0195 - Der Sturz des Sterndiktators
angemessenen Zeitraums weiteres Molkex zu beschaffen. Maltzo unterzeichnete den Vertrag, dann geriet er mit seinen Leuten irgendwo in einer üblen Spelunke in eine Schlägerei und wurde erschossen. Mit ihm starben zwei seiner Männer. Ein anderer Springer übernahm Maltzos Stelle, ein kleiner schwarzhaariger Mann namens Kural. Er versprach, den Vertrag einzuhalten und setzte seine Unterschrift neben die des verstorbenen Maltzo. Kural war offensichtlich dabei, die erste Expedition zur Beschaffung von Molkex vorzubereiten. Molkex war kriegswichtig im Sinne der augenblicklichen plophosischen Politik.
Wenn Isit die Springer vor den Kopf stieß, konnte Kural einen Winkelzug finden, der den Vertrag außer Kraft setzte. Plophos mußte das Molkex dann durch Mittelsmänner auf den Welten des Imperiums zu vergleichlich höherem Preis einkaufen.
Nein, das konnte sich Plophos nicht leisten. Isit fragte sich, wie, zum Donnerwetter, der Obmann sich seine Aktion gegen die neun Springer vorgestellt hatte. Er entschloß sich, den Fremden einen Besuch abzustatten. Kel Bassa schlug die Augen auf.
Sein erster Gedanke war, daß es eigentlich gar keine Augen zum Aufmachen mehr geben dürfte. Jemand hatte ihn gefangen und irgendwo festgebunden. Er war aber zur Injektion des Gegengifts fällig gewesen, und da er die Injektion nicht erhalten hatte, müßte er jetzt eigentlich tot sein. Verblüfft sah er sich um. Er lag in einem Bett, mit einer Hose bekleidet, den Oberkörper jedoch nackt, und mit einer leichten Decke zugedeckt. Um ihn herum war ein mittelgroßer, in hellen Farben gehaltener Raum. Ein Fenster gab es nicht, aber die leuchtende Decke verbreitete sonnenähnliches Licht. Außer dem Bett entdeckte Kel noch eine Sitzecke mit rundem Tisch und zwei Sesseln, eine Badenische mit verschlossener Milchglastür und einen Wandschrank. Zwei Meter seitlich des Wandschranks gab es eine Tür.
Das alles, fand Kel, sah nach Krankenhaus aus.
Er hob den linken Arm und stellte fest, daß man ihm die Uhr belassen hatte. Es war eine Dienstuhr.
Neben dem Ortsdatum zeigte sie auf einem kleinen, weißen Blättchen das Datum gemäß zentraler Zeitrechnung an. Kel las den 1. Juli 2329, zehn Uhr zweiundvierzig.
Der Eindruck, daß hier etwas nicht mit rechten Dingen zugehe, wurde übermächtig in Kel... gerade als die Tür sich öffnete und ein Riese von einem Mann den Raum betrat. Er sah Kel wach und lachte ihn an. Sein Lachen hatte einen sympathischen Klang, fand Kel. Als der Riese ihm die Hand hinstreckte, ergriff er sie und schüttelte sie. „Also wieder ganz da, wie?" fragte der Hüne mit tiefer Stimme. „Noch nicht ganz", antwortete Kel ermattet. „Wo bin ich eigentlich?"
„Hm", machte der Fremde nachdenklich, „damit wollen wir vielleicht noch ein bißchen warten. Auf jeden Fall bin ich Guri Tetrona, und ich hoffe, Sie fühlen sich wohl."
„O ja", versicherte Kel, und ein wenig schüchtern fügte er hinzu: „Bis auf die quälende Frage, ob ich eigentlich noch am Leben bin."
Guri lachte dröhnend. Ihm gegenüber kam sich Kel wie ein hilfloses Kind vor, obwohl er nicht gerade der Kleinste war.
„Sie meinen, wegen der Injektion?" fragte Guri. Kel nickte.
„Da machen Sie sich man keine Sorgen", riet ihm Guri. „Wir haben dafür gesorgt, daß Sie am Leben bleiben!"
Für Kel war es, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen. Kerzengerade fuhr er in die Höhe und sah den Riesen aus weiten, ungläubigen Augen an. „Sie haben ... Sie besitzen ...", Kels Stimme überschlug sich, „... ein Gegenmittel?"
Guri bestätigte das ruhig. „Mann Gottes!" schrie Kel voller Begeisterung. „Wissen Sie nicht, daß Sie damit ein ganzes Sternenreich in den Händen halten?"
Guri zeigte sich unbeeindruckt. Verwirrung stieg plötzlich in Kel auf. Wer war der Mann, der des Obmanns größtes Geheimnis enträtselt hatte, ohne dabei mit der Wimper zu zucken?
Kel sank in die Kissen zurück. „Wer sind Sie in Wirklichkeit?" fragte er schwach. Der Riese machte eine spöttische Verbeugung.
„Wie gesagt... Guri Tetrona, Major der Raumflotte des Solaren Imperiums." Kel Bassa schloß die Augen. „Ja, dann allerdings ...", meinte er verstört. Eine Viertelstunde später saß Guri Tetrona, der ehemalige Springer-Patriarch Maltzo, mit zweien seiner Offiziere in seinem eigenen Wohnraum beisammen. Die beiden Offiziere waren Wilbro Hudson und Fann Perrigan. Sie waren die Männer, die während des Streits in der Kneipe angeblich mit Maltzo zusammen
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