02 - Die Gefangene des Wikingers
eine todesähnliche Lethargie überkam ihn. Sie kniete über ihm, starrte ihn an, sah das blaue Eis seiner Augen. Sie griff nach dem Messer. Seine Finger schlossen sich darum, aber jetzt war die Bewusstlosigkeit nicht mehr weit. Sie zerrte an seiner Hand, die die Klinge hielt., Er hörte ihre keuchenden Atemzüge, die hart und schnell und verzweifelt klangen. Sie hatte vor, ihn zu ermorden. Sie brauchte die Waffe.
»Mylord! Wo seid Ihr?«
Endlich kam Rollo. Pferdehufe klapperten auf dem Boden, hielten dann inne und Eric wusste, dass Hilfe im Anmarsch war. Fest umklammerte er das Messer.
Das Mädchen stand auf, die Ader an ihrer Kehle pulsierte heftig. Dann wendete sie sich zur Flucht.
Eric zwang sich aufzurichten, mit dem Messer in der Hand. Sie lief in die Halle und drehte sich dann um.
Einen Augenblick lang hatte er in dem Nebel, der ihn umgab, ihren Anblick vor Augen, eingebrannt in das sterbende Tageslicht. Großgewachsen und schlank und königlich, ihr glänzendes Haar umwogte sie wie eine atemberaubende, goldene Wolke.
Sie sah das Messer und seinen eisigen Blick und keuchte, den Rücken an die Wand gepresst. Er hielt ihr Leben in seiner Hand.
Sie wussten beide, dass er sie hier und jetzt töten konnte. Stattdessen zielte er sorgfältig und warf das Messer so, dass es nur durch ihr Gewand ging und den Stoff an die Wand heftete. Er traf das Gewand genau links von ihrem Herzen.
Er lächelte sie mit tödlicher Kälte an. »Ich bin ein Wikinger, genauso wie Ihr behauptet habt, aber Ihr lebt. Betet, Lady. Betet aus ganzem Herzen zu Eurem Gott, dass wir uns nie mehr wiedersehen.«
Ihre dichten Wimpern verbargen die Todesangst und den Hass in ihren Augen. Sie starrte ihn an, stieß einen Schrei aus, wirbelte herum, riss ihr Gewand aus der Klinge in der Wand und rannte davon.
Rollo stürmte durch die Tür herein. »Eric!«
»Hier bin ich!« antwortete Eric. Rollo kam zu ihm, bückte sich und half seinem Anführer auf die Beine.
»Bring mich in ein Bett«, keuchte Eric, »hol meinen Arzt und bring mir einen großen Krug Ale oder Met. «
»So viel Blut!« jammerte Rollo. »Schnell, wir müssen Eure Wunde verbinden. Ihr dürft nicht sterben, mein Prinz!«
Eric grinste Rollo grimmig an. »Ich werde nicht sterben, das schwör ich dir. Ich werde am Leben bleiben, um Rache zu nehmen für diesen Tag. Ich werde erfahren, was passiert ist hier oder anderswo. Alfred von Wessex wird bald feststellen, dass er jetzt nicht mehr nur gegen die Dänen, sondern auch gegen die Normannen und Iren kämpfen muss.«
***
Hoch oben auf einem Hügel mit weißen Klippen, von dem aus man die Zerstörung der Stadt beobachten konnte, erhob sich ein junger Mann aus dem Dreck, brach durch das Laubwerk und rannte los. Mit schmerzenden Füßen jagte er auf einem alten römischen Pfad durch den Wald, bis er auf einer Lichtung auf zwei Männer zu Pferde traf. Die beiden waren Adelige aus Wessex, vornehme Lords des Königreiches. Der Ältere war in blaue Wolle und Hermelin gekleidet, der Jüngere in Waldgrün mit weißem Fuchsbesatz.
»Nun, mein Junge, erzähl mir, was passiert ist«, forderte ihn der ältere Edelmann auf.
Keuchend setzte der Jüngling zu sprechen an. »Es lief alles genau so, wie Ihr es gewünscht habt. Lord Wilton von Sussex führte die Schlacht an und fiel fast sofort den Klingen der Wikinger zum Opfer. Keiner wusste von der Einladung des Königs, oder dass sich auf den Wikingerschiffen auch Iren befanden. Wilton und Egmund sind mit Sicherheit tot und können wunderbar als Verräter herhalten. Für die Stadtbewohner waren Wikinger die Angreifer. Die Stadt steht in Flammen. Die Einwohner, die nicht getötet wurden, sind gefangengenommen worden. Sie werden versklavt, die Frauen werden Huren. «
Der ältere Mann lächelte mit grausam verzogenen Lippen, und der jüngere der beiden Edelmänner fragte besorgt: »Und was ist mit den Ladies Adela und Rhiannon?<<
»Adela entkam, wie es geplant war. « Der Junge machte eine Pause, da er den Zorn der beiden Männer, fürchtete. »Aber Lady Rhiannon wollte die Männer nicht im Stich lassen, die ihr seit ihrer Geburt treu gedient haben; sie blieb und nahm an der Schlacht teil. «
Der jüngere Mann fing wütend zu fluchen an. Der Leibeigene fuhr schnell fort: »Sie wurde im Herrenhaus von einem der Wikinger gefangengenommen, aber etwas später sah ich, wie sie durch eine Seitentür des Hauses in die Wälder entkam.«
»Sie wurde von einem Wikinger gefangengenommen,
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