0194 - Die Stadt der Ungeheuer
seine Sinne stark beeinträchtigt. Sein Verstand auch!« fügte er leiser hinzu.
Aber Silbernetz hatte es dennoch vernommen.
»Unverschämtheit!« rief er erbost. Seine Stimme klang direkt in den Köpfen der beiden Männern auf. »Und da sprichtst du von Freundschaft, Gor?«
»Nun, immerhin habe ich dir bewiesen, daß ich Vertrauen in dich habe. Sonst wäre ich nicht hier - und Zamorra auch nicht. Leuchtet dir das ein?«
»Ich erinnere mich an etwas: Black hat euch anfangs angegriffen? Eine Information, die du mir untergejubelt hast?«
»Ja, Silbernetz, und Black war negativ. Er war von Schwarzer Magie erfüllt. Sonst hätte ich mein Schwert nicht so erfolgreich gegen ihn einsetzen können. Mir scheint, daß dein Schoßhündchen doch nicht immer so brav ist wie es sein sollte.«
»Du hast recht, Gor, und ich bin echt froh, daß ich euch getroffen habe.«
»Na also. Wurde auch Zeit, daß du es aussprichst. Und könntest du uns jetzt freundlicherweise zur Stadt bringen?«
»Du willst dort wirklich hin? Ich meine, ich möchte euch nicht dreinreden, aber dort geht es zur Zeit ziemlich chaotisch zu.«
»Ist uns auch klar, aber wir können uns nicht hier verkriechen - so wie du.«
»Ich habe mich nicht verkrochen!« verteidigte Silbernetz sich erzürnt. »Du weißt genau, daß ich an diesen Ort gebunden bin. Ich habe meine Fäden zwar überall gezogen, aber…«
»Aber unter der Stadt hast du sie zurückgezogen!«
»Nein, sie wurden mir gekappt -jedenfalls an wichtigen Stellen. Ich wage es nicht, den Rest zu aktivieren, sonst wird man unnötig auf mich aufmerksam.«
»Paß auf, Silbernetz. Wir sollten nicht soviel reden, sondern endlich zu handeln beginnen. Wenn alles schon soweit fortgeschritten ist, dann müssen wir eingreifen.«
»Wo und wie?«
»Bring uns an einen Ort, an dem wir nicht so sehr gefährdet sind und von dem aus wir operieren können. Und versprichst du mir etwas?«
»Was denn?«
»Aktiviere deine Fäden, wenn wir in Not sind, einverstanden? Wenn du zur falschen Zeit feige bist, ist alle Hoffnung auf die Wiederherstellung der Ordnung von Monsterland verloren.«
»Darauf antworte ich einfach gar nicht!« sagte Silbernetz beleidigt.
Ein Ruck ging durch den mächtigen Körper von Black. Die beiden Männer spürten den Andruck.
Zamorra nahm an, daß Black sie schwimmend in die Stadt brachte, aber seine Erwartungen wurden um einiges übertroffen.
Es wurde erstmals deutlich, als ihnen die Stimme von Silbernetz riet: »Haltet euch fest!«
Black startete wie eine Rakete.
Danach meldete sich Silbernetz nicht mehr. Das seltsame Wesen hatte Angst, zuviel Aufmerksamkeit zu erregen. Es hatte wahrscheinlich böse Erfahrungen machen müssen und handelte deshalb so vorsichtig.
Obwohl Gor es nach seiner Mentalität als feige einstufte.
Er hätte sich niemals verkrochen und auf automatische Besserung gewartet!
Nun hat Silbernetz uns, als Verbündete, dachte Zamorra und fand mit den Händen an der blauen, elastischen Seide Halt. Ja, es fühlte sich an wie Seide, und es wurde immer unvorstellbarer, daß sie sich wirklich im Innern eines Magens befinden sollten.
Black wurde offenbar übel, denn er spie plötzlich aus!
Das magische Medium, das wie Wasser wirkte, rauschte nach draußen und hätte Zamorra beinahe mitgerissen. Der Rat von Silbernetz, sich festzuhalten, war wirklich gutgemeint.
Zamorra blickte in die Richtung, in die das Medium abgeflossen war. In ihm dämmerte eine Ahnung.
Er tauschte mit Gor einen Blick aus.
Gor war auf denselben Gedanken gekommen.
Sie brauchten sich nicht mehr festzuhalten und marschierten aus dem Magen. Die Speiseröhre des Monsters mit Namen Black bestand ebenfalls aus glänzender Seide. Zamorra versuchte, nicht daran zu denken, daß dieses Glänzen möglicherweise aus Überresten eines Verdauungssekretes bestand. Hier war alles in diffuses Licht gehüllt. Es wurde von dem Sekret verursacht.
Nur an einer Stelle war es heller. Dort glühte es rötlich.
Zweifelsohne befand sich an dieser Stelle der Ausgang.
Vom Magen in die Speiseröhre und von der Speiseröhre in das Maul. Hoffentlich vergißt Black seine Passagiere nicht und schluckt, uns wieder runter - gerade, wenn wir den Hals passieren!
Die beiden ungleichen Männer marschierten weiter, ohne daß etwas geschah. Die schlimmsten Befürchtungen von Professor Zamorra erfüllten sich nicht.
Sie passierten den Hals und mußten sich dabei bücken, denn hier verengte sich die Speiseröhre. Es sah aus wie ein
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