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02 - Das Weltenschiff

Titel: 02 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Überrascht stellte er fest, dass der Boden unter seinem Gewicht ein wenig nachgab. Doch noch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, war er schon eingeschlafen.
    Ik ruhte sich nicht sofort aus. Eine Zeit lang studierte er die Konsolen, ehe er beschloss, dass er ohne die richtigen Zugangsprotokolle nichts würde ausrichten können. Doch erkannte er den Konsolentyp wieder und glaubte so ungefähr zu wissen, wo Bandicut und er sich nun befanden – und das war wenigstens etwas.
    Wenn er Recht behielt, hatten sie von der Tornadoschlucht bis hierher eine beträchtliche Entfernung zurückgelegt; aber er glaubte nicht, dass sie den Kontinent verlassen hatten.
    Ob Li-Jared noch immer vor ihnen war? Das war die entscheidende Frage. Ik hatte hier keine Spur von Li-Jared entdeckt. Doch nach dem zu urteilen, wie der Tornado hinter Li-Jared hergejagt war, glaubte er, dass es für seinen Freund gefährlich wäre, sich lange an einem Ort aufzuhalten. Also selbst wenn er hier gewesen war, hatte er sich vermutlich sofort wieder auf den Weg gemacht.
    Und das bedeutete, er musste einen Ausgang aus diesem Raum gefunden haben. Was das anging, war Ik zwar momentan völlig ratlos, aber auch nicht über Gebühr beunruhigt: Entweder würde sich das Portal wieder öffnen und sie an einen anderen Ort bringen, oder sie würden einen Weg auf die andere Seite dieses Fensters finden. Durch das Fenster konnte er nicht viel erkennen – die Scheibe schien nur Lichtwellen eines bestimmten Frequenzbereichs durchzulassen –, doch lag dahinter wohl eine Art Korridor. Und wo ein Korridor war, konnte zivilisiertes Leben nicht weit sein. Langsam schritt Ik den Raum ab, wobei er sacht die Wände mit den Fingerspitzen abtastete. Seine Stimmensteine zeigten keinerlei Reaktion, das vertraute Kitzeln blieb aus. Wenn es hier etwas gab, zu dem sie eine Verbindung herstellen konnten, war es offenbar inaktiv. Nun gut – wenn er schon nicht Li-Jareds Spur aufnehmen konnte, würde er wenigstens die Zeit nutzen, um seine Gedanken zu ordnen.
    Es gab hier vieles, was er nicht verstand, doch war er – aufgrund seiner Erfahrung – halbwegs zuversichtlich. Während der zwei Jahreszeitenzyklen, die er und Li-Jared nun miteinander befreundet waren, waren sie schon mehrfach voneinander getrennt worden, und immer hatten sie sich wiedergetroffen. Es war, als würden sie von der Strömung eines großen, unsichtbaren Strudels fortgerissen und immer wieder zueinander getrieben, damit sie sich in Zeiten der Not gegenseitig helfen konnten. War das Zufall oder Manipulation? Ik wusste es nicht mit Sicherheit, obwohl er einen Verdacht hegte. Eines aber wusste er genau: Jemand wollte etwas von Li-Jared und ihm. Und jetzt offenbar auch von John Bandicut. Wer oder was dieser Jemand war, wusste er nicht.
    Anfangs hatten Li-Jared und er nichts gemeinsam, außer ihre Steine und ihren Exilantenstatus, doch waren sie einander mehrfach in schrecklichen Notlagen begegnet – nicht sie selbst waren in Not gewesen, sondern jeweils andere. Nie hatten sie den Not Leidenden ihre Hilfe verwehren können, und jedes Mal hatte ihre Anwesenheit etwas bewirkt-für diese anderen. Aber ganz abgesehen davon, dass sein Leben nicht länger nur ihm selbst gehörte, hatte Ik bislang oft das Gefühl gehabt, dass noch etwas fehlte. Irgendwie haftete seinem und Li-Jareds Bemühen, sich hier zurechtzufinden, etwas Unvollkommenes an. Ganz sicher machte es ihn rasend, dass er nichts über ihre Rolle in dieser Welt wusste … und über diejenigen, die diese Welt kontrollierten. Nun aber fragte er sich: War John Bandicut der fehlende Teil in dem Puzzle, das, einmal vollendet, ihnen ihre Bestimmung auf Schiffwelt offenbaren würde – war John Bandicut jemand, von dem sie nicht gewusst hatten, dass sie ihn brauchten, bis er endlich hier angekommen war?
    Mit untergeschlagenen Beinen saß Ik auf dem Boden und musterte Bandicut. Der Mensch hatte sich ausgestreckt, in einer tiefen meditativen Trance. Ganz offensichtlich konnten Bandicut und Ik untereinander Wissen und Fähigkeiten austauschen; welche Rolle jedoch Bandicuts Metallgeschöpfe spielten, war ihm weit weniger klar. Ik mochte seinen erregbaren menschlichen Gefährten recht gern, doch drängte sich ihm die Frage auf, ob Bandicut auch nur die leiseste Vorstellung davon hatte, worauf er sich einließ, indem er sich mit Ik zusammentat. Wusste der Mensch um die Komplexität und Ungewissheit, um die Frustration und das Risiko?
    Vermutlich nicht. Und vielleicht war

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