ausnutzte. Der enge Kurvenflug dicht am Steilhang war riskant.
Manchmal schienen die Tragflächen hervorstehende Felsen oder Bäume zu streifen. „Phantastisch!" sagte Rhodan mit glänzenden Augen. Ich dachte an die Zeit zurück, als Perry Rhodan noch ein unbekannter Astronaut der Menschheit gewesen war. Damals, noch vor seiner Spezialausbildung, hatte er oft Segler geflogen.
Auch ich hatte viele hundert Male in Maschinen dieser Art gesessen. Ich konnte mich genau an einige weite Überlandflüge erinnern, an die widrigen Luftströmungen über weiten Wasserflächen und an das erhebende Gefühl im Aufwind. Ich verstand nun, wieso Noir von einer nervlichen Anspannung gesprochen hatte. Der unbekannte Pilot mußte sich voll konzentrieren, um von den Heißluftböen nicht gegen die Felswände gedrückt
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