0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

Titel: 0196 - Flucht vor den Riesenspinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

Vom Netzwerk:

vernichten!
    Aber nichts geschah.
    Das Amulett reagierte nicht auf ihre Bemühungen. Es gab nicht einmal jenes ganz leichte Ziehen irgendwo im Hinterkopf, das zuweilen die Kontaktbereitschaft der Silberscheibe verriet, gerade so, als sei das Amulett ein selbständig denkendes Wesen. Doch jetzt war es, als stoße Nicole mit ihren geistigen Kräften und Anstrengungen gegen eine undurchdringliche Barriere, die zwischen ihr und dem Amulett lag.
    Aber eine Barriere, die vom Amulett selbst ausging. .
    Jähes Entsetzen packte sie. Die Wunderwaffe gegen die Mächte der Finsternis versagte! Funktionierte einfach nicht! Das Amulett, Merlins Stern und Zamorras Schutz und stärkste Waffe, ließ Nicole im Stich!
    Das FLAMMENSCHWERT konnte nicht entstehen. Das Amulett machte das gefährliche Spiel nicht mit. Es blieb gegen diese Höllenmacht wirkungslos.
    »Nein!« schrie Nicole. »Neeeiiin…«
    Langsam, quälend langsam, schob die Spinne sich vorwärts, hatte jetzt das Amulett selbst erreicht. Vorsichtig tasteten die vorderen Beine nach dem Rand der Silberscheibe, berührten ihn.
    Kein Dämon, vielleicht nicht einmal der Fürst der Finsternis, hätte dies vermocht. Zu stark waren die Kräfte der Weißen Magie, die sich selbst in der ruhenden Scheibe manifestierten.
    Doch der Spinne gelang es. Sie wurde nicht verletzt, nicht getötet.
    Mit einem schnellen Ruck sprang sie auf das Amulett und ließ sich darauf nieder!
    ***
    Der Schattenmann suchte die Kaverne auf, in der er den Menschen mit dem blonden Haar niedergelegt hatte. Der Mann war immer noch nicht in der Lage, sich wieder zu bewegen; »Riccone« hatte die lähmende Kraft seines Griffes gut kalkuliert.
    Er wußte nicht genau, was er von diesem Menschen halten sollte. Das Vorgehen der Ankömmlinge bewies, daß sie irgendwie erfahren haben mußten, was hier vorging. »Riccone« war nicht in der Lage gewesen, die Gedanken des Mannes auszulotsen. Etwas hatte dazwischengestanden wie eine sperrende Wand.
    Fest stand nur, daß dieser Mann zu den Feinden gehörte. Aber nicht mehr lange! Auch er würde bald schon zu den Umgewandelten gehören, wie jene Frau, neben der er die Kugel niedergelegt hatte. Und dann würde der Schattenmann auch in der Lage sein, die Gedanken zu verstehen…
    Er hob den Reglosen auf, der ihn aus geweiteten Augen anstarrte, und trug ihn durch die von schwarzem Licht erhellten Gänge dorthin, wo die beiden Veränderten und die Gefangene waren.
    Plötzlich spürten seine empfindlichen Sinne die Anwesenheit anderer. Auch sie waren abgeschirmt, und sie waren Feinde.
    Sie waren in den Friedhof der Spinnen eingedrungen!
    Es mußte sofort etwas geschehen.
    ***
    Lauernd hockte die Spinne auf dem Amulett, hatte es unter sich begraben.
    Die silberne Scheibe mit ihrer magischen Kraft wurde nicht wirksam, versagte!
    Es kam nicht oft vor, und nur einige wenige sehr markante Vorfälle waren Nicole im Gedächtnis haften geblieben. Bei der Auseinandersetzung mit Amun Re hatte es nicht gewirkt, weil jener Furchtbare aus einer längst vergessenen Zeit auferstanden war, in welche Merlins Macht nicht mehr zurückreichte. Und das andere waren die Meeghs!
    Doch wieder Meeghs auf der Erde?
    Nicole erzitterte unwillkürlich.
    Die Spinne bewegte sich nicht, nur in ihren Insektenaugen glomm es gefährlich auf. Lauerte sie, suchte sie nach einer Stelle an Nicoles Hals?
    Plötzlich erkannte Nicole eine Bewegung am Rand ihres Gesichtskreises. Der Schattenmann erschien wieder aus der Schwärze, kaum wahrnehmbar in dem dünnen Zwielicht der flackernden Kerze. Und er trug eine Gestalt auf seinen Schattenarmen.
    Bill Fleming!
    Nicole unterdrückte einen Aufschrei. Bill war so bewegungsunfähig, wie sie es anfangs gewesen war. Der Schattenhafte legte ihn neben Nicole auf- die steinerne Platte, die Platz genug bot.
    »Bist du ein Meegh?« fragte sie wieder. Es kostete sie Kraft, diese Frage über die Lippen zu bringen, während die Spinne direkt vor ihrem Gesicht auf dem Amulett kauerte und es unter sich begrub. Und als sie sprach, zuckte der Spinnenkörper leicht. Es war, als ducke sich die Bestie jetzt zum endgültigen Sprung.
    Der Schattenmann reagierte nicht auf ihre Frage! Wieder nicht! Aber dafür tat er etwas anderes.
    Seine Arme gerieten in hektische Bewegung. Er gestikulierte wie jemand, der aufgeregt ist. Typisch menschliches Verhalten! durchfuhr es Nicole. War der Schatten doch kein Meegh, obgleich er so aussah? Wie konnte sie Gewißheit bekommen?
    Der Schatten begann zu sprechen.