0190 - Ein schwarzer Tag in meinem Leben
Handicap zu knacken und mußte praktisch mit ansehen, wie meine Gegner das Geschehen diktierten. Wir passierten die Türen, hinter denen die Zimmer der Schwestern lagen. Sie waren fest geschlossen. Niemand ahnte, was sich auf dem Gang abspielte.
Humpelnd erreichte ich das erste Etappenziel. Es war die Treppe.
Die Camacho deutete die Stufen hinauf.
»Da müssen wir hinauf«, sagte sie.
Leichtfüßig ging sie vor, wobei sie hin und wieder einen Blick über die Schulter warf und mich aus gierigen Augen betrachtete.
Ich zog mich am Geländer hoch.
Es war eine wirkliche Quälerei, und immer, wenn ich mein linkes Bein eine Stufe höher schob, durchtobte mein Bein der heiße Schmerz.
Längst lag der Schweiß auf meiner Stirn. Er glänzte wie eine kalte Speckschicht.
»Es bleibt uns nicht mehr viel Zeit«, erinnerte mich die Camacho wieder an meine Unzulänglichkeit. »Verletzung hin, Verletzung her. Du kannst kriechen, Geisterjäger.« Sie lachte so laut, daß es im Treppenhaus widerhallte.
Den Gefallen tat ich ihr nicht. Nein, ich wollte nicht vor ihr zu Boden. Auf keinen Fall.
Ich kämpfte mich weiter voran. Biß die Zähne dabei zusammen, daß es knirschte. Es erschien mir wie eine Ewigkeit, als ich endlich das andere Stockwerk erreicht hatte.
»Ist es hier?« fragte ich.
»Ja, du hast Glück.«
Der Gang sah ebenso aus wie der eine Etage tiefer. Hier lagen leichtere Fälle. Menschen, die sich ein Bein oder einen Arm gebrochen hatten. Das waren die Krankenzimmer, in denen es oft hoch herging. Da wurde gepokert und geschluckt.
Ich selbst hatte es zwar noch nicht erlebt, aber aus Erzählungen wußte ich es.
Heute war es ruhig.
Es schien, als laste ein böses Omen über dem Krankenhaus mit all seinen Zimmern und Gängen. Und so war es auch. In der Tat hatten sich in der Welt des Krankenhauses Dämonen eingeschlichen, die all das Grauen und den Terror brachten, zu dem sie fähig waren.
Zum Glück brauchten wir nicht weit zu gehen. Vor der zweiten Tür auf der linken Seite blieben wir stehen.
»Hier ist es, Sinclair!« sagte die Werwölfin und lächelte diabolisch.
Ich humpelte näher.
Noch hatte die Camacho normale Hände. Sie hatte die fünf Finger ihrer rechten Hand auf die Klinke gelegt und drückte sie nach unten.
Ein kurzer Stoß, die Tür war offen.
»Nach dir, Geisterjäger«, sagte sie und ließ mir den Vortritt. Ich trat über die Schwelle…
***
Suko hatte sich den Weg zur Leichenhalle erklären lassen. Mit dem Fahrstuhl war er dann nach unten gefahren. Er fühlte sich in der Kabine unwohl. Irgendwie hatte er das Gefühl, als würde es hier nach Tod, Verwesung und Verderben riechen.
An Waffen trug er seine Beretta, die Dämonenpeitsche und den magischen Stab. Als der Fahrstuhl hielt und die schwere Eisentür nach links und rechts wegglitt, hatte Suko einen freien Blick in den Gang.
Er war leer. Keine Spur von irgendwelchen Vampiren oder Werwölfen. Er sah allerdings auch nichts von den beiden Pflegern, die die tote Nadine Berger nach unten geschafft hatten. Der Chinese orientierte sich kurz. Dann wandte er seine Schritte nach rechts, denn dort sah er die Tür mit der Aufschrift Leichenhalle.
Als er sie aufdrückte, hörte er die Stimmen der Pfleger. Sie hoben soeben die Leiche von der Bahre und legten sie auf einen noch freien Holztisch.
Suko schaute ihnen zu. »Ist alles in Ordnung?« fragte er.
»Natürlich.« Mißtrauen stahl sich auf die Gesichter der beiden.
»Warum nicht? Was machen Sie eigentlich hier?« wurde Suko gefragt.
Der Chinese antwortete nicht sofort. Er warf noch einen Blick auf die Tote. Das Laken war verrutscht. Suko sah die gräßliche Wunde am Hals.
In seiner Kehle stieg ein Kloß hoch. Er wischte sich über die Stirn, nickte und ging wieder, ohne dabei auf die Proteste der anderen zu achten. Allerdings fuhr er nicht sofort wieder hoch, sondern sah sich noch im Keller um. Er konnte sich gut vorstellen, daß die Gegner hier ein Versteck gefunden hatten, denn wie es aussah, waren die Kellerräume ziemlich weitläufig. Es gab zahlreiche Gänge und auch Verstecke, die selten von einem Menschen betreten wurden.
Suko durchsuchte die Räume nur flüchtig. Auch in die Energiezentrale warf er einen Blick.
Große Maschinen, Heizungskessel, Rohre an den Wänden und der Decke, ein großer Wirrwarr, in dem sich nur der Fachmann zurechtfand. Von den Gegnern sah Suko keine Spur.
Er zog sich wieder zurück.
Bevor die beiden Pfleger die Leichenhalle verlassen hatten, stand
Weitere Kostenlose Bücher