0196 - Gangsterschlacht in Norfolk Street
Partner am Telefon ist immerhin ein Mörder, aber er ist nicht der Einzige, der in diesen Eall verwickelt ist und leider noch frei herumläuft. Wir lassen Sie frei und legen Ihre Aussage in ein Sonderfach des Aktenschranks. Vorläufig ist es nicht nötig, dass sie bekannt wird. Das könnte natürlich für Sie tödliche Folgen haben. Ich sage Ihnen das, damit Sie sich gewaltig in Acht nehmen. Erzählen Sie niemandem etwas, und wenn jemand Sie fragt, so sagen Sie nur, man hätte Sie auf Grund Ihres Alibis loslassen müssen. Wenn Sie reden. So gebe ich keinen Cent für Ihr Leben.«
»Ich werde mir‘s merken. Ich bin ja schließlich nicht von gestern.«
»Dann machen Sie schnellstens, dass Sie verschwinden…«
Crosswing klingelte und gab die nötigen Anweisungen. Bellery katzbuckelte und war sichtlich froh, so glimpflich davongekommen zu sein.
Im Office lag der Bericht von Monty Blyles Schatten. Der Bursche hatte sich herumgetrieben und schien über Geld zu verfügen. Er hatte auch einige Male telefoniert, aber unser Mann schaffte es nicht, die Gespräche abzuhören. Jedenfalls lief die Überwachung weiter.
Pete und Mike waren über Nacht tatsächlich weich geworden. Als wir sie holen ließen, erhoben sie ein großes Gezeter. Um ihnen sofort den Wind aus den Segeln zu nehmen, legten wir ihnen das Resultat der Untersuchung der beiden Pistolen vor, auf denen ihre Fingerabdrücke klar und deutlich zu erkennen waren.
Zuerst kam Pete an die Reihe. Ich las ihm die Aussage von Stellas Nachbarin vor und stellte ihm in Aussicht, dieser gegenübergestellt zu werden. Daraufhin erzählte er eine Geschichte, in der er Wahrheit und Dichtung mischte. Die Hauptrolle spielte darin der große Unbekannte, den er so genau beschrieb, dass ich sofort wusste, dass er schwindelte. Dieser große Unbekannte hatte die beiden beauftragt, Stella abzuholen und ihnen dafür dreihundert Dollars gezahlt. Angeblich wussten sie den Grund nicht. Gesagt worden wäre ihnen, das Mädchen sei bei der roten Ellen beschäftigt und habe diese schamlos bestohlen. Sie hätten nichts weiter getan, als sie abgeliefert.
Am Abend wären sie lediglich zurück gekommen, um ein paar zu trinken, und hätten nur darum geschossen, weil sie sich durch Black Jim, mit dem sie verfeindet waren, bedroht fühlten. Dabei blieb er.
Mike erzählte ein ähnliches Märchen, aber er war so unvorsichtig, auch seinerseits den großen Unbekannten zu beschreiben, und diese Beschreibung war eine ganz andere als die seines Spießgesellen.
Was sie zugegeben hatten, genügte allerdings, um ihnen beiden eine längere Zuchthausstrafe einzutragen, wobei bei Pete noch der Meineid wegen des Mädchens, das man hineingelegt hatte, kam. Dieses Mädchen ließen wir sofort aus dem Fürsorgeheim holen und sie bestätige haargenau, was Leila uns gesagt hatte.
Der Richter des Jugendgerichtshofs wurde benachrichtigt, damit er die Einweisung in die Fürsorge rückgängig machte. Das konnte allerdings noch vierundzwanzig Stunden dauern, bis dahin mussten wir die Kleine vertrösten, aber diese letzen vierundzwanzig Stunden würde sie wohl auch noch aushalten.
Die rote Ellen war bisher noch nicht wieder aufgetaucht, aber sie musste wohl telefoniert oder eine Botschaft geschickt haben, denn unser Beobachter teilte mit, dass eines der Mädchen am Morgen erschienen war, um die Putzfrauen zu überwachen.
Dieses Mädchen musste also das besondere Vertrauen der Dicken besitzen, und darum interessierte es uns. Sie hieß Effie Bodman und wohnte zwei Häuser von der Bar entfernt. Vorläufig ließen wir sie in Ruhe, denn sie hätte der Alten bestimmt Bericht erstattet, und das wollten wir vermeiden.
Als um elf Uhr dreißig der Fernsprecher anschlug, hatte ich sofort das Gefühl, eine unangenehme Nachricht zu erhalten. Wie übel diese Nachricht war, erfuhr ich bald, als Lieutenant Crosswing berichtete.
»Haben Sie mir nicht erzählt, dass in diesem Laden an der Bowery ein Mädchen namens Leila French die Karten verraten hat und Sie die Kleine zu einer Wohlfahrtsvereinigung in der 22. Straße geschickt haben?«
»Das stimmt. Haben die- Leute bei Ihnen angefragt?«
»Nein, aber das Mädchen ist tot. Sie wurde gerade, als sie das Gebäude betreten wollte, aus einem Wagen heraus erschossen. Der Wagen war, wie das so üblich ist, kurz vorher gestohlen worden.«
Für ein paar Sekunden war ich sprachlos, Phil, der meinem Gesicht ansah, das etwas schiefgegangen sei, kam herüber und stand neben mir.
»Hören
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