0194 - Die heimliche Invasion
mußte sehen, fühlen, riechen oder hören, bevor er glaubte. Er war ein kleiner, stämmiger Mann von beinahe vierzig Jahren. Übertriebene Zurückhaltung hatte seine Karriere untergraben. Walter Horve würde nie mehr als Major sein. Für Len Pelham war er von allen seinen Untergebenen weitaus der unsympathischste. Aber jetzt brauchte er ihn. „Ich habe noch nie eine Schiffszelle mit so starker Panzerung gesehen, Sir", bemerkte er mißmutig, während er das Kommandostandschott untersuchte. „Die Panzerung ist übrigens nachträglich eingebaut. Sehen Sie sich diese Schweißnähte an."
Len studierte das Innere des Kommandostands, fand, jedoch außer der ungewöhnlichen Form des Raums nichts Verdächtiges.
„Was bedeutet das?" fragte er Walter. „Sie haben das Schiff für einen besonderen Zweck benutzt. Es sieht beinahe so aus, als rechneten sie damit, unterwegs beschossen zu werden."
„Dann hätten sie sich alle hier aufgehalten. Fünfzig Leute waren in den Außenzellen und wurden getötet." Walter zuckte mit den Schultern. „Vielleicht kam der Angriff überraschend, man weiß es nicht. Vielleicht ist die Panzerung auch dazu da, die Landung des Schiffes zu schützen, nicht die Besatzung."
„Wir haben uns umgesehen", wandte Len ein. „Das Schiff ist leer!" Walter klopfte mit den Handschuhen gegen das Schott. „Was, glauben Sie, kann man alles in halbmeterdicker Panzerung verstecken?" Len dachte darüber nach. Er brauchte nur eine halbe Minute, um zu einem Entschluß zu kommen. „Wir werden Maltzo ausfragen", entschied er. „Und außerdem nach Plophos Bescheid geben. Sollen sich Hurans Spezialisten sich an diesem Schiff die Zähne ausbeißen."
Maltzos Reaktion war eindeutig. „Ich hatte keine Möglichkeit, mich gegen die Durchsuchung zu wehren", erklärte er. „Aber Ihre Fragen brauche ich ganz bestimmt nicht zu beantworten. Ich halte Ihr Vorgehen für ungesetzlich im Sinne der interstellaren Bestimmungen und protestiere nochmals. Es geht niemand etwas an, was für eine Ladung mein Schiff führt." Len sah ihn nachdenklich an. Sie standen im weiten Rund des Kuppelzeltes.
Ein Arzt aus Len Pelhams Gruppe hatte die Leichen untersucht, ihre Brandwunden studiert und war zu dem Schluß gekommen, daß die Leute während des Strahlbeschusses den Tod gefunden haben mußten. „Von mir aus protestieren Sie, solange es Ihnen Spaß macht", erklärte Len gelassen. „Nur bedenken Sie eines! Die interstellaren Gesetze gelten nicht im stellaren Bereich. Sie befinden sich in unserer Hand. Es liegt an uns, ob Sie Sicos jemals verlassen. Und wir haben Methoden, Sie zur Aussage zu zwingen.
Benehmen Sie sich also nicht wie ein Narr. Sehen Sie die Dinge, wie sie sind, 'und nicht, wie Sie sie haben wollen."
Maltzo nickte ihm zu. „Vielen Dank für Ihre Offenheit, Kommandant", antwortete er ernst. „Die Weltöffentlichkeit wird bei Gelegenheit erfahren, wie man auf Plophos mit Schiffbrüchigen umgeht." Auf Plophos erhielt Isit Huran, Chef des Geheimdienstes und Vertrauter des allmächtigen Obmanns, Iratio Hondro, die Nachricht von der Notlandung des Springerschiffs und entschied, die Angelegenheit sei von solcher Bedeutung, daß er lieber selbst auf Sicos nach dem Rechten sehen wollte. Schnell traf er seine Vorbereitungen, und als sein Schiff Plophos verließ, da trug es an Bord sämtliche Geräte, Drogen und Mechanismen, die notwendig waren, die Geheimnisse der notgelandeten Springer zu entschleiern. Isit Huran war ein mittelgroßer, knapp fünfzig Jahre alter Mann. Er hatte seine Laufbahn als Streifenpolizist begonnen und war seinen Vorgesetzten zum erstenmal aufgefallen, als er ein Komplott der Konstitutionisten gegen die immer autokratischer werdende Regierung des Obmanns aufdeckte und ein paar der gefährlichsten Leute eigenhändig verhaftete. Er war schnell avanciert und hatte schließlich die Gunst des Obmanns selbst errungen. Ob er sich selbst damit einen Dienst erwiesen hatte, das wußte Isit Huran auch am heutigen Tage nicht zu sagen. Zwar war er nach Iratio Hondro der mächtigste Mann auf Plophos; dafür aber hing sein Leben an einem seidenen Faden. Um sich seiner Treue zu vergewissern, ließ der Obmann ihn mit einer Droge behandeln, von der der Körper seit der ersten Behandlung in regelmäßigen Abständen eine neue Dosis verlangte. Erhielt er sie nicht, versagte er den Dienst. Isit Huran - und ebenso alle anderen Vertrauten des Obmanns - war in dem Augenblick ein toter Mann, in dem Iratio Hondro sich
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