0199 - Das Erbe des Schwarzen Tods
gelungen, die Diener zu besiegen, er selbst floh und hatte Suko und mich wenig später attackiert, als der Fall mit dem Leichenschloß begann. Besonders Suko dachte mit Schrecken daran, denn er hatte die ganze Kraft des grünen Dschinns zu spüren bekommen.
»Wo ist er aufgetaucht?« fragte ich.
»In der Antarktis!«
»Was macht er denn da?«
»Er hat zwei Männer getötet«, erwiderte Sir James Powell mit ernster Stimme.
Ich runzelte die Stirn. »Haben Sie schon genauere Angaben?«
»Ja.«
Inzwischen wußte ich, daß die Fahndung nach Dr. Tod und seinem geheimnisvollen Versteck weiterhin auf vollen Touren lief. Die Geheimdienste der westlichen Länder waren eingeschaltet worden, und jeder Agent wußte Bescheid. Er sollte unverzüglich melden, wenn etwas Ungewöhnliches geschah, ein Ereignis, das aus dem Rahmen fiel. Einer der Agenten des englischen Geheimdienstes hatte berichtet, daß in der Antarktis etwas Seltsames vor sich ging.
Ein grüner Schein, der überhaupt nicht in die Landschaft hineinpaßte, war dort zu sehen gewesen. Der Mann hatte den Auftrag erhalten, das Phänomen näher zu untersuchen. Jetzt war er tot, ebenso wie sein Kollege, der sich ihm angeschlossen hatte.
»Bestialisch ermordet«, sagte Sir James. »Mit einem riesigen Messer oder einer Sense. So steht es in dem ärztlichen Bericht.«
Suko und ich schauten uns an. Beide dachten wir wohl das gleiche. Nur ich sprach es aus.
»Eine Sense? Am Südpol? Da fällt mir eine Verbindung ein.«
»Der Schwarze Tod«, sprach Suko.
Ich schluckte und beugte mich gleichzeitig ein wenig nach vorn.
»Das ist natürlich ein Ding«, sagte ich, »und auch verdammt weit hergeholt, wie ich ehrlich gestehen soll.«
»Zu weit?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Was hast du dagegen?«
»Der Schwarze Tod ist erledigt, Suko. Du warst doch selbst dabei. Der Bumerang und mein Kreuz haben ihn geschafft. Und es ist wirklich nicht so, daß unbedingt das, was am Südpol geschieht, etwas mit dem Schwarzen Tod zu tun haben muß.«
»Warum wehren Sie sich eigentlich so dagegen?« fragte mich Sir James.
»Weil das Kapitel für mich erledigt ist. Deshalb.«
Wir schwiegen. Erinnerungen stiegen wieder hoch. Schreckliche Bilder einer alptraumhaften Landschaft. Inmitten der Eiswüste hatten wir einen Flecken Erde erlebt, der noch die Vegetation der Urzeit aufwies. Fremdartige Tiere existierten dort. Grauenvolle Geschöpfe und Dämonen, außerdem der Schwarze Tod persönlich. Ich hatte ihm da gegenübergestanden. Ziemlich allein, mit dem Bumerang und dem Kreuz bewaffnet. Myxin hatte mich mit seinen Schwarzen Vampiren unterstützt, und mir war es gelungen, den Schwarzen Tod zu vernichten. Er war regelrecht atomisiert worden, zerrissen, zerstört…
Das sagte ich auch den anderen.
Sie stimmten mir zu.
»Der Schwarze Tod wurde also vernichtet«, stellte Sir James fest.
Die Augen hinter seinen dicken Brillengläsern zwinkerten.
»Ja, Sir!«
»Aber was ist mit seiner Waffe?«
Ich schaltete nicht so schnell und fragte: »Wieso?«
»Er besaß doch eine Sense, sein Wahrzeichen, gewissermaßen.«
»Das stimmt«, mußte ich zugeben. »Und wo befindet sie sich?«
Suko hob die Schultern, ich ebenfalls. Da waren wir beide ratlos, wirklich. »Sie ist also nicht zerstört worden«, stellte Sir James fest.
»Möglich.«
»Und jetzt tauchte sie wieder auf.«
»Wobei ich mich frage, ob es sich bei ihr wirklich um die gleiche handelt.«
»Gehen wir mal davon aus. Der grüne Dschinn war ja nicht vernichtet, er hat sich irgendwo herumgetrieben. Vielleicht hat er sich den Südpol oder die Antarktis bewußt ausgesucht, weil er dort etwas zu finden hoffte, eben die Sense. Liege ich da mit meiner Vermutung richtig?«
»Zumindest im Trend«, erwiderte ich grinsend.
»Bitte mehr Ernst.«
»Sorry, Sir.«
»Sie halten es auch nicht für unmöglich?«
Suko und ich schauten uns an. An den Augen des Chinesen erkannte ich, daß er Sir James’ Theorie zustimmte.
»Sir, unmöglich ist in unserem Job nichts, das müßten Sie eigentlich wissen.«
Der Superintendent erhob sich. »Das wollte ich von Ihnen nur wissen. Sollte sich der grüne Dschinn die Waffe des Schwarzen Tods tatsächlich geholt haben, dann stehen uns schwere Zeiten bevor. Das verspreche ich Ihnen.«
Und damit hatte er wirklich nicht zuviel gesagt.
Sir James sagte nichts mehr und verließ unser gemeinsames Büro.
Wir warteten, bis er die Tür geschlossen hatte. Dann stand ich auf.
»Jetzt brauche ich wirklich
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