02 - Die Gefangene des Wikingers
seinem Leibarzt säubern und verbinden lassen sollen, ehe er sich dem Feind stellte. Ganz egal, ob dieser Feind aus zehn Männern mit Schwertern und Kriegskeulen bestand, oder aus diesem feuerhaarigen jungen Luder. Sie wusste, wie man einen Bogen spannte, und ein Blick in ihre silbrigen Augen versicherte ihm, dass sie nur auf ein Anzeichen von Schwäche wartete. Sie zitterte zwar, aber ihr Augen glühten weiterhin voller Hass.
Ganz plötzlich stieß sie ihm voller Wut und Bösartigkeit das Knie in den Unterleib. Der Atem blieb ihm bei dem schneidenden Schmerz fast stehen, es wurde ihm wieder schwarz vor Augen, aber er ließ sie nicht los. Er krallte weiterhin seine Finger um ihr Handgelenk, und als er auf der Suche nach einem der Stühle an der Festtafel zurückstolperte, zog er sie mit sich. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und zwang sie dabei vor sich auf die Knie. In diesem Augenblick hätte er sie am liebsten umgebracht. Er wünschte sich, sie so hart zu schlagen, dass ihr Genick brach. Er rang keuchend nach Luft und zwang sich, die Augen zu öffnen. Einen Moment lang, der so kurz war, dass er schon fast dachte, er hätte ihn sich eingebildet, sah er reine, nackte Angst in ihren Augen, wie bei einem Fasan der sich in einer Falle gefangen hatte. Der Ausdruck verschwand schnell, und er beherrschte sich so weit, dass er sie nicht schlug. Doch er war sich sicher, dass sie das Ausmaß seines Zorns erkannt hatte, denn jetzt fing sie verzweifelt an, gegen seinen Griff anzukämpfen, um sich zu befreien. Er ertappte sich dabei, dass er diese Rangelei fast vergaß, weil er so in ihren Anblick versunken war. Sie war von ungewöhnlicher Schönheit, mit zarten, wundervoll modellierten Gesichtszügen, einem langen, geschwungenen Hals, und dem aufregenden Goldgespinst ihres schimmernden Haares. Offensichtlich war sie von vornehmer Herkunft: das feine Leinen, die zarte Wolle und der Pelz, den sie trug, waren Beweise für ihren hohen Stand.
Er betrachtete sie zu lange. Sie wartete nur darauf, dass sich sein Griff etwas lockerte. Sie biss ihn in die Hand, er ließ ihr Handgelenk los, packte dafür aber ihr Haar und lächelte grimmig, als sie vor Schmerz aufschrie. Sie war zwar sehr schön, aber sie war auch flink und hinterlistig - und unübersehbar sein Feind. Er zog sie dicht an sein Gesicht, seine Augen bohrten sich wie gnadenlose Klingen in die ihren. »Was ist hier geschehen?« fragte er sie.
»Was geschehen ist?« erwiderte sie. »Ein Haufen blutgieriger Krähen kam vom Meer her gesegelt. «
Er verstärkte seinen Griff und zog sie noch näher heran. »Ich wiederhole, Lady, was ist hier geschehen?«
Tränen hingen an ihren Augenlidern. Sie krallte sich an seine Finger, und ihre Hand rutschte an seinem Blut ab. Unbeabsichtigt hatte sie seine Schwachstelle entdeckt, und sie schlug ihn sofort auf den verwundeten Oberschenkel.
Sterne explodierten vor seinen Augen. Sein Griff lockerte sich. Er war dabei, ohnmächtig zu werden. Er zwang sich dazu, nach vorne zu fallen, um sie unter sich zu begraben. Er kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben, und sie rollten zusammen über den Boden. Ihre Beine verhakten sich ineinander, und eine Bewegung seines Schenkels riss ihre Tunika in voller, Länge auf. Voller Wut und Angst stieß sie einen Schrei aus. Überrascht von völlig unerwarteten Gefühlen, ließ Eric seine rauhe Kriegerhand über ihr nacktes Fleisch gleiten. Er stellte fest, dass es sich zart und seidig anfühlte. Sie keuchte und würgte und kämpfte wie eine Wilde, und seltsamerweise fühlte er, wie Begierde in ihm entbrannte, denn ihre Schenkel waren wann und geschmeidig. Die ganze Zeit Ober hatte er nicht an Fleischeslust gedacht, nicht einmal dann, als er die Schönheit ihrer Augen festgestellt, oder die erotische Berührung ihres Haares gefühlt hatte. Aber jetzt, bei ihren Brüsten, die er unter seinem Kettenhemd fühlte, und seiner Hand, die er gegen das zarte Fleisch der Innenseite ihres Schenkels presste, stieg plötzlich heiße Begierde in seinen Lenden auf.
Er biss die Zähne zusammen und sah, dass sie ihre Augen alarmiert aufriss. Sie versuchte sich herumzurollen, sie fluchte und kämpfte wie eine Wildkatze. Sie zerkratzte ihn mit ihren Nägeln, bis er ihre Handgelenke packte, sie über ihrem Kopf auf den Boden presste und sie mit seinen eisig-blauen Augen anstarrte.
Er hatte Rollo befohlen, dicht hinter ihm zu bleiben, aber wo, in Walhallas Namen, war der Kerl jetzt? Eric brauchte ihn. Seine Kraft nahm
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