0195 - Der Sturz des Sterndiktators
zum Wahnsinn.
Nur ein einziges Mal, drei oder vier Sekunden lang, war Kel noch mit Bewußtsein Herr seiner Gedanken. Das war, als jemand dicht neben ihm sagte: „Es ist soweit!" Einen Augenblick später spürte Kel stechenden Schmerz. Er wußte nicht, was ihn verursachte. Er begriff nur, daß er den Tod bedeutete. Eine Woge der Verzweiflung spülte den letzten Rest Bewußtsein hinweg.
Der Funke erlosch, und die Finsternis war vollkommen.
In seinem Arbeitszimmer saß Isit Huran, der Chef des Geheimdienstes, und grübelte über das Problem nach, das sich so plötzlich vor ihm aufgetan hatte.
Schön - er hatte selbst schon erwogen, die neuen Springer bei Gelegenheit erneut zu überprüfen. Vieles an ihrer Geschichte klang merkwürdig, und er war ziemlich sicher, daß sich hinter den neun exotischen Gestalten mehr verbarg, als sie wahrhaben wollten. Aber er brauchte Zeit dazu. Er konnte nicht mit der Tür ins Haus fallen. War sein Verdacht nicht gerechtfertigt, dann konnte ein voreiliger Schritt Milliardenverluste für Plophos bedeuten.
Der Teufel sollte den Obmann und seine logische Maschine holen. Die Positronik hatte entschieden, daß es auf Plophos wahrscheinlich terranische Agenten gäbe. Die einzigen, auf die Iratio seinen Verdacht konzentrieren konnte, waren die Springer. Also schob er Isit den Ball zu, damit er ihn weiterspiele.
Er wollte Resultate sehen, und zwar rasch. Zögerte Isit, dann war Iratio ungnädig, zögerte er nicht und brachte durch zu kompromittierende Maßnahmen das Molkex-Geschäft zum Scheitern, dann war er ebenfalls ungnädig.
Ganz deutlich sah Isit das schmale Band vor sich, auf dem er sich bewegte. Links und rechts gähnte der Abgrund. Er brauchte nur einen einzigen Fehltritt zu tun, dann stieß man ihn hinunter. Es bedurfte dazu nicht viel. Eigentlich nur zweier Worte, aus dem richtigen Mund gesprochen: „Injektion verweigert."
Isit fragte sich, wieviel er dafür gäbe, genug von dem Gegengift zu besitzen, daß es zu einem Leben von insgesamt siebzig Jahren langte. Alles, entschied er noch im selben Atemzug. Seinen Besitz, sein Ansehen, seinen Rang, seine Würde. Er nähme sich bei Nacht und Nebel ein kleines Raumschiff und ließe Plophos weit hinter sich. Auf irgendeiner anderen Welt, vielleicht sogar auf der Erde, würde er in Ruhe und Frieden sein Leben beschließen.
Er sah auf und schlug sich mit der Faust gegen die Stirn. Das Grübeln war nutzlos. Niemand wußte, woher der Obmann Gift und Gegengift bezog. Wahrscheinlich wurden beide von unbestechlichen Maschinen zubereitet. Es hatte in der Vergangenheit Versuche gegeben, die Natur des Giftes zu analysieren und ein Gegenmittel zu finden. Isit Hurans Leute hatten die Übeltäter festgenommen. Keiner der Versuche hatte Erfolg gehabt. Iratio Hondros geheime Medizin entzog sich dem Zugriff selbst der modernsten Analysemethoden.
Isit stand auf und sah zum Fenster hinaus. Sein Amtszimmer lag im ersten Stock der weitläufigen, aber nicht sonderlich hoch gebauten Zentrale des Sicherheitsdienstes. Das Fenster führte hinaus auf eine Art Park, dessen wuchtige, alte Bäume den Ausblick auf die zweihundert Meter entfernte Straße verwehrten. Über die Bäume hinweg jedoch ragten die modernen Hochhäuser der Innenstadt. Isits Gedanken kehrten zurück zu den neun Springern. Sie waren zu zwölft gewesen, als sie vor knapp drei Monaten auf Sicos, einem der äußeren Planeten des Systems, notlandeten. Eine Kreuzerpatrouille des Imperiums hatte sie aufbringen wollen. Der Patriarch des Schiffes, ein Mann namens Maltzo, hatte sich gewehrt. Die Patrouille hatte das Schiff fast entzweigeschossen, trotzdem hatte es sich noch bis Sicos geschleppt. Maltzo und elf seiner Leute waren dem Inferno entgangen. Der Rest der Besatzung, fünfzig an der Zahl, war umgekommen. Isit selbst hatte die Untersuchung des Falles geleitet. In einem Versteck des Schiffes wurden mehr als vierzig Tonnen Molkex gefunden, jene rätselhafte Substanz, der die Rasse der Blues ihre Vormachtsstellung in der Osthälfte der Milchstraße verdankte. Die Aussagen der überlebenden Springer hatten allen Untersuchungen standgehalten. Isit war schließlich selbst dafür eingetreten, daß Maltzo und seine Leute nach Plophos gebracht würden. Man stellte ihnen ein weitläufiges Wohnhaus zur Verfügung und kaufte ihnen die Molkex-Ladung zu einem angemessenen Preis ab. Mit Maltzo wurde ein Vertrag geschlossen, wonach er sich verpflichtete, der Regierung von Plophos während eines
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