0189 - Am Schreckensfluß
schmale Brückenkonstruktion stärker zu schwanken. Sofort reduzierte er seine Geschwindigkeit wieder. Er hatte das Knirschen gehört. Es bestand die Gefahr, daß die Brücke unter den Erschütterungen der Schritte zusammenbrach. Kerr sah hinunter in die Fluten des Clothi. Sie strömten sehr schnell, und aus ihnen ragten überall scharfkantige Felsbrocken hervor. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde ein Sturz nicht ohne schwerwiegende Verletzungen abgehen.
Kerr versuchte, sich auf den zeitlosen Sprung zu konzentrieren. Doch es gelang ihm nicht. Vielleicht lag es daran, daß er nur ein »halber« Druide war.
Immer näher kamen die beiden Vampire, waren jetzt schon deutlich zu erkennen. Sie waren mannsgroß und teilten sich jetzt auf. Einer strebte dem Anfang der Brücke zu, der andere dem Ende. Was hatten sie vor? Wollten sie den Weg versperren, oder wollten sie von zwei Seiten angreifen?
Ein Blick zu Byanca. Sie zeigte keine Regung, aber sie machte offenbar auch keine Anstalten, Magie einzusetzen.
Kerr ging weiter. Je näher er der Fledermaus kam, desto unwohler fühlte er sich. Das riesige Tier hatte sich jetzt auf das Brückengeländer gekauert und begann zu schaukeln. Als Kerr sich umsah, stellte er fest, daß der andere Vampir das gleiche tat.
Sie hatten es nicht auf Blut abgesehen! Sie wollten die beiden Menschen in die Tiefe stürzen!
»Mistvieh!« schrie Kerr. Er griff in die Innentasche seiner Jacke, wo seine Dienstwaffe steckte. Vielleicht gelang es ihm, die Vampire mit gezielten Schüssen der magisch aufgeladenen Kugeln zu töten. Er blieb stehen und zielte beidhändig.
Aber die schmale Brücke schwankte schon zu heftig und knarrte und knirschte gefährlich. Sie konnte jeden Moment zerbrechen, und Kerr fand kein Ziel.
Mit einem Fluch steckte er die Waffe wieder ein.
»Warum tun sie das?« fragte Byanca hinter ihm. »Warum greifen sie uns nicht an?«
»Hörst du nicht das morsche Holz knacken?« schrie er bestürzt. Begriff Byanca nichts? Oder hatte sie in ihrer anderen Welt noch nie eine morsche Holzbrücke gesehen? »Sie bringen den Steg zum Einsturz!«
Knacks!
Das Geräusch kam von der Brückenmitte.
Jetzt war alles egal. Die Brücke brach. »Schnell! Vorwärts!« schrie Kerr, taste nach Byancas Hand, erwischte ihren Unterarm und riß sie hinter sich hier.
Auf den Vampir zu, der immer noch heftig schaukelte und die Zähne fletschte! Sie liefen! Jetzt kam es nicht mehr darauf an, keine Erschütterungen zu erzeugen. Die Brücke brach bereits. Kerr fühlte, wie sie sich zu senken begann.
Da gab es den harten Ruck in seiner Hand und den entsetzten Aufschrei. Byanca war auf dem feuchten Holz abgerutscht und rutschte unter dem berstenden Geländer hindurch!
***
Zamorra fühlte einen harten Aufprall, aber dadurch kam die Teppichkugel, die ihn umschloß, noch nicht zur Ruhe. Ihm war, als sei er gegen einen massiven Ast geprallt und stürze jetzt von einer Baumetage zur nächsttieferen. So gut es ging, versuchte er in der Kugel seinen Kopf vor harten Stößen zu schützen, und endlich kam die Kugel zur Ruhe.
Er war ein wenig benommen und brauchte ein paar Minuten, um sich zu erholen. Dabei stellte er fest, daß die Atemluft immer knapper wurde.
Er versuchte, den Teppich auseinanderzudrängen, und da er nicht gerade einer der sieben Schwächsten war, hätte es ihm gelingen müssen. Aber es gelang nicht! Es war, als hätte Magie die Kugel irgendwie verschweißt.
Schon etwas kurzatmig werdend, griff er jetzt endlich nach dem Schwert und begann es durch die Teppichschicht zu bohren. Endlich stieß die Klinge hindurch, und von da an wurde es etwas einfacher. Er schnitt eine Öffnung hinein und kroch hindurch.
Der Teppich war jetzt endgültig hinüber. Mit dem kam er keinen halben Meter weiter. Und jetzt befand er sich auf dem Boden des Dschungelwaldes. Die Stämme standen weit auseinander, aber der Boden war mit Büschen und Sträuchern, hauptsächlich aus extrem breitblättrigen Pflanzen bestehend, bewachsen. Er selbst war direkt neben einem mächtigen Baumstamm gelandet.
Blattwerk raschelte.
Zamorra stutzte. Hier, am Dschungelboden, konnte es keinen Wind geben, der die Blätter zum Rascheln und Rauschen brachte.
Er hob den Kopf.
Und sah, wie die Riesenschlange sich vom Ast herabfallen ließ - direkt auf ihn!
***
Sarkana sah, wie die anderen Dämonen hereinwirbelten. Master Grath wurde zur Seite geschleudert, rollte gegen eine Wand und blieb dort reglos liegen. Sarkana hoffte, daß das
Weitere Kostenlose Bücher