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0193 - Ich heulte mit den Wölfen

0193 - Ich heulte mit den Wölfen

Titel: 0193 - Ich heulte mit den Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich heulte mit den Wölfen
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eines dieser Häuschen wäre bewohnt. Es gehört einem alten Ehepaar, das über jeden Verdacht erhaben ist. Trotzdem werde ich mir die Leute ansehen.«
    Nach einer weiteren Viertelstunde konnte er mir melden, dass er mit der Frau gesprochen hatte.
    »Es ist ein misstrauisches und ängstliches altes Mütterchen«, sagte er. »Ihr Mann hielt gerade seinen Nachmittagsschlaf, und sie fertigte uns an der Tür ab. Die hat den Jungen ganz bestimmt nicht entführt und auch keine Gangster versteckt. Ich suche jedenfalls weiter.«
    ***
    Zuerst ließ ich meinen Jaguar volltanken. Ich konnte ja noch nicht wissen, was mir im Laufe des Abends blühen würde. Dann packte ich sämtliche Akten zusammen in meine Tasche, ölte meine Smith & Wesson und lud sie durch. Ich hatte so das Gefühl, ich würde sie noch brauchen. Als ich allés erledigt hatte und es absolut nichts mehr zu tun gab, setzte ich mich hin und drehte Daumen. Die Whiskyflasche ließ ich ausnahmsweise im Schrank. Ich wollte unbedingt einen klaren Kopf behalten.
    Es wurde sechs Uhr, und da fiel mir ein, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Sollte ich es riskieren, in die Kantine hinunterzugehen um was Vernünftiges zu essen? Es würde ja nicht jetzt gerade etwas Dringendes kommen. Ich sagte in der Vermittlung Bescheid, wo ich zu finden war, klemmte vorsichtshalber die Aktentasche unter den Arm, hängte den Mantel darüber und stülpte den Hut ins Genick. Jetzt war ich für alle Fälle gewappnet.
    In der Kantine war nichts los. Sechs Uhr war immer tote Zeit. In einer Stunde würde man schließen. Ich verdrückte ein Steak mit Chips und Salat und fühlte mich danach bedeutend wohler. Als ich gerade fertig war, kam Neville, der sich wieder mal nicht von unserem Laden trennen konnte, und wir schwatzten bis acht, wobei wir einige Büchsen Bier tranken.
    Dann trennte er sich schweren Herzens, und ich hockte mich wieder ins Büro. Als ich mir die ganze Lage noch mal durch den Kopf gehen ließ, kam mir zum Bewusstsein, wie schwierig es sein würde, in stockfinsterer Nacht einen oder sogar zwei Wagen zu verfolgen und vielleicht einzukreisen. Ich nutzte also meine mir vom Chef gegebenen Vollmachten aus und ließ drei Bereitschaftswagen mit je vier Mann Besatzung abstellen, sodass sie innerhalb von dreißig Sekunden losgondeln konnten. Alle hatten natürlich Sprechfunk, und ich instruierte sie, sich unter »Nora« mit der entsprechenden Nummer zu melden, das nötig sein würde.
    Phil hatte .inzwischen seine fruchtlose Suche abgebrochen und wartete auf einem Seitenweg in der Nähe des bewussten Wegweisers. Es wurde neun, und es wurde halb zehn. Mir kribbelte es in den Fingerspitzen. Wenn nun der ganze Aufwand und die ganze Aufregung für die Katz war?
    Es war eine ausnahmsweise ruhige Nacht. Kein Alarm kam, kein dringendes Fernschreiben. Es war, als hätten sich alle Gangster von New York pensionieren lassen.
    »Hallo! Hallo! Hier Nora sechs!«
    »Ja, hier Zentrale«, antwortete ich automatisch.
    »Soeben ist Mrs. Patsy Windlass in ihren Wagen gestiegen. Soweit ich erkennen kann, ist es der Rolls Royce. Sie ist allein und scheint wegfahren zu wollen. Sie hat eine prall gefüllte Ledertasche bei sich.«
    »Verfolgen Sie den Wagen und geben Sie dauernd den eingeschlagenen Weg an. Beginnen Sie in zwei Minuten. Ich fahre sofort los.«
    Dann drückte ich auf den Alarmknopf. Drunten in der Garage flammten jetzt die Lampen auf, die Kollegen sprangen auf ihre Plätze und die Motoren heulten. Als ich nach unten kam, war mein Jaguar bereits auf Touren und Tom Walther rückte hinüber auf den Beifahrersitz.
    Rotlicht… Sirene…
    Wie die wilde Jagd donnerten wir am Central Park vorbei über den Harlem River, das Grand Boulevard und weiter, immer nach Norden. Vor dem Sirenengeheul stoben alle Fahrzeuge zur Seite. Die Verkehrscops an den Kreuzungen schwangen die Arme, um uns den Weg freizumachen. Die Reihen der hellerleuchteten Häuser huschten vorbei, wie an einer Leine gezogen.
    »Nora sechs ruft Nora zwei.«
    »Nora zwei hört«, antwortete Walther.
    »Der Rolls biegt nach Osten in den Highway, Richtung Bridgeport ein. Nora sechs ruft Nora zwei.«
    »Nora zwei verstanden.«
    Plötzlich war auch Phil in der Leitung. Er hatte alles mitgehört und blieb an seinem Platz. Bridgeport war die offizielle Bezeichnung der Fernstraße, die über Stanford nach Norwalk führte. Jetzt war ich sicher, was vorging. Patsy war auf dem Weg zu einem Rendezvous mit den Kidnappern, und sie war

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