0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

ein Dämonenraumschiff abstürzte. Damals hatten sie angenommen, den Dämon für immer besiegt zu haben. Doch die Meeghs hatten Rache genommen. Seit einiger Zeit schon überfielen sie die Erde, tauchten immer wieder von hier und dort durch Weltentore auf, und niemand wußte, was es wirlich für Wesen waren.
    Sie lebten in einer anderen Dimension, einem anderen Universum, in dem unsere Naturgesetze nur noch teilweise Gültigkeit besaßen. Und sie durchkreuzten ihr eigenes Weltall mit schwarzen Raumschiffen, die in physikalisch unmöglicher Weise konstruiert waren. Klein von außen, boten sie in ihrem Innern weitaus mehr Platz, als sie eigentlich haben durften. Es war, als spielten die Meeghs mit den Grenzen der Dimensionen…
    Lange Zeit hatte niemand gewußt, wie diese Raumschiffe aussahen, die mit fürchterlicher Wucht anzugreifen vermochten und nur ein Ziel kannten: mit ihren auf eigentümliche Weise schwarz leuchtenden Strahlen alles Leben zu vernichten, das ihnen in die Quere kam. Erst das Scheitern ihrer Lemuria-Invasion hatte ihr wahres Aussehen gezeigt; wenn sie ihre schwarzen Schirmfelder abschalteten, besaßen sie das Aussehen gewaltiger, gräßlicher Spinnen! Grauenerregend in ihrer verworrenen Bauweise, die das Begriffsvermögen menschlichen Verstandes sprengten und jeden in den Wahnsinn trieben, der diese Raumschiffe in ihrer ungeschützten Form sah. Aber nur dann, wenn sie sich als Wahnsinnsbringer ungeschützt zeigten, waren sie so leicht zu vernichten, wie sie selbst anderes zerstörten!
    Obwohl es schon mehrmals harte Zusammenstöße mit diesen unheimlichen Wesen gegeben hatte, war niemals ein Meegh lebend in die Hand der Menschen gefallen. Wenn sie starben, lösten sie sich glühend und brennend auf, diese riesigen, aufrechtgehenden Schatten mit annähernd menschlichen Umrissen. Nur einmal, bei der Aushebung der Unterseebasis des meeghschen Achthirns vor der australischen Ostküste, war für ein paar Minuten etwas überiggeblieben. Eine Masse, die einerseits organisch, andererseits aber kristallin zu sein schien… Doch es hatte keine Möglichkeit gegeben, sie zu analysieren, weil sie dann doch zerfiel. [2]
    Nicole begann zu überlegen. Wenn dieses Wesen ein Meegh war - woher kam er? Ihres Wissens war die letzte Meeghbasis mit dem Achthirn vergangen, und das große Weltentor, durch das sie ihre letzte Invasion gestartet hatten, war von Merlin, dem Magier, verschlossen worden! Hatten die Meeghs einen anderen Weg gefunden? Oder besaßen sie doch noch irgendwo einen streng geheimgehaltenen Stützpunkt?
    Wenn dieses Wesen ein Meegh war -wie konnte es sich dann zeitweise mit einem menschlichen Gesicht zeigen? Das war den Meeghs bislang niemals möglich gewesen! Hatten sie eine neue »Tarnung« erfunden?
    Nur - warum hatte es dann nicht auf Nicoles Aufschrei reagiert? Diese bösartigen, dämonischen Kreaturen pflegten zuweilen fast hysterisch auf eine Entdeckung zu reagieren.
    Oder… war der Unheimliche etwas ganz anderes? Etwas, das nur zufällig einem nichtirdischen Meegh ähnelte, aber ähnlich in seiner Grausamkeit und Brutalität war?
    Sie konnte nur Vermutungen anstellen! Die letzte Gewißheit blieb ihr verwehrt.
    Und sie konnte noch etwas tun: die mattschwarze, faustgroße Kugel anstarren, die der Schattenmann neben ihr niedergelegt hatte. Diese Kugel, in die jetzt, unendlich langsam, Bewegung kam…
    ***
    »Bist du sicher, daß das hier der richtige Hügel und der richtige Eingang ist?« fragte Manuela leise, als sie vor der gähnenden schwarzen Öffnung standen, hinter der die Dunkelheit noch finsterer war.
    Zamorra schenkte ihr einen ungnädigen Blick. »Ich werde doch noch rechts und links auseinanderhalten können«, sagte er verärgert. »Und da es hier nur zwei etruskische Totenstädte gibt und jede solche nur einen einzigen Eingang zu besitzen pflegt, sind wir hier richtig.«
    Er richtete den Strahl der Taschenlampe ins Innere des Eingangs. Der grellgelbe Lichtfinger fraß sich durch die Schwärze in die Tiefen der Nekropolis. Wanderte hin und her, riß die Ränder des Ganges aus der Dunkelheit.
    Keine Falle…? Niemand, der auf die Menschen lauerte… ein friedliches Bild. Fast zu friedlich!
    Langsam setzte Zamorra sich in Bewegung.
    Ihm sträubten sich plötzlich die Haare. Nicht, weil in diesem Grabhügel der Friedhof der Spinnen verborgen sein mußte - was auch immer seine Bedeutung war -, auch nicht, weil dort ein geheimnisvoller, mächtiger Feind lauern mußte. Solche Situationen war