0194 - Die Stadt der Ungeheuer
gerannt als die Polizei erlaubt. Die schlugen jeden Geschwindigkeitsrekord, glaube mir. Inzwischen werden sie schon die Schallmauer durchbrochen haben. Sie haben das nicht gehört, weil sie schon so weit weg sind.«
Zamorra grinste, als er das hörte.
Kaum zog Gor das Schwert zurück, als Zihrp seine Beine ein Stückchen auseinanderzog. Ängstlich spähte er dazwischen hervor. »Gnade, Menschen, Gnade!« wimmerte er. »Ich bin doch nur ein harmloser Werber.«
»Wer ist dein Herr?« fragte Gor rauh.
Zamorra hatte sich mit ihm abgesprochen. Ihr Plan war einfach: Der Gegner hielt sie für tot. Für die anderen Bewohner von Monsterstadt waren sie fremdartig, weil es außer ihnen keine Menschen gab. Unterschiedliche Machtgruppen in der Stadt, das bedeutete, daß jede Gruppe ständig darum bemüht war, die eigenen Machtmöglichkeiten zu vergrößern - und sei es auch nur, um die Verteidigung weiter ausbauen zu können. Manch eine Gruppe bemühte sich darüber hinaus, den eigenen Machtbereich zu vergrößern - obwohl allen die gemeinsame Gefahr des Bösen drohte.
Traurig, aber wahr! dachte Zamorra - nicht zum ersten Mal.
Sie mußten den Monstren zeigen, daß sie zu kämpfen verstanden und daß man sie als Söldner begehren mußte. Auf dieser Basis mußten sie Kontakt schaffen und konkurrierende Gruppen zusammenbringen.
Insgesamt gesehen ein Unterfangen, das ungeheuer viel Zeit in Anspruch nahm - die sie eigentlich gar nicht hatten. Aber sie mußten einen Anfang machen. Anders ging es nicht.
Sie mußten sich einen Rang erobern, weil sie noch Außenseiter waren und offiziell keiner Gruppe angehörten. Ihr Ruf mußte sich wie ein Lauffeuer in Monsterstadt verbreiten.
Nur durfte der Gegner nicht auf die Idee kommen, daß es sich um die alten Feinde handelte, die den Angriff auf den guten Black überlebten.
Zamorra fand diesen Plan von Gor nicht schlechter als jeder andere Plan. Er hatte nichts Besseres zu bieten und schloß sich deshalb dem Vorschlag des Herschers von Zartas an.
Und jetzt waren sie auch schon auf einen Werber gestoßen - schneller als erwartet.
Zihrp durfte nur nicht zum Lager des Bösen gehören. Das mußte gewährleistet sein.
Von Magie hatten die beiden bis jetzt noch nichts gespürt, obwohl Zihrp in Lebensgefahr schwebte. Hätte er schwarzmagische Möglichkeiten besessen, hätte er sie geweiß schon eingesetzt.
»Pulk!« sagte Zihrp zögernd. Er zitterte ängstlich.
Gor zeigte ihm das scharfe Schwert.
»Pulk?« wiederholte er.
»Ja, Fremder. Er ist der mächtigste weit und breit. Ihm gehören die unterschiedlichsten Monstren. Er herrscht über Leben und Tod. Er ist einzig, weil es nichts Vergleichbares gibt.«
Das erschien den beiden reichlich übertrieben.
»Ein Werber bist du also. Wolltest uns wohl in die Falle locken, damit man uns zusammenschlägt und später auf die Verwendbarkeit als Söldner prüft?«
»Äh, es war nicht meine Idee, gewiß nicht. Ich - äh…«
»Du solltest nicht lügen!« sagte Gor drohend. Zihrp verstummte sofort.
»Nun, was ist?« mischte Zamorra sich ein. »Willst du uns nun endlich zu deinem Herrn führen oder nicht?«
»Wie? Ihr wollt jetzt doch noch zu Pulk? Aber warum?« rief Zihrp alarmiert. Er ahnte eine Teufelei. »Wollt -wollt ihr mich denn bei ihm anschwärzen?«
»Na, noch schwärzer kannst du gar nicht werden, mein Spinnenfreund«, meinte Gor hart. »Du bist schwarz wie deine Seele. Werber sind die mieseste Sorte, die ich kenne.«
»Unsere Arbeit mag vielleicht nicht ganz sauber sein, aber sie ist notwendig und dient der Gemeinschaft!« verteidigte sich Zihrp prompt.
»Entfalte lieber die Beine und mach dich auf den Weg. Dein Freund hier mit den zitternden. Gliedern braucht auch Hilfe. Er ist vor Angst halb wahnsinnig und hat nicht einmal mehr Zangen, um sich zu verteidigen. Kann man ihm neue besorgen?«
»Pulk kann alles!« schwärmte Zihrp und entfaltete die schwarzen, haarigen Beine.
»Fast alles!« schränkte Gor ein. »Wenn ich dir mein Schwert überbrate, macht er gar nichts dran.«
»Oh, nein, bitte nicht!«
»Los, weiterkrabbeln, aber dalli! Vorlaute Spinnen müssen immer damit rechnen, daß sie mal mit meinem Schwert gepiekst werden.«
»Nein, Mensch, du wirst doch nicht…«
»Und ob, Spinnenfreund. Willst du wohl endlich die Schnauze halten und nur etwas sagen, wenn du gefragt wirst?«
»Ja, tu ich ganz bestimmt.«
»Ich habe…«
»Du hast mich gefragt!« sagte Zihrp beharrlich. Er wandte sich an Zamorra. »Nicht wahr?
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