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0189 - Im Schatten der Ratte

0189 - Im Schatten der Ratte

Titel: 0189 - Im Schatten der Ratte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Schatten der Ratte (1 of 2)
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fiel durch die Spalten der vorgezogenen Vorhänge.
    Dillinger schnellte aus dem Sessel hoch.
    »Wer ist das?«, herrschte er die Frau an.
    Draußen hörte man das Brummen eines Automotors.
    Sie kam nur langsam zu Sinnen. Offenbar war sie erst spät eingeschlafen. »Ich weiß nicht«, antwortete sie schlaftrunken.
    Die Maschinenpistole in den Händen des Gangsters machte eine befehlende Geste.
    »Sieh nach!«, flüsterte er. »Aber mach keinen Fehler, verstanden?«
    Sie ging hinaus, musste die Wohnzimmertür ein wenig offen lassen. Dillinger presste das Auge an den Spalt.
    Ann kam nach wenigen Augenblicken zurück. Sie trug zwei Milchflaschen in den Händen.
    »Es war nur der Milchmann«, sagte sie. Sie stellte die Flaschen auf den Tisch, kam zu mir und machte sich wortlos daran, meine Fesseln zu lösen.
    Der Gangster lachte hart auf.
    »Okay, ab sofort gilt Bill als dein Vetter, der zu Besuch gekommen ist. Er wird in Zukunft die Tür öffnen. Kommt jemand aus der Nachbarschaft zu dir?«
    »Nein«, antwortete sie, ohne sich umzudrehen. »Ich verkehre mit niemand.«
    »Sehr gut! Wenn du deine Samaritertätigkeit an dem G-man beendet hast, koche Kaffee!« Er stieß die Tür voll auf und rief: »Bill!«
    Hunter kam aus dem Schlafzimmer. Er hielt seine Pistole in der Hand und zitterte noch.
    »Wer hat geläutet, John?«
    »Der Milchmann; du Feigling. - In Zukunft wirst du an die Tür gehen. Du bist Anns Vetter, verstanden, bist zu Besuch gekommen und hältst dich für einige Zeit hier auf. Ich werde dir die Verwandtschaftsverhältnisse noch eintrichtern. Jetzt pass erst einmal ein wenig auf den G-man auf, aber lass dich nicht von ihm überrumpeln. Bleib hier an der Tür und sorge dafür, dass ständig zehn Schritte Abstand zwischen ihm und dir liegen. - Ich werde baden.«
    Die Wohnzimmertür blieb offen, und ich sah, dass Dillinger die Haustür abschloss und den Schlüssel an sich nahm.
    Das Haus war einstöckig. Es enthielt nur das Wohnzimmer, einen Schlaf raum, die Küche und ein Bad, das zwischen Schlafraum und Wohnzimmer lag. Alle Zimmer waren von der Diele aus zu erreichen. Es handelte sich um einen dieser billigen Holzbauten aus vorfabrizierten Einzelteilen.
    Ann ging in die Küche. Wenig später zog der Duft von Kaffee durchs Haus.
    Als die Frau den Kaffee brachte, kam Dillinger aus dem Waschraum. Er trug ein frisches Hemd und eine andere Hose. Sein Haar lag glatt gebürstet am Kopf, und er war rasiert.
    »Los, G-man«, befahl er. »Scher dich ins Bad. Meinetwegen könntest du zwar im Dreck ersticken, aber du stinkst direkt beleidigend.«
    Zum ersten Mal seit rund vierundzwanzig Stunden stellte ich mich auf die Füße. Das Zimmer drehte sich sofort wie ein Karussell um mich, und ich musste mich am nächsten Stuhl festhalten, um nicht zu stürzen. Nur langsam gewarln ich Gewalt über meine Glieder.
    »Ich dachte immer, die Burschen vom FBI seien hart«, höhnte er. »Bist du aus Marzipan, dass du einen kleinen Knuff nicht vertragen kannst?«
    Unter Zuhilfenahme aller Kräfte taumelte ich durch das Zimmer. Für mich war es wie eine ganze Mount-Everest-Expedition.
    »Bring ihm Wäsche und einen Anzug!«, befahl Dillinger der Frau.
    Hunter wollte mir zum Duschraum folgen, aber sein Chef hielt ihn zurück.
    »Unnötig, Bill. Wir können alles sehen, solange die Wohnzimmertür offen bleibt.«
    Ich verstand seine Sorglosigkeit, als ich im Bad stand, es hatte keine Fenster, sondern nur eine Entlüftung, die zu eng war, um einen Mann durchzulassen. Ich duschte, fand einen elektrischen Rasierapparat auf dem Waschtisch und benutzte ihn. Zwischendurch klopfte Ann an die Tür und rief: »Ich lege Ihnen Handtücher und die Sachen vor die Tür.«
    »Danke!«, rief ich zurück. Später fischte ich das Zeug durch einen Spalt herein, trocknete mich und zog mich an.
    Das Duschen hatte mir zwar gut getan, aber mich doch so angestrengt, dass ich nur mit wankenden Knien die Couch erreichte und mich wieder legte.
    »Ich sage es ja«, grinste Dillinger. »Der Kerl ist aus Marzipan.«
    Ann brachte mir Kaffee und Sandwiches. Wieder blieb sie bei mir sitzen, während ich aß.
    Dillinger schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Es war das erste Mal, dass ich ihn rauchen sah, und an der Art, wie er die Zigarette verqualmen ließ, erkannte man, dass er keinen großen Genuss davon hatte.
    Er stand auf und schaltete das Radio ein. Die Nachrichten liefen, politische Meldungen wurden durchgegeben, aber dann horchte ich auf, als der Sprecher

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