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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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voll. Die Leute schnitten
sie bereits wieder, und sie war davon überzeugt, dass Jane entehrt und
unverheiratet zurückkommen werde. Auf der Clarges Street 67 liege nun einmal
ein Fluch, sagte sie jedem, der es hören wollte. Man brauche ja nur zu schauen,
was ihr alles passiert sei. Ihr Gatte war zur See gegangen, ihre Tochter
weggelaufen, ein Mörder tot in der Halle gefunden worden, und Euphemia, trotz ihrer
großen Schönheit, immer noch unverheiratet.
    Rainbird
ging die Laceton Street in Brighton entlang. Auf beiden Seiten lagen kleine
Villen mit Gärten im Taschenformat. Er blieb vor Nummer ii stehen und
betrachtete das Haus. Es gehörte - Lord Tregarthan hatte es ihm gesagt
einer Mrs. Peters, einer Witwe, die eine Freundin von Felice war und ihre
Eltern gekannt hatte. Er strich mit nervösen Fingern seine Halsbinde glatt,
nahm seinen Koffer und öffnete das Gartentor.
    Eine
Seemöwe zog über ihm schreiend ihre Kreise, und er konnte die See riechen.
    Er
klopfte an die Tür und wartete.
    Felice
hieß mit Nachnamen Laurent. Er hatte immer wieder geübt, den Namen mit
französischem Akzent auszusprechen, aber als eine kräftige Frau in mittleren
Jahren die Tür öffnete, stotterte er hervor, dass er eine »Miss Lawrahnt«
besuchen wolle.
    Die
Frau lächelte, fragte ihn nach seinem Namen und ging ins Haus zurück, nachdem
sie ihm die Tür vor der Nase zugemacht hatte.
    Er
wartete ungeduldig. Wie lange sie brauchte!
    Schließlich
öffnete sie die Tür wieder und bat ihn in eine winzige, dunkle Diele hinein.
Sie hielt die Tür auf. Rainbird betrat einen vollgestopften Salon.
    Felice
saß am Kamin. Sie sah genau wie früher aus und trug dasselbe braune
Seidenkleid, das sie in der Clarges Street getragen hatte, und ihre glatten
Haare umrahmten ihr Gesicht. Rainbird stand hilflos da, vor Rührung brachte er
kein Wort heraus.
    »Setzen
Sie sich, John«, sagte Felice gelassen. »Nett, Sie zu sehen. Es tut mir leid, dass
ich weggegangen bin, ohne Lebewohl zu sagen, aber ich war sicher, dass man mich
für meine Dienste reich belohnen würde - und ich hatte recht.«
    »Sie
haben jetzt also eine Mitgift«, sagte Rainbird bekümmert, denn es war ihm
eingefallen, dass Felice denken könnte, er wollte sie nur heiraten, um seine
Hand darauf zu legen.
    »Ja,
ich habe eine Mitgift«, sagte sie und beugte den Kopf über ihre Stickerei. »Ich
hoffe, dass ich eine gute Partie machen kann.«
    Rainbird
zuckte zusammen. »Sie müssen viele Abenteuer mit Captain Hart und Lord Tregarthan
bestanden haben«, sagte er.
    »Ja, es
war alles höchst unangenehm. Der gute Mr. Hart war freundlich, aber dieser
Tregarthan! Puh! Meine Sicherheit und Bequemlichkeit waren ihm ganz egal. Er
hat mich wie einen Soldaten herumkommandiert.«
    »Er
wird Miss Jane heiraten«, sagte Rainbird. »Ich glaube, sie wollen durchbrennen.
Er hat mich gebeten, das Fräulein bei ihm zu lassen, und vor seinem Haus stand
eine Reisekutsche. Ach, es war ja so aufregend bei uns.« Er erzählte ihr von
Mr. Gillespie und dem Mord an Clara.
    »Sieh
einer an!« sagte Felice sehr belustigt. »Dieser Tregarthan! Das Mädchen, das er
liebt, wird beinahe ermordet, und am nächsten Tag brennt er schon mit ihr
durch. Er kann froh sein, dass Miss Jane nicht zimperlich ist.«
    »Ich
nehme an, dass Seine Lordschaft äußerst großzügig Ihnen gegenüber gewesen ist«,
sagte Rainbird und wünschte sich, sie würde ihre Handarbeit sinken lassen und
ihn anschauen.
    »Ich
habe es mir ehrlich verdient«, meinte Felice trocken. »Was führt Sie her,
John?«
    »Sie«,
antwortete Rainbird.
    Felice'
fleißige Hände hörten auf zu arbeiten, und sie strich die Handarbeit in ihrem
Schoß glatt. Sie schaute auf, ihr Blick war ganz ruhig und fest. »Es würde
nicht gutgehen, John«, sagte sie. »Sie und ich. Leute wie wir können einander
nicht heiraten. Ich habe das Dienen und die Unsicherheit satt. Ich werde einen
netten Bürger mittleren Alters heiraten und ihm Kinder gebären. Liebe ist ein
Luxus, den ich mir nicht leisten kann.«
    »Bitte,
Felice«, flehte Rainbird und sank vor ihr auf ein Knie.
    »Nein,
mein Butlerfreund. Nein. Ihr Engländer seid so romantisch. In Frankreich sind
in allen Gesellschaftsschichten Vernunftehen gang und gäbe. Außerdem haben Sie
viel zu viele Verpflichtungen. All diese Kinder!«
    »Ich
habe keine Kinder, Felice. Ich war nie verheiratet.«
    »Ich
meine MacGregor, Joseph, Dave, Mrs. Middleton, Alice, Jenny und Lizzie -
diese Kinder. Sie werden sie niemals wirklich

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