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0198 - Wir rammten die Luftpiraten

0198 - Wir rammten die Luftpiraten

Titel: 0198 - Wir rammten die Luftpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir rammten die Luftpiraten
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hinweg. Miller redete ungerührt weiter:
    »Ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich durch meine bescheidenen Fähigkeiten unserer geschätzten Polizei irgend etwas nützen könnte. Aus diesem Grunde…«
    Dieses Gefasel ging mir auf die Nerven. Ich stoppte seinen Redefluß, indem ich ganz harmlos sagte:
    »Wunderbar, Ihre Einstellung zu unserer Arbeit. Meist machen uns die Leute nur unnötige Schwierigkeiten. Um so erfreulicher ist Ihre Haltung der Polizei gegenüber, die Sie übrigens gleich beweisen können. Sie haben doch sicher von dem Absturz der DC-3 in der Pocono Ebene gehört?«
    »Was hat denn das FBI mit einem Flugzeugabsturz zu tun?«
    Sein Erstaunen war echt; wenn nicht, dann war es ausgezeichnet gespielt. Dennoch stieg in mir ein erster, vager Verdacht auf. Ich will Ihnen auch verraten, weshalb. Einem harmlosen Bürger wäre es wohl kaum im Schlaf eingefallen, sich jemals Gedanken darüber zu machen, welche Behörde des Innenministeriums für Flugzeugunfälle zuständig ist. Noch viel weniger würde er sich darüber gewundert haben, daß ein G-man ihn wegen eines Flugzeugabsturzes um Angaben bittet. Selbstverständlich beantwortete ich dem öligfreundlichen Mr. Miller seine Frage nicht, sondern fuhr fort:
    »Also, für diesen Unfall suchen wir Zeugen, und…«
    Miller ließ mich nicht ausreden. Entweder hatte er ein reines Gewissen wie ein neugeborenes Kind, oder aber er war mit allen Hunden gehetzt und von einer unglaublich raschen Auffassungsgabe. Wahrscheinlich sagte er sich ganz richtig, daß ich nur deshalb wegen einer eventuellen Zeugenaussage bei ihm hatte vorsprechen können, weil irgend jemand seinen Wagen in der Nähe des Unfallortes gesehen hatte. Sehr geschickt kam er meinen Fragen zuvor:
    »Ich bedauere unendlich, daß ich Ihnen dabei nicht viel helfen kann. Ich bin zwar vorgestern nacht um die fraglichen Zeit auf der Straße von Hawley nach Port Jervis gefahren, habe aber nichts Bemerkenswertes gesehen. Oder — warten Sie mal«, Miller dachte angestrengt nach oder tat wenigstens so, »jetzt, wo Sie so direkt danach fragen, erinnere ich mich dunkel, etwas Helles am südlichen Horizont gesehen zu haben. Glauben Sie«, er sah mich an, als sei ihm eine schreckliche Erkenntnis gedämmert, »daß das der Feuerschein des brennenden Flugzeugs gewesen sein kann? Ja, er muß es gewesen sein, denn die Sonne geht doch im Osten auf, nicht wahr? Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich hatte ja keine Ahnung, daß ich der Augenzeuge einer Flugzeugkatastrophe geworden war. Aber selbst wenn ich das gewußt hätte, ich wäre nicht hingefahren. Ich gehörte nicht zu den Menschen, die anhalten oder womöglich noch weite Umwege fahren, um sich an einem Unfall zu ergötzen. Wissen Sie, ich kann Blut nicht sehen. Es wird mir übel davon.« Miller hob wie abwehrend die gepflegten Hände.
    »Was haben Sie eigentlich um diese ungewöhnliche Zeit in dieser abgelegenen Gegend gemacht?«
    Miller musterte mich mit einem Blick, der nicht leicht zu deuten war. Er konnte ebensogut Ärger wie auch Mitleid ausdrücken.
    »Eigentlich geht Sie das nichts an!« stellte er fest und hatte damit gar nicht unrecht. »Sie sind nicht mal dazu berechtigt, mich danach zu fragen!«
    Wieder hatte ich den Eindruck, daß dieser aalglatte Bursche auffallend gut über unsere Rechte Bescheid wußte. Als ob er meine Gedanken erraten hätte und meine Bedenken zerstreuen wollte, fügte er hinzu:
    »Selbstverständlich will ich Ihnen gern darüber Auskunft erteilen. Ich weiß doch, was ich meinen Pflichten als Staatsbürger schuldig bin. Ich besuchte in Scranton einen Geschäftsfreund, Mister John Kinsley, Mainstreet Nr. 24. Sie können sich bei ihm erkundigen. Die Telefonnummer habe ich nicht im Kopf, Sie finden sie aber in jedem Telefonbuch. Wie es eben so geht, wurde es etwas spät beim Begießen des für beide Teile günstigen Geschäfts. Da ich jedoch gegen neun Uhr hier in meinem Büro — es ist nebenan; wenn Sie wollen, zeigte ich es Ihnen — eine wichtige Besprechung angesetzt hatte, mußte ich wohl oder übel noch in der Nacht von Scranton wegfahren. Warten Sie einen Augenblick, ich hole das Telefonbuch, dann können Sie gleich von hier aus Mister Kinsley anrufen.«
    Ich winkte ab und betrachtete schweigend mein Whiskyglas, das ich zwischen den Fingern drehte. Ich hatte noch eine Menge Fragen auf Lager. So hätte es mich zum Beispiel interessiert, warum Mr. Miller trotz seiner Eile, nach New York in sein Büro zu kommen,

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