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0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

Titel: 0196 - Flucht vor den Riesenspinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seine Frau. Aus leicht verdrehten Augen starrte sie ihn an, bis sie langsam wieder zu sich kam. Ihr Entsetzensschrei war verstummt.
    Sie klammerte sich an ihn. »Fred… Fred… !«
    »Was ist denn eigentlich los mit dir?« fragte er ungehalten. Schließlich ist es nicht jedermanns Sache, mehrmals nachts aufgeweckt zu werden, und noch dazu auf diese spektakuläre Art und Weise. »Du schreist ja das ganze Hotel zusammen!«
    In der Tat ertönten Stimmen auf dem Korridor. Irgendwelche Leute, die den Schrei gehört hatten, gingen von Zimmer zu Zimmer und suchten nach dem Grund des nächtlichen Aufruhrs. Das Hotel war alt, die Zimmerwände dünn und der Schlaf der meisten Gäste und des Personals, soweit es im Haus nächtigte, dünn.
    Auch an das Portland-Zimmer klopfte es.
    »Alles in Ordnung!« rief Frederic in holprigem Italienisch. Dann wandte er sich wieder seiner Frau zu. »Du hättest aber auch nicht dermaßen laut schreien müssen.«
    »Du hättest auch geschrien«, verteidigte sie sich heftig. Er sah in ihren Augenwinkeln Tränen schimmern, und er sah und spürte auch, daß ihr dünnes Nachtgewand naß war und ihr auf der. Haut klebte. »Wieder der Alptraum?«
    Sie nickte nur.
    Er stand auf und schaltete das Licht an. Grell sprang es aus der Deckenlampe und hüllte das Zimmer in einen unwirklichen Schein aus Kunstlicht und durch das Fenster dringender Dämmerung.
    »Hast du irgendwelche Beschwerden?« fragte er. »Das Abendessen nicht vertragen oder so?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das war doch alles in Ordnung. Ich… ich weiß selbst nicht! Ich habe doch nie Alpträume gehabt, und jetzt… Fred, laß uns aufbleiben. Ich kann nicht wieder einschlafen. Nicht noch einmal diese ekelhaften Biester! Fred, sie wollten mich umbringen!«
    »Ich dachte, es wäre nur eine Spinne gewesen«, sagte er und setzte sich zu ihr auf die Bettkante.
    »Jetzt waren es mehrere.« Sie schluckte heftig. Er beugte sich über sie und küßte ihre Tränen von der Haut. Sie schmeckten salzig.
    »Es war, als wäre der Traum nur unterbrochen worden«, sagte sie. »Er ging einfach da weiter, wo ich beim erstenmal wach wurde.«
    »Und jetzt fürchtest du dich, daß er abermals weitergeht, nicht wahr?« sagte er leise.
    »Ja.«
    »Schön, bleiben wir also wach«, lächelte er. »Es ist sowieso schon früher morgen. Es wird draußen bereits heller. Komm, mach dich ein wenig frisch.« Er half ihr aus dem Bett und streifte ihr das nasse Négligé ab. Sanft küßte er ihren Nacken. »Sollte eine Spinne auftauchen, werde ich sie heldenhaft erschlagen.«
    Während sie in der Duschzelle des Zimmers verschwand, suchte er das gesamte Zimmer nach Spinnen ab. Es hätte ja sein können, daß Cathy beim Einschlafen so ein ekliges Insekt gesehen und diesen Eindruck im Traum verarbeitet hatte. Aber das Zimmer war so sauber, wie sie es selten vorgefunden hatten. Erstaunlicherweise gab es nicht einmal Fliegen.
    Kopfschüttelnd schlurfte Frederic zum Fenster und stieß es wieder auf. Frische Morgenluft drang herein. Über die roten Dächer legte sich goldener Schein; irgendwo im Osten schickte sich die Morgensonne an, sich zu erheben.
    Alles war friedlich und schön. Es gab keinen Grund, Alpträume zu pflegen.
    Riesenspinnen! Frederic schüttelte den Kopf. Wie kam Cathy nur auf so gräßliche Monster?
    ***
    Professor Zamorra gehörte zu denjenigen, die nicht in der Lage waren, die Lebensweise eines Frühaufstehers zu begreifen. Es gab nichts Schöneres, als morgens auf die Uhr zu blicken, sich in sadistischer Freude daran zu ergötzen, daß andere Leute hektisch zum Arbeitsplatz rasten, um sich am Fließband abzuschuften, und sich dann beruhigt wieder auf die andere Seite zu legen und weiterzuschlafen.
    Dafür wurden bei ihm die Abende entsprechend lang.
    Zamorra war der Typ, den man am besten mit »Nachteule« charakterisiert, und in Nicole Duval, nicht nur Sekretärin, sondern im Laufe der Jahre auch zu seiner Lebensgefährtin geworden, hatte er seine passende Partnerin gefunden, die diesen Rhythmus des Tagesablaufs gleich ihm genoß.
    Um so ärgerlicher war es, wenn man ihn frühmorgens aus dem Bett warf.
    »Harrr!« knurrte er ungnädig. »Ich bin nicht da! Bin verreist! In die Arktis, um von den Eisbären Schneeballett zu lernen! Ich schlafe wie ein Vampir! Tageslicht ist schädlich!«
    Das dezente Klopfen an der Tür wurde stärker, und anschließend war die Stimme des alten und zuverlässigen Dieners zu vernehmen.
    »Es tut mir unendlich leid,

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