0189 - Dämonen im Raketencamp
allerdings an einigen Stellen unterbrochen, so daß das dunkle Blau eines Kettenhemdes durchschimmerte.
Die Arme hatte die Figur auf der Brust gekreuzt. Ihr goldenes Schwert steckte in einer ebenfalls goldenen Scheide, und im Gürtel war auch der goldene Dolch zu sehen.
Major Style räusperte sich. »Wer ist das?« fragte er.
Der Alte verneigte sich, bevor er eine Antwort gab. »Das ist der goldene Samurai.«
»Mehr nicht?« Die Frage klang spöttisch.
»Nein, aber er ist mächtig. Er ist der Hölle entkommen, und wir verehren ihn.«
»Woher habt ihr ihn?«
»Wir haben ihn aus Japan geholt, aus unserer Heimat, und wir warten darauf, daß er Tokata, den Samurai des Satans, tötet, wenn dieser irgendwann erweckt wird.«
Der Major runzelte die Stirn. Er hatte für die Worte des Alten nichts übrig. Sie gefielen ihm nicht. Er dachte an die Raumfahrt, an Mondlandungen und Ähnliches. Mythologie war für ihn die reine Spinnerei.
»Es paßt mir nicht, daß ihr hier in den Everglades so einen Mist veranstaltet. Wir befinden uns in der Nähe eines Weltraumbahnhofs, und ich habe die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß unsere Astronauten sicher von äußeren Einflüssen in den Weltraum gelangen. Geht das in Ihren Schädel rein?«
Der Alte nickte. »Ja, ich habe verstanden.«
»Das ist gut Dann wirst du sicherlich nichts dagegen haben, daß wir uns deinen komischen Samurai schnappen und ins Wasser werfen. Er paßt uns nämlich nicht.«
Erschrecken zeichnete sich auf dem Gesicht des Greises ab. »Das…«
»Das wollt ihr wirklich tun?«
»Ja, warum nicht?«
»Nein, nein!« Heftig schüttelte der Alte den Kopf, so daß sein Bart, wie von einem Windstoß erfaßt, hin-und herflog. »Das darf auf keinen Fall geschehen. Wirklich nicht, das könnt ihr nicht machen. Der goldene Samurai wird sich fürchterlich rächen. Ihr bringt andere in Gefahr, wirklich!«
»Hör mit dem Quatsch auf, Alter.«
Doch der Greis ließ sich nicht beirren. Er kam sogar auf den Major zu und krallte sich an dessen Arm fest. »Glaubt mir, die Rache des Goldenen wird schrecklich sein. Laßt es, bitte. Laßt uns hier in Ruhe. Wir tun nichts. Wir wollen die Welt nur vor einem großen Schaden bewahren.«
»Schafft ihn raus!«
Der Befehl galt den beiden Sergeants. Sie rissen den Alten von ihrem Major weg und schoben ihn durch die Tür.
Draußen klagte der Greis weiter. Er jammerte und beschwor die Männer, es nicht zu tun.
Der Major strich dort über seinen Ärmel, wo der Greis ihn berührt hatte. Dann wandte er sich an den Lieutenant. »Diese komische Figur wird schwer sein. Holen Sie sich ein paar Leute, die sie hinausschaffen.«
»Jawohl, Sir!« Der Lieutenant verschwand.
Wenig später kamen sechs Männer. Die kräftigsten Soldaten hatte sich der Offizier ausgesucht.
Style gab die Befehle. »Tragt ihn weg, und werft ihn in den verdammten Sumpf!«
Die Soldaten nickten.
Für einen Moment blieben sie vor der Figur stehen. Auch sie waren fasziniert von dem Anblick.
»Das ist ja Gold«, meinte einer.
»Wollen Sie den Befehl verweigern?« zischte der Major.
Das war das Startzeichen. Sechs Soldaten bückten sich und hoben die Figur an.
Sie war wirklich schwer. Die Männer hatten eine ungeheure Mühe, sie erst einmal hochzuhieven. Der Major sah dies und ordnete an, daß die beiden Sergeants mithalfen, während er von draußen die schrecklichen Klagen des Alten hörte.
Das kümmerte Style nicht. Er hatte seine Befehle, und die führte er auch durch. Schließlich sollte aus dem Major in nächster Zeit mal ein Colonel werden.
Einer der beiden Sergeants gab den Befehl. »Jetzt!« rief er, dann hoben die Männer die Figur in die Höhe.
Sie ächzten dabei. Es war schwer, den goldenen Samurai überhaupt hochzubekommen. Alle acht Männer zitterten, als sie es schließlich geschafft hatten.
Sie trugen ihn nach draußen. Mehr wankend als gehend erreichten sie die um die Pagode herumlaufende Veranda, wo der Greis zusammengesunken war und vor sich hin brabbelte. Tränen liefen aus seinen Augen. Als er den goldenen Samurai sah, hob er beide Arme und stieß wieder Klagelaute aus.
Die Männer verstanden nichts, weil er in seiner Heimatsprache redete.
Bis dicht vor die Absperrung traten die Soldaten mit ihrer Beute. Wohl jeder von ihnen dachte daran, daß es eine Schande war, diese wertvolle Beute in den Sumpf zu werfen. Man hätte sie zu Geld machen können, doch Style war unbestechlich.
Auf dem Wasser waren die Männer mit ihren Booten zur Seite
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