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019 - Woelfe in der Stadt

019 - Woelfe in der Stadt

Titel: 019 - Woelfe in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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Tony.
    »Mir soll es recht sein. Zeig mir mal die Unterlagen!«
    Sie gingen in Tonys Zimmer, und Karin setzte sich hinter den Schreibtisch. Tony holte aus einer Schreibtischschublade eine Mappe hervor und legte sie vor das Mädchen hin.
    »Da ist ein Päckchen für dich«, sagte Karin. »Es steht dringend drauf.«
    Es war ein längliches Paket, ungefähr dreißig Zentimeter lang. Tony hob es hoch. Er war per Express gesandt worden. Die Schrift kam ihm bekannt vor; auch der rote Filzschreiber, mit dem die Adresse und sein Name geschrieben waren. Das Päckchen war mit braunem Packpapier umhüllt und mit einer weißen Schnur zusammengebunden.
    Tony war ziemlich sicher, dass es vom Unbekannten stammte. Er versuchte die Schnur zu lösen, doch der Knoten war zu fest zugezogen worden. Schließlich holte er ein Taschenmesser hervor und schnitt die Schnur durch. Eine Holzschachtel schälte sich aus dem Papier. Er öffnete den Verschluss. Obenauf lag ein Kuvert, das nicht zugeklebt war. Er holte den Brief heraus und glättete ihn.
    »Lies vor!« sagte Karin.
    Tony räusperte sich.
     
    »Sehr geehrter Mr. Gordon«, begann er zu lesen. »Anbei übermittle ich Ihnen ein kleines Präsent. Eine Aufmerksamkeit, die Sie sicher zu schätzen wissen, und die gleichzeitig auch eine Warnung sein soll. Sollte der Bericht in der Mittagsausgabe nicht zu meiner vollsten Zufriedenheit ausfallen, dann sind Sie der nächste, den ich mir hole. Freundliche Grüße, der Unbekannte.«
     
    »Sieh nach, was in der Schachtel ist!« sagte Karin.
    Tony legte den Brief auf den Tisch und nahm sich die Holzschachtel vor. Der Inhalt war in grünes Seidenpapier eingewickelt. Die nächste Schicht war Holzwolle, die er achtlos zur Seite schob, darunter lag ein Blatt Papier. Er nahm es hoch, und Karin schrie entsetzt auf.
    In der Schachtel lag eine schmale, gepflegte Frauenhand, mit dunkelrot manikürten Fingernägeln. Am Ringfinger steckte ein kostbarer Diamantring.
    Tony klappte die Schachtel zu. Sein Gesicht war bleich, seine Hände zitterten.
    »Das ist die rechte Hand von Helen O’Hara«, sagte er tonlos.
    »Mir ist schlecht«, sagte Karin.
    Ihr Gesicht war grün. Sie stand auf und lief zur Toilette.
    Tony sah ihr kurz nach. Mit Schrecken dachte er daran, dass in wenigen Augenblicken die Mittagsausgabe der Chicago Daily News zum Verkauf gelangen würde. Dann würde der Unbekannte wissen, dass Tony seiner Aufforderung nicht gefolgt war.
    Plötzlich fühlte er sich unendlich schwach. Er setzte sich. Ihm wurde bewusst, dass der Unbekannte alles daransetzen würde, seine Drohung zu verwirklichen. Er hatte einen gefährlichen Feind, der jederzeit zuschlagen konnte, und er hatte keine Ahnung, wer dieser Unbekannte war und welche Pläne er hatte.
    Karin kam zurück. Sie war noch immer ein wenig grün um die Nase.
    »Wie fühlst du dich?« erkundigte er sich.
    Karin nickte schwach. »Es geht schon. Es war der Schock. Ich war nicht darauf gefasst, so etwas in der …« Sie starrte die Schachtel an. »Schaff sie fort!« bat sie.
    Tony packte die Schachtel und stand auf. »Ich rufe die Polizei an. Dann gehe ich zum Chefredakteur.«
     

     

Kurz nach vierzehn Uhr trat Cindy Cambers aus dem Supermarkt in der unteren South Wabash Avenue. Sie nickte dankbar einem Mann zu, der ihr die Tür öffnete. In jeder Hand trug sie eine riesige Tüte. Cindy blieb kurz stehen, dann ging sie den Bürgersteig in Richtung Van Buren Street entlang. Vor ihrem VW-Käfer blieb sie Stehen, stellte eine der Tüten ab und suchte nach den Autoschlüsseln.
    Hinter ihrem Wagen schickte sich eben jemand an, einen alten Kombiwagen einzuparken.
    Endlich hatte sie die Autoschlüssel gefunden. Sie sperrte den Wagen auf und verstaute die Tüte, die sie in der Hand hielt, im Fond. Dann bückte sie sich, um die zweite Tüte hochzuheben, doch das Papier zerriss, und einige Apfelsinen kullerten über den Gehsteig. Wütend warf sie die Tüte in den Wagen und machte sich an die Verfolgung der drei Früchte.
    Aus dem Kombiwagen stieg ein Mann, der achtlos auf eine Apfelsine stieg.
    »Können Sie nicht aufpassen?« sagte Cindy unwillig, als sie die zermatschte Frucht sah.
    Doch der Mann gab ihr keine Antwort.
    Cindy erwischte eine der Apfelsinen, die dritte kullerte weiter.
    Der Mann öffnete die Tür zum Laderaum, gerade als Cindy die letzte Apfelsine aufklaubte.
    »Hören Sie mal«, sagte sie zu dem Mann, »Sie sind eben auf …«
    Cindy hörte ein heiseres Brüllen, das aus dem Inneren des Wagens kam.

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