0198 - Wir rammten die Luftpiraten
Versicherungsleuten an«, schlug Phil vor. »Vielleicht hat die ›schwergeprüfte‹ Dame in der Aufregung ihre Handtasche vergessen. Ich glaube, der Inhalt wäre nicht uninteressant für uns!«
Ich angelte den Hörer und wählte die Nummer der United-Assurance. Ich erfuhr, daß Mrs., beziehungsweise Mister Break den Tisch kurzerhand gegen die Schienbeine der Empfangsdame gekippt und bei aller Eile nicht vergessen hatte, die Handtasche mitzunehmen. Durch meinen Schuß waren die Männer in den umliegenden Büros alarmiert worden. Einige waren an die Fenster gestürzt und hatten die Dame in Schwarz in einen blauen Cadillac einsteigen und davonrauschen sehen.
Phil hatte das Gespräch mit der zweiten Muschel verfolgt und sagte trocken: »Dann fangen wir eben wieder mit neuer Routinearbeit an. Stellen wir mal fest, wer in New York und Umgebung einen blauen Cadillac fährt.«
»Du hast Humor!« fauchte ich, immer noch wütend. »Glaubst du etwa, daß diese Gangster mit ihrem eigenen Wagen Vorfahren?«
Nach vielen Telefongesprächen mit verschiedenen Dezernaten der City Police schien es, daß Phil recht haben konnte. Kein einziger Cadillac war als gestohlen gemeldet worden. Daraufhin brüteten wir über den Zulassungslisten für Kraftfahrzeuge.
Nachdem wir die New Yorker Cadillac-Besitzer durchgehechelt hatten, sah es ganz so aus, daß nur sehr ehrenwerte Bürger sich blaue Cadillac kauften, Bürger, die von Fallschirmspringen und Sonderkommando weniger Ahnung hatten als eine alte Indianersquaw von der Weltraumfahrt.
Im Geiste sah ich die Akten der Luftpiraten schon in der Ablage für unerledigte Fälle verstauben, als uns ein Fernschreiben der Polizei von Port Jervis elektrisierte. Dort hatte sich ein Zeuge gemeldet, der einen blauen Cadillac zwischen fünf Uhr fünfzehn und fünf Uhr dreißig auf der Straße Hawley — Port Jervis gesehen und sich zufällig die Nummer des für diese verlassene Gegend seltenen feudalen Wagens gemerkt hatte. Dieser Cadillac war in New York zugelassen!
»Phil«, rief ich, »wenn dieser Cadillac von den Luftpiraten benützt wird, dann ist er keinesfalls gestohlen. Keinem Gangster, selbst wenn er besoffen ist, fällt es ein, tagelang mit einem geklauten Fahrzeug rumzubrausen.«
»Hm«, brummte Phil, »das stimmt. Aber ob der Cadillac von Port Jervis und der Cadillac von dem trauernden Mann-Weib ein und derselbe ist, muß erst noch nachgewiesen werden.«
»Genau das habe ich vor. Ich brauche ja dem Besitzer des Cadillac, dessen Nummer wir kennen, nur einen kleinen Besuch abzustatten«, gab ich gelassen zur Antwort.
Mit Begeisterung stürzten wir uns erneut auf die Zulassungslisten und fanden im Handumdrehen den Besitzer des fraglichen Autos in einem gewissen Francis Miller, Export- und Importagentur. Ich zog enttäuscht die Nase hoch. Dieser Miller zählte fünfzig Jahre! Es sah nun doch sehr nach Zufall aus, daß sein Wagen zur Zeit des DC-3-Absturzes in der Poconco Ebene gesehen worden war. Immerhin, wir mußten uns vergewissern.
***
Mister Francis Miller bewohnte eine pompöse Villa in Yonkers, am nördlichen Stadtrand von New York. Wenn Sie sich diesen Bau vorstellen wollen, dann denken Sie nur an Hollywood und Film. Dem prächtigen Haus nach schien Mr. Miller in Geld zu schwimmen und es durchaus nicht nötig zu haben, sich Diamanten auf einem so ungewöhnlichen Weg beschaffen zu müssen. Das konnte er sicher mit Hilfe seiner gespickten Brieftasche ohne jedes Risiko und ohne jede Aufregung.
Bei diesem Mr. Miller schien ich wirklich einer falschen Fährte nachzuspüren, denn als ich ihm im Empfangssalon in einem tiefen Sessel gegenüber saß, mußte ich beinahe schallend lachen, als ich versuchte, mir diesen ziemlich beleibten Herrn an einem Fallschirm zwischen Himmel und Erde schwebend vorzustellen.
Miller fuhr einen Scotch-Whisky auf, der nicht von schlechten Eltern war, und stellte mir eine ganze Kollektion teuerster Zigarren vor die Nase. Während ich auswählte, begann Miller mit einer Freundlichkeit, die schon ans Widerliche grenzte:
»Welche Ehre, daß der hohe FBI sich zu mir bemüht. Ich hoffe, daß ich meine Pflichten als guter Staatsbürger stets zur Zufriedenheit der Behörden erfüllt habe und daß ich jetzt auch Ihnen, Mr. Cotton, voll zu Diensten stehen kann.«
Solche Töneliebe ich! Sie bringen mich mehr auf die Palme, als wenn mir jemand zur Begrüßung eine Blumenvase an den Kopf zu werfen versucht. Mit einem tiefen Schluck spülte ich meine Verstimmung
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