0198 - Asmodinas Todeslabyrinth
Pech.«
»Leider.«
Ich spürte Glendas Finger an meiner Schulter. Sie hatte Angst. Ich konnte es ihr nicht verübeln, aber ich sah keine Chance, sie aus dem Dilemma zu befreien.
»Worauf wartest du noch?« fragte ich in einem Anfall von Wut.
»Du willst sterben?«
»Nein, das nicht, aber ich will endlich eine Entscheidung. Stell dich, Asmodina. Stell dich zum Kampf, damit ich dich vernichten kann!«
Die Worte brüllte ich ihr entgegen und hob sofort mein Schwert, damit sie sah, dass ich bereit war und auf keinen Fall auf geben wollte.
»Na denn!« drang es aus dem weit geöffneten Maul, und im nächsten Augenblick schob sich der Körper der Schlange vor.
Genau in unsere Richtung, so dass uns das Höllenmaul der Riesenschlange verschlingen konnte…
***
Kara leistete wirklich Übermenschliches!
Zusammengekauert saß sie da. An ihren Händen, die den Kreuzgriff umklammert hielten, sprangen die Knöchel hart und spitz hervor. Ihr Gesicht war bleich, die Haut wirkte durchsichtig.
Myxin, der sie genau beobachtete, konnte sogar die dünnen bläulichen Adern sehen. Er stand wie unter Strom. Der kleine Magier hatte nicht nur Angst um John Sinclair, sondern auch um Kara.
Denn alles wies darauf hin, dass sie sich zu sehr anstrengte, dass ihre Physis und auch Psyche nicht mehr mitmachten.
Um sie herum war es kälter geworden. Ein Zeichen, dass die Luft weißmagisch aufgeladen wurde. Und Myxin sah es auch an den Steinen. Sie verloren ihre graue Farbe. Ein erstes rosa Schimmern zeigte sich im Gestein. Im Anfang schwach, doch als Kara anfing zu sprechen, da wurde es stärker.
Alte, uralte Worte benutzte sie. Aus ihrem Mund drang eine Beschwörung, die sie ihr Vater Delios noch gelehrt hatte und die in keinem Buch jemals niedergeschrieben worden war, sondern nur mündlich überliefert wurde. Die Worte klangen dumpf, kehlig, erinnerten vielleicht ein wenig an die orientalischen Sprachen, und sie waren doch nicht schlimm oder voller Hass, wie es oft in der Sprache der Dämonen zu vernehmen war. Man spürte in ihnen eine gewisse Sanftheit, und sie verlangten nach einem großen Respekt, den man dieser alten Sprache zollen sollte.
Kara konzentrierte ihren Blick fest auf das Allsehende Auge. Von ihm sollte die alte Magie ausgehen. Dieses Auge sollte sie umsetzen und eine Brücke zwischen dem Diesseits und dem Jenseits schaffen. Das war das große Wunder, das Kara kraft ihrer Beschwörung vollbringen wollte.
Noch zeigte das Kreuz keine Reaktion, lag es irgendwie blass in den Händen der geheimnisvollen Frau. Und es wurde noch blasser. Das silberfarbene Flair schien zurückzuweichen, als würde das Schwert dem Kreuz sämtliche Magie entziehen, aber dies war ein Irrtum.
Plötzlich geschah es. Von einem Augenblick zum anderen wurde die Magie wirksam, und Kara, die alles auf eine Karte gesetzt hatte, wurde für ihre Mühe belohnt. Das Allsehende Auge bewegte sich. Eine regelrechte Kaskade, strömte daraus hervor. Silbrig, grell, leuchtend… Und diese Lichtkaskade fand ihr Ziel in der Klinge des goldenen Schwertes! Das war es!
»Die Brücke!« rief Myxin.
»Die magische Brücke, sie funktioniert!«
Seine Augen leuchteten, denn er sah, dass sich ein silberfarbener Streif mit haarfeinen, goldenen Fäden aus der Klinge abspaltete, sich verzweigte und jeweils die vier jetzt hellrot entflammten Steine traf. Ein Netz aus Magie lag über den Flamingstones. Die uralten Beschwörungen der Atlanter waren voll wirksam geworden. Sie hatten nichts von ihrer Macht verloren.
Kara saß weiterhin im Mittelpunkt des magischen Zentrums. Sie hatten den Kopf zurückgeworfen. Der Mund stand halb offen, und nur mit allergrößter Beherrschung hielt sie die magische Brücke aufrecht, denn sie durfte auf keinen Fall zusammenbrechen. Dann war alles umsonst.
Alles hing von ihr ab, von einem Wesen, das in dieser mächtigen magischen Sperrzone irgendwie verloren wirkte und Dinge leistete, die mit Worten kaum noch zu beschreiben waren. Würde sie es schaffen? Myxin, der kleine Magier, fieberte, und er hoffte, dass Kara durchhielt…
***
Schwert gegen Riesenschlange! Konnte ich es schaffen? Reichten mein Mut und die magische Klinge aus, um Asmodina zu töten?
Oder würden ihre Helfer eingreifen und mir als auch Glenda ihre tödlichen Pfeile in den Rücken schießen?
Nein, sie behielten sie auf den Bögen, hatten die Sehnen gespannt, aber sie zogen nicht ab.
Ich führte den ersten Schlag. Damit er kräftig genug wurde, hielt ich das Schwert mit
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