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019 - Bei Vollmond wird gepfählt

019 - Bei Vollmond wird gepfählt

Titel: 019 - Bei Vollmond wird gepfählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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weiterzuerzählen. Ich liebe meine Bewegungsfreiheit und möchte ungern mit einer Zwangsjacke in einer Gummizelle landen.«
    Aus dem Lokal kamen jetzt weitere Männer und Frauen. In den umliegenden Häusern wurden Fenster geöffnet, aber nur aus wenigen konnte man direkt in den Hinterhof blicken.
    »Was ist passiert?« fragte ein angetrunkener Mann aus dem Strip-Lokal, der gerade hinzugekommen war. »Wer hat da vorhin so geschrien?«
    Dorian antwortete nicht, und auch die anderen, die mit ihm Zeuge der Auflösung des Vampirs geworden waren, sagten nichts. Nur die Bardame, die so laut gekreischt hatte, konnte ihren Mund nicht halten. Sie erzählte eine Schauergeschichte von einer Mumie, die sich zu Staub aufgelöst hätte. Zur Bestätigung ihrer Geschichte deutete sie auf den Pflock am Boden.
    »Der Pflock steckte in der Brust der Mumie.«
    Einer der Zuhörer lachte amüsiert. »Dir hat wohl einer LSD in die Frühstücksmilch getan, was?«
    »Ich schwöre euch, wir haben es alle gesehen!« rief die hagere Blondine erregt. »Du hast es doch auch gesehen. Sag es Ihnen, Leslie!« Leslie war der Schläger, der ihr die Ohrfeige verpaßt hatte.
    »Du tickst nicht richtig«, sagte er langsam. »Wir saßen im Hinterzimmer bei einem … hm, Kartenspiel, als wir hörten, daß sich im Hof zwei prügelten. Einer schrie wie am Spieß, und da dachte ich mir, ich müßte doch mal nachsehen. Ich habe nichts gesehen, aber Dolly kreischte wie eine Irre. Weshalb, weiß ich nicht. Ich weiß überhaupt nichts, und damit basta.«
    »Aber – aber Leslie? Weshalb lügst du denn?«
    »Halt's Maul, dumme Kuh! Ich bin doch nicht so blöd wie du.« Der Schläger, offenbar ein Zuhälter, ging ins Lokal zurück.
    Claudia Bell, in einen dünnen Mantel gehüllt, kam nun auch angerannt. Dorian führte sie gleich wieder ins Lokal. Da es nichts zu sehen gab, blieben die andern auch nicht länger draußen, und die Fenster rundum wurden wieder geschlossen.
    Die wenigen Augenzeugen des unheimlichen Geschehens äußerten sich nur zu guten Bekannten und das vorsichtig. Sie stießen auf Skepsis oder offenen Unglauben und bekamen eine Menge dummer Bemerkungen zu hören, die sich auf ihren Geisteszustand oder ihren Alkoholkonsum bezogen. Nur die blonde Bardame erzählte ihre Schauergeschichte wieder und wieder an der Bar. Sie wurde immer wütender, als sie lediglich ausgelacht wurde. Die Gäste schlugen sich auf die Schenkel vor Vergnügen, und die anderen Barmädchen tauften die Blondine Horror-Dolly.
    »Vielleicht war der Mumienkerl ein Vampir«, kreischte die üppige Rothaarige lachend.
    Sie klemmte sich zwei Cocktailspießchen unter die Oberlippe, und es war ein Riesenjux, als sie die männlichen Gäste und auch ihre Kolleginnen damit zu beißen versuchte. Alle schrien vor Lachen und hatten Tränen in den Augen.
    »Nein, ist das komisch!«
    »Hör auf damit, Francis! Hör auf! Ich habe Leibschmerzen vor Lachen.«
    Dorian betrachtete das ausgelassene Treiben an der Bar von seinem Tisch aus mit einem nachdenklichen Lächeln. Er allein wußte, wie makaber der Hintergrund dieses Scherzes war.
    Kurz vor halb fünf Uhr morgens fuhr er Claudia nach Hause. Sie war berauscht von der Möglichkeit, vielleicht schon bald eine bessere Stellung zu bekommen. Dorian war nachdenklich und in sich gekehrt; er wußte, daß der Angriff des Vampirs auf ihn nicht von ungefähr gekommen war. Die Ereignisse spitzten sich zu.
    »Wollen wir heute nicht zu mir gehen?« fragte Claudia, als sie gegenüber dem alten Haus der Kanes hielten. »Wenn wir ein wenig aufpassen, werden die beiden Alten schon nichts merken.«
    Er war einverstanden. Während Claudia das eiserne Gittertor aufschloß, nahm er einen Vampirpflock und die Pflockpistole aus der Tasche im Kofferraum. Das silberne Kreuz hatte er noch in der Tasche stecken.
    Es war eine dunkle Nacht. Dorian ging hinter Claudia her. Leise und heimlich wie ein Dieb schlich er nach oben. In ihrem Zimmer angekommen, brauchte er nicht mehr so vorsichtig zu sein. Das alte Haus hatte dicke Mauern und Wände. Dorian zog den Mantel aus und sah sich im Zimmer um. Es war der gleiche Raum, in dem er die gepfählte rothaarige Frau auf dem Bett gefunden hatte.
    Claudia suchte das Badezimmer auf der andern Seite des Flurs auf und kam dann zurück. Sie umarmte Dorian und zog ihn aufs Bett. Während sie sich küßten, begann sie ihn zu entkleiden. Ihre Küsse berauschten Dorian; er spürte die Linien und Rundungen ihres Körpers unter dem Herbstkostüm.

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