0190 - Ein schwarzer Tag in meinem Leben
wurde vorsichtig in die Tasse geschenkt.
»Das hat mit der letzten Nacht nichts zu tun«, erklärte Glenda.
»Ich habe nämlich festgestellt, daß meine Matratze durchgelegen ist. Ich muß mir eine neue kaufen.«
»Wenn die Lieferfristen haben, wüßte ich eine Ausweichmöglichkeit für Sie…«
»Danke, ich verzichte.«
Ich nahm Würfelzucker zwischen Daumen und Zeigefinger und ließ ihn in den Kaffee plumpsen. Es spritzte ein wenig. »Nee, was sind Sie wieder grantig.«
»Man kann ja nicht immer gute Laune haben.« Glenda lächelte trotzdem, aber nicht mich an, sondern Suko. Sie hatte für ihn frischen Tee gekocht.
»Wohl bekomm’s«, sagte sie und zog ab.
Suko grinste.
Ich hob die Schultern. »Du hast eben mehr Chancen als ich.« Suko schüttelte den Kopf. »Verstehe ich nicht, ehrlich. Wo du doch Junggeselle bist.«
»P. P.«, sagte ich.
»Und was heißt das?«
»Persönliches Pech.«
Glenda unterbrach die tiefsinnige Unterhaltung, indem sie die Post brachte. An Suko hatten sich die Kollegen noch nicht gewöhnt, so war alles, was aus den anderen Abteilungen kam, an mich gerichtet. Das waren die Berichte über begangene Verbrechen im Großraum London, die sich während der vergangenen Nacht zugetragen hatten.
»Toll!« rief ich und schob Suko den Kram rüber. »Du warst doch so arbeitswütig.«
Suko verzog das Gesicht und erinnerte mich an einen Nußknacker. Einen Brief hatte Glenda noch zurückgehalten. Sie hielt ihn in der Hand und wedelte damit.
»Riecht nach einem teuren Parfüm«, meinte sie.
»Ist er für mich?«
»Ja.«
»Absender?«
»Keiner.«
Ich grinste. »Ho, sicherlich eine meiner zahlreichen Verehrerinnen. Dann geben Sie ihn mal her.«
Glenda legte ihn nicht gerade sacht auf den Schreibtisch und verschwand.
Ich grinste weiter, und Suko machte einen langen Hals. »Ist privat, nicht?«
»Sehr.« Dabei nahm ich den Brieföffner und schlitzte das Kuvert auf.
»Wer hat denn geschrieben?«
»Noch weiß ich nichts.« Ich holte den Brief hervor und faltete ihn auseinander.
Eine Frauenhandschrift, das sah ich sofort. Außerdem verschicken wohl die wenigsten Männer duftende Briefe. Ich las und mußte plötzlich lächeln.
Nadine Berger hatte mir geschrieben.
Großer Gott, Nadine!
Die Schauspielerin mit dem prickelnden Sex. Braunrot das lange Haar, ein feingeschnittenes Gesicht, temperamentvoll und mit Feuer im Blut. Wir kannten uns schon sehr lange. Ich hatte sie mal aus den Klauen von Dr. Tod befreit. Ein paarmal waren wir uns später begegnet, zuletzt in einem Kaff, wo sie die Verlobung mit einem gut aussehenden Antiquitätenhändler feierte. Das Fest platzte. Daran war die Teufelsuhr schuld, der Verlobte hatte sich zudem nicht gerade als charakterfest erwiesen und war schließlich umgekommen.
Nadine und ich waren gemeinsam nach London zurückgefahren.
Wir übernachteten in einem kleinen, verschwiegenen Hotel.
Wir hatten nicht nur geschlafen, und schlagartig fielen mir wieder einige »Sünden« ein. Außer Myxin und Kara wußte niemand etwas davon. Jane hätte mir sicherlich die Augen ausgekratzt, und auch Glenda wäre eingeschnappt gewesen.
Mir aber hatte es damals gefallen. Es war klar, daß ich mich sofort wieder erinnerte.
Erst jetzt las ich den Brief. Nadine erinnerte noch einmal an die gemeinsam verbrachte Nacht und wie schön es doch gewesen war, bevor sie zum eigentlichen Grund des Schreibens kam. Sie drehte einen Film in London. Ich arbeitete in dieser Stadt, und es lag praktisch auf der Hand, daß wir uns trafen. Sie schlug einen Anruf vor und hatte auch das Datum sowie die Uhrzeit hinzugeschrieben.
Es war der heutige Tag. 18.00 Uhr. Klar, das war leicht zu schaffen. Und wenn ich mir Urlaub nahm. Nadine Berger mußte ich einfach sehen.
»Na, wer ist es?« fragte Suko, der die Unterlagen zur Seite gelegt hatte.
»Nadine Berger.«
»Oh, ist sie wieder im Lande?«
»Ja, sogar in London.«
»Und wann seht ihr euch?«
»Du schaltest ja schnell.«
»Mann, John, ich brauche nur dein Gesicht zu sehen, du bist ja richtig happy.«
»Okay, du Quälgeist, wir sehen uns wahrscheinlich am heutigen Abend, falls nichts dazwischenkommt.«
»Ist doch klasse.«
»Ja, das ist es.«
»Nadine wollte doch eigentlich nicht mehr filmen nach der Sache mit dem unheimlichen Mönch.«
»Nein und ja. Sie hatte keine Lust, Gruselstreifen zu drehen. Hätte ich auch nicht.«
»Und was macht sie in London?«
»Keine Ahnung, aber morgen werde ich mehr wissen.«
Suko grinste. »Nimm
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