Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0189 - Im Schatten der Ratte

0189 - Im Schatten der Ratte

Titel: 0189 - Im Schatten der Ratte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Schatten der Ratte (1 of 2)
Vom Netzwerk:
Füße auf meiner Brust, und wieder drang eine Stimme wie aus weiter Ferne an mein Ohr.
    »Der G-man kommt zu sich, John!«
    Wenn er sagte, dass ich zu mir kam, so dürfen Sie das nicht völlig wörtlich nehmen. Ich wusste meinen Namen wieder, und ich erinnerte mich in Bruchstücken daran, was zuletzt geschehen war, aber ich hatte jedes Zeitgefühl verloren, und meine Erlebnisse konnten ebenso gut fünf Tage wie fünf Minuten zurückliegen. Außerdem interessierte mich meine Umwelt scheußlich wenig. Ich war ganz mit mir beschäftigt. Mein Kopf schien den Umfang eines Ballons zu haben, und mir war so übel, als hätte ich einen Liter Whisky auf nüchternen Magen getrunken. Kurz und gut: Sie hatten mich fertiggemacht, sie hatten mich restlos fertiggemacht.
    Irgendwann hielt der Wagen. Ich glaube, ich war zwischendurch noch einige Male in Bewusstlosigkeit versunken. Jedenfalls bemerkte ich jetzt so etwas wie eine graue Helle um mich. Hände zerrten mich ins Freie, und die frische Luft brachte mich soweit zu Verstand, dass ich wenigstens einige Eindrücke von der Umgebung auf nahm. Zunächst sah ich einen Mann in der Uniform eines Sergeant der Staatspolizei.
    »Hallo«, dachte ich, »doch die Cops.«
    Dann sah ich genauer hin und erkannte unter der Mütze das Gesicht John Dillingers. Der Wagen, aus dem sie mich gezerrt hatten, war eines der zweifarbigen Fahrzeuge, wie die Staatspolizei sie benutzt.
    »Fass an!«, befahl Dillinger, bückte sich selbst und packte mich unter den Armen. Ein zweiter Mann erschien in meinem Gesichtsfeld und packte mich an den Beinen. Es war Bill Hunter.
    Sie trugen mich eilig durch einen kleinen Vorgarten, eine hölzerne Haustreppe hoch, und legten mich auf das Podest. Dillinger hämmerte mit der Faust gegen die Tür.
    Dem Licht nach zu urteilen, musste es etwa zwischen vier und fünf Uhr morgens sein. Der Himmel begann grau zu werden. Immer noch hämmerte Dillinger gegen die Tür. Dann hörte ich, dass sie geöffnet wurde, und ich drehte mühsam den Kopf.
    Eine Frau stand im Rahmen. Sie hatte einen Morgenrock an, und ihr Haar war vom Schlaf noch verwirrt.
    Dillinger stieß sie einfach zur Seite, packte mich am Kragen und schleifte mich über die Schwelle.
    »John!«, stammelte die Frau. »John, ich wollte dich nie Wiedersehen.« Sie schrie plötzlich: »Geh! Du Mörder, geh!«
    Dillinger war mit einem Satz bei ihr.
    »Sei still!«, zischte er ihr ins Gesicht. »Sei still oder…« Sie wich von ihm zurück.
    Der Gangster ließ sofort von ihr ab, packte Hunter und zerrte ihn hinaus.
    Ich versuchte, den Blick der Frau zu finden. Sie hielt beide Hände vor den Mund gepresst und starrte mich mit dem Ausdruck fassungslosen Entsetzens an.
    Ich probierte, ob meine Zunge funktionierte. Es ging noch, und ich bekam die Worte heraus: »Würden Sie mir einen Schluck Wasser geiben?«
    Zuerst schien sie nicht verstanden zu haben. Dann eilte sie hinaus und kam mit einem Glas Wasser in der Hand wieder. Sie kniete neben mir nieder, versuchte meinen Kopf anzuheben und setzte das Glas an meine Lippen.
    Hunter und Dillinger kamen in diesem Augenblick zurück. Ich fürchtete, der Gangster würde eingreifen, aber er lachte nur hart auf. Sie trugen Maschinenpistolen und andere Waffen auf den Armen und ließen sie auf den Boden gleiten.
    Dillinger packte Hunter an den Jackenaufschlägen.
    »Bill«, sagte er, »der Wagen muss weg. Er darf nicht hier in der Umgebung gefunden werden. Du musst mindestens eine Stunde fahren, am besten in Richtung auf New Haven. Irgendwo auf der Strecke versuchst du, ob du ihn über die Küste ins Meer rollen lassen kannst, aber verzichte darauf, wenn es zu große Schwierigkeiten machen sollte.«
    »Warum kommst du nicht mit, John?«
    »Idiot! Mein Gesicht kennen sie. Dich kennt niemand. Sobald du den Wagen losgeworden bist, besteht für dich überhaupt keine Gefahr mehr. Dein Risiko dauert nur eine Stunde. Käme ich mit, so wären wir auf dem ganzen Rückweg noch gefährdet.«
    Er riss sich die Polizeijacke von den Schultern.
    »Hier, zieh das über deinen Anzug, und nimm auch die Mütze. Ein Zivilist am Steuer eines Cop-Wagens könnte auffallen. Für den Rückweg kannst du meinetwegen sogar ein Taxi benutzen.«
    Hunter fügte sich ohne Widerspruch. Er hatte die Jacke schon angezogen und die Mütze aufgesetzt, als Dillinger ihn noch einmal zurückrief.
    »Bill«, sagte er eindringlich, »vergiss nicht, dass ich dein Gesicht kenne. Vergiss nicht, dass ich Zeuge gewesen bin, als du Cross

Weitere Kostenlose Bücher