02 - Beiss mich, wenn du kannst
Zug der Mann am Leib hat... Bis später, meine Liebe. Ich werde Remy von Ihnen grüßen."
Durch den Schmerz, der mich nahezu betäubt hatte, hörte ich, wie sich die Tür schloss. Und da wusste ich, dass sie gegangen war. Ich versuchte, an den weißen Punkten vorbeizusehen, die jetzt vor meinen Augen tanzten. Ich musste aufstehen und nach Ty sehen. Ich musste...
Der Gedanke ging in einer neuerlichen Schmerzattacke unter, die so heftig war, dass ich zu Boden sank. Noch einmal verkrampften sich meine Eingeweide - und dann wurde alles um mich herum schwarz.
30
„Lil? Sind Sie da drin?"
Der Name dröhnte in meinen Ohren. Es folgte ein lautes Hämmern, das meine Kopfschmerzen bis ins Unerträgliche steigerte.
Geh weg, bettelte ich innerlich. Geh einfach weg. Wieder diese heftige Bamm, Bamm, Bamm, und dann hörte der Krach plötzlich auf. Ah. Schon besser -
BAMM!
Das ohrenbetäubende Krachen dröhnte einen Sekundenbruchteil, bevor große Hände meine Schultern packten, durch meinen Schädel.
Mein Körper schrie auf, in meinem Magen explodierte der Schmerz, so heftig und zerstörerisch, dass mir Tränen in die Augen stiegen und ich mich krümmte.
„Lil?"
„Aufhören!", stöhnte ich. „Fassen Sie mich nicht an." Die Hände ließen mich los, und der Schmerz ließ so weit nach, dass ich die Augen öffnen konnte.
Über mir ragte verschwommen Lloyds Silhouette auf.
Ich blinzelte so lange, bis ich ihn deutlich vor mir sah.
Er trug dasselbe Hemd, das er auch bei Viola angehabt hatte. Auf seinem Hals prangte ein riesiger violetter Knutschfleck. Seine Stirn war von Sorge zerfurcht, seine Lippen bildeten einen schmalen Strich in seinem verängstigten Gesicht.
„Lloyd?" Meine Lippen fühlten sich geschwollen an. Viel zu geschwollen, um zu reden, aber ich versuchte es trotzdem. „Was machen Sie denn hier? Sollten Sie nicht ganz woanders sein und Werwolfbabys produzieren?"
„Was? Ich kann Sie nicht hören. Sie haben fast keine Stimme mehr."
Zum Glück. Werwolfbabys? Was war denn bloß mit meinem Kopf?
Der wurde gerade von winzig kleinen Bauarbeitern zu Tode pressluftgehämmert. Sie hatten es darauf abgesehen, mich zur Hölle zu schicken.
Meine Lider zuckten, und Lloyd schüttelte mich schon wieder.
Sofort riss ich die Augen auf. „Scheiße", fluchte ich, diesmal schon mit kräftigerer Stimme. „Was machen Sie denn? Wollen Sie mich umbringen?"
„Ich bin nur vorbeigekommen, um mich für diese Nacht zu bedanken, aber dann haben Sie die Tür nicht aufgemacht und ich habe Sie stöhnen gehört und..."
Er hörte auf zu reden, als ich meine Hand hob. „Flüstern. Bitte."
„Was zum Teufel ist hier los?"
Diese Frage setzte sich in meinem Kopf fest, schob den ganzen Schmerz beiseite und machte den Weg frei für den Ansturm meiner Erinnerung.
Ayala und das mit Knoblauch versetzte Blut und -
„Ty." Ich packte Lloyds Arme. „Ich ... er ist... oh nein."
„Beruhigen Sie sich." Lloyd versuchte mich wieder hinzulegen. „Nicht bewegen. Er schläft."
„Er schläft nicht." Ich kämpfte mich auf die Füße, trotz seiner großen Hände, die mich wieder nach unten drücken wollten. „Er ist krank. Er ist..."
Ich weigerte mich, diesen Gedanken zu Ende zu denken und kämpfte mich stattdessen endgültig hoch. Vor Schmerzen sah ich alles ganz verschwommen, aber ich stolperte auf das Bett zu, auf dem er immer noch auf der Seite lag, mit dem Bücken zu mir.
Ich packte seine Schulter und zog daran. Er rollte herum, sein Gesicht war so unbewegt, als ob er in einen tiefen, dunklen Schlaf gesunken wäre.
Oder endgültig und wahrhaftig tot wäre.
Nein!
Ich beugte mich über ihn, und als ich seine Brust berührte, spürte ich ein schwaches Pochen gegen meine Handfläche. Sein Herz schlug noch.
Im Augenblick.
„Wir müssen ihn in ein Krankenhaus bringen", sagte Lloyd, der hinter mich getreten war. „Ich hol den Minivan."
„Dafür haben wir keine Zeit." Ich tastete nach dem Handy, das auf dem Nachttisch lag, und tippte eine wohlvertraute Nummer ein. „Wir müssen das Krankenhaus hierherholen."
„Danke, dass du gekommen bist", sagte ich weniger als eine Stunde später zu Jack. Ich saß auf dem Sofa und beobachtete Mandy, die den Beutel mit dem hellroten Blut kontrollierte, das durch einen Infusionsschlauch floss, der in Tys rechten Arm mündete.
„Klingt nach einer Blutvergiftung. Wenn das der Fall ist, bekriegen sich die roten und die weißen Blutkörperchen. Dann aber ist die Lage aussichtslos - keiner kann
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