0190 - Ein schwarzer Tag in meinem Leben
dir lieber Urlaub, die Nacht kann lang werden, Alter.«
»Ich weiß mich zu beherrschen.«
»Das haben auch andere gesagt. Ich verrate dich nicht, John. Jane wird nichts hören.«
»Es ist ja auch nichts dabei«, erwiderte ich lauter als eigentlich nötig.
»Klar, John.«
Beide mußten wir lachen. Dann meldete sich das Telefon, und Sir James verlangte nach uns. Es ging um den letzten Fall.
Er wollte noch einige Einzelheiten wissen, die er in den Computer eingeben wollte, damit der ein umfassendes Bild erhielt.
Suko redete mehr als ich, denn ich war mit meinen Gedanken schon bei Nadine Berger.
Auf den Abend freute ich mich wirklich…
***
Zuerst schlitzten sie ihm das Hemd auf. Dann spürte Serge Wilder die kalte Klinge des Stiletts auf seiner Brust. Zu sehen war nichts, da der dunkle Haarpelz des schwarzhaarigen Mannes den blitzenden Stahl verdeckte.
Die beiden Männer waren wie grausame Todesboten in sein Hotelzimmer eingedrungen. Ohne ein Wort zu sagen, hatten sie den schmächtigen Serge gepackt und auf die Liege geworfen.
Einer war an das Kopfende der Liege getreten. Fünf Finger hielten das Haar des Mannes fest, und Wilder spürte den scharfen Schmerz, der durch seinen Kopf zuckte.
Wenn Serge die Augen aufriß und nach oben schielte, konnte er das breitflächige Gesicht des Mannes sehen. Es war zu einem Grinsen verzerrt, und in den Augen lag ein metallisches Funkeln.
Dieser Kerl kannte kein Erbarmen, ebensowenig wie der Mann mit dem Stilett.
Der sprach auch. »Du kannst wählen, Filmemacher. Entweder spielst du diesmal die zweite Geige, oder wir schlitzen dich auf. Ist das nicht schön?«
»Was – was wollt ihr?«
»Sagen wir dir gleich.« Der Mann mit dem Stilett zog die Nase hoch. Er war erkältet. »Spielst du mit?«
»Habe ich eine Wahl?«
»Wenn du zu denen gehörst, die Todessehnsüchte in sich tragen, bestimmt.«
»Ich – ich mache mit.«
»So schnell?« Der Stilettmann grinste schief. »Das können wir dir kaum glauben, Serge, deshalb wollen wir dir eins sagen. Wenn du falschspielen willst, dann killen wir nicht dich, sondern deine Mutter.« Der Mann nannte die Adresse des Altersheims, in dem sie lebte. »Reicht das für dich?«
»Ihr Schweine. Ihr verdammten…«
»Sei ruhig, Junge. Wir wollen ja nicht viel von dir. Nur den Schlüssel, der es uns erlaubt, in das Atelier zu gelangen. Das ist alles. Gibst du ihn uns?«
»Ich habe nur einen.«
»Das wissen wir, aber du kannst dir schneller und unauffälliger einen zweiten besorgen als wir.«
Serge schwieg.
Der Mann, der seine Haare festhielt, meldete sich und zog noch ein wenig, so daß Serge aufstöhnte. »Ich an deiner Stelle würde es mir nicht zu lange überlegen, Filmemacher. Mein Freund ist normalerweise ein Gemütsmensch, aber er kann sehr sauer werden, wenn er sich auf den Arm genommen fühlt.«
»Ja, das kann ich.«
Und Serge spürte den winzigen Stich auf seiner Brust.
»Ihr könnt ihn haben«, keuchte er.
»Brav«, lobte der Messermann und setzte sich aufrecht. Das Stilett hielt er in der Hand. »Und nun hol ihn.«
Auch der andere Kerl ließ los. Serge richtete sich auf. Für einen Moment verwandelte sich das Hotelzimmer in einen Kreisel.
Alles verschwamm vor seinen Augen, er mußte sich erst mit der neuen Lage zurechtfinden.
»Mach schon!«
Da stand er auf. Gebeugt ging er dorthin, wo sein Jackett hing.
Es lag über der Stuhllehne. Der schwarze Samt schimmerte an einigen Stellen schon grau.
Der Schlüsselbund befand sich in der Innentasche. Er war flach und aus schwarzem Leder. Der Kerl mit dem Stilett riß ihn ihm aus der Hand. »Und zu keinem ein Wort«, drohte er, »sonst ist es um dich geschehen, mein kleiner Tango-Junge.«
Der Regisseur schüttelte den Kopf. Er sah gar nicht hin, wie die Männer sein Zimmer verließen, zuckte nur zusammen, als die Tür hart ins Schloß fiel.
Schwer ließ er sich auf einen Stuhl fallen, holte ein weißes Tuch aus seiner Hosentasche und tupfte das Blut von der Brust. Die Typen würden ernst machen, das stand fest. Serge Wilder kannte sich da aus. Schauspieler waren es bestimmt nicht.
Und seine Mutter lebte tatsächlich in dem Altersheim. Wenn ihr etwas geschah, würde er sein Leben lang nicht mehr froh werden.
Aber was bezweckten sie damit? Wofür brauchten sie die verdammten Schlüssel? Der Film war doch kein Geheimprojekt wie der letzte Bond. Er wurde zwar in den gleichen Studios gedreht, doch um den Inhalt und um technische Tricks machte man kein großes
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