0190 - Ein schwarzer Tag in meinem Leben
Kreise wirbelten. Es war grauenhaft, aber ich gab das Kreuz nicht her.
Meine rechte Hand steckte bereits in der Tasche. Wenn ich den letzten Trumpf abgab, war alles verloren.
Allmählich verebbte der Schmerz. Ich konnte wieder klar sehen und erkannte, daß sich Corinna Camacho in eine Bestie verwandelte, wobei sie nicht einmal das fahle Licht des Vollmonds benötigte. Bei ihr klappte es auch so.
Ihre Haut hatte sich bereits mit dem dichten Fell überzogen. Es schimmerte rötlich. Die Haare waren nicht sehr lang, dafür standen sie dicht beieinander. Auch das Gesicht veränderte sich. Der Mund wurde spitzer, aus ihm bildete sich eine Schnauze, die Zähne nahmen ebenfalls an Länge zu und wurden zu einem Gebiß, das die Opfer reißen konnte.
Ich hielt den Atem an.
Noch war die Verwandlung nicht abgeschlossen, und die Camacho war demnach mit sich selbst beschäftigt.
Das mußte ich ausnutzen.
Natürlich war ich nicht im Vollbesitz meiner Kräfte, aber ich konnte auch nicht so lange warten. Als ich sah, wie sich die Finger bereits in mächtige Pfoten verwandelt hatten, handelte ich.
Das rechte Bein winkelte ich an, stieß mich ab und warf mich auf Corinna Camacho zu, wobei ich gleichzeitig das Kreuz aus der Tasche zog.
»Vorsicht!« gellte der Schrei der schwarzhaarigen Blutsaugerin.
Der weibliche Werwolf fuhr herum.
Da hatte ich schon zugeschlagen. Beide Hände krallte ich in das Fell, denn die Kleidung war durch die Verwandlung buchstäblich aus den Nähten geplatzt. Ich spürte das glatte, fast seidige Fell zwischen meinen Händen und preßte gleichzeitig das Kreuz gegen die dämonische Bestie.
Der heulende Schrei zitterte durch den Krankenraum. Dem geweihten Silber hatte der Werwolf nichts entgegenzusetzen. Corinna Camacho taumelte zurück. Sie warf beide Arme hoch, so daß man das Gefühl haben konnte, sie wollte die Decke einreißen. Sie fiel mit dem Rücken gegen das Bett, in dem der Mann mit dem Gipsbein lag. Der Aufprall schüttelte auch ihn durch, und er schrie.
Normalerweise wäre ich längst auf den Füßen gewesen und hätte mich um Violetta Valeri gekümmert. Doch mein linkes Bein ließ eine schnelle Reaktion nicht zu. Es wollte mir nicht gehorchen. Ich quälte mich herum.
Da traf mich der Schlag.
Zuvor hatte ich noch etwas Schattenhaftes gesehen, und dann erfolgte der Aufprall gegen meine Stirn.
Er riß mich um.
Ich befand mich noch in kniender Lage. Als dann der Aufprall erfolgte, konnte ich ihn nicht mehr abblocken. Mit dem Kopf schlug ich dumpf zu Boden.
Ich wurde nicht bewußtlos, aber meine Reaktionen waren so ziemlich ausgeschaltet.
Trotzdem sah ich meine Gegnerin. Mit einem Wutschrei auf den Lippen stürzte sich Violetta Valeri vor. Sie wollte endlich das vollenden, was sie auf der Schönheitsfarm und auch bei der Modenschau nicht geschafft hatte…
***
Corinna Camacho drehte durch.
Die Kraft des Silbers fraß sie auf. Ungeheure Schmerzwellen rasten durch ihren Körper und schüttelten sie. Wie eine Betrunkene torkelte sie, fiel gegen die Wand und wollte es einfach nicht wahrhaben, daß ihr so weiches Fell grau und häßlich wurde, wobei es langsam anfing zu verfaulen.
Sollte Sinclair gewinnen?
Nein und abermals nein.
Sie bekam noch mit, wie die Vase, von Violetta geschleudert, gegen seinen Kopf prallte und ihn umriß.
Er würde sein Blut verlieren. Er würde sterben und als Seelenloser wieder zurückkehren.
Corinna fiel auf die Knie.
Sie hatte sich nicht mehr halten können, schaute an sich herab und sah, wie sie verfaulte.
Zu lange schon war sie ein Werwolf gewesen, es gab keine Regeneration zu einem Menschen mehr.
Schwarz und faulig waren ihre Pranken. Damit konnte sie keinen mehr töten. Aus ihrem Gesicht fielen graue Haare. Das letzte, was sie wahrnahm, war ein gewaltiger Schatten, der aus der offenen Tür stürmte.
Suko!
***
Fast wäre der Chinese über Violetta Valeri und mich gefallen, weil wir ziemlich nahe an der Tür lagen. Im letzten Moment bemerkte Suko das Hindernis, und mit einem gewaltigen Tritt schaffte er mir die Blutsaugerin vom Leib.
Es war wirklich im letzten Augenblick gewesen.
Durch mein verletztes Bein war ich so sehr gehandikapt, daß ich den Kräften der Untoten nichts entgegenzusetzen hatte. Es war mir zwar noch gelungen, mit dem Handballen ihr Kinn zurückzudrücken, aber sie hatte den linken Arm bereits erhoben, um mit der Hand auf mein Bein zu schlagen.
Sie schaffte es nicht mehr, denn Sukos Tritt war schneller.
Am Kopf traf der
Weitere Kostenlose Bücher