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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Sie
müssen
auch den ganzen Abend am Telefon ausharren. Machen Sie das?«
    »Ich werde da sein. Ich werde da sein.«
    »O. k. Ich gebe Ihnen meine Faxnummer. Die sollte natürlich ohnehin oben auf dem Fax stehen, aber ich gebe sie Ihnen trotzdem. Und ich brauche Ihre Faxnummer.«
    Wir tauschten die Nummern aus.
    »Danke Ihnen, Stephen.«
    »Nein, ich danke Ihnen, Stephen.«
    Zwischen diesem Anruf und Sonnabend rief er noch vier oder fünf Mal an, um sicherzugehen, dass ich meine Pläne nicht geändert hatte und immer noch mit Freuden darauf wartete, neben meinem Faxgerät sitzen und der Dinge harren zu können, die da kamen. Gegen vier Uhr nachmittags am Sonnabend erhielt ich ein Fax von ihm. Darauf war ein unergründliches Diagramm zu sehen, neben dem eine Art Code geschrieben stand.
    Ich faxte die Bestätigung zurück, dass ich den Hinweis erhalten hatte und ihn sofort faxen würde, sobald ich eine Anfrage von einem der Teilnehmer an seiner Schatzsuche erhalten hatte.
    Die nächsten fünf Stunden saß ich mit gespitzten Ohren und einem Buch in der Nähe des Geräts. Ich bildete mir zwar immer noch ein, dass Sondheim michmöglicherweise bitten könnte, an seinem nächsten Musical mitzuarbeiten, aber der Gedanke, dass er nichts als mein technisches Spielzeug von mir wollte, ließ sich nicht völlig ausschließen.
    Irgendwann vor zehn läutete das Faxgerät. Ich legte mein Buch zur Seite. Ich erinnere mich sehr gut:
Atlas wirft die Welt ab
von Ayn Rand, so grauenhaft, dass man es nicht aus der Hand legen konnte. Ich sah auf das Faxgerät, als es auf den Anruf reagierte. Der schrille Schrei brach ab. Der Anrufer hatte aufgelegt. Ich stellte mir einen Garten in New England vor, darin eine übermütige Gruppe von Sondheim-Freunden.
    »Wie komisch! Es war nur dieses schreckliche Zwitschern zu hören.«
    »Oh! Oh! Oh! Ich weiß, was das ist. Ein Faxgerät.«
    »Ein was?«
    »Ihr
wisst
doch? Um Dokumente zu senden? Stephen hat eins davon in seinem Arbeitszimmer. Ich bin sicher, dass ich da eins gesehen habe. Gehen wir mal hin. Meine Güte, was für ein Jux!«
    Ich zählte die Minuten, während die Bande sich (zumindest in meiner Phantasie) in Stephens Arbeitszimmer trollte, wo er auf dem Kaminsims seine Tonys aufgereiht hatte. Und ich stellte mir vor, dass auf eben dem Flügel, an dem er »Send in the Clowns« komponiert hatte, in silbernen Rahmen signierte Fotos von Lenny Bernstein, Ethel Merman, Oscar Hammerstein und Noël Coward standen.
    Im selben Moment, als ich mich fragte, ob ich mir vielleicht ein falsches Bild gemacht hatte, erwachte mein Fax kreischend wieder zum Leben. Diesmal kam es über den Großen Teich hinweg zu einem Händedruck, und ein Fax kroch hervor. Ich riss es ab, und da auf demsich rollenden Thermopapier war ein gekritzeltes »Hi! Haben Sie etwas für uns?« zu lesen.
    Pflichtbewusst legte ich das Fax ein, das Sondheim mir gesendet hatte, wählte die Nummer und drückte auf »Senden«.
    Ein fröhliches »Danke schön!« kam ein paar Minuten später zurück.
    Um drei Uhr nachts wachte ich auf,
Atlas wirft die Welt ab
auf dem Schoß. Das Faxgerät wartete untätig auf weiteren Verkehr.
    Eine Woche später traf eine Kiste Haut-Batailley-Bordeaux mit knappen Worten des Danks von Stephen Sondheim ein.
     
Die Schatzsuche war ein Riesenerfolg. Nicht zuletzt auch dank Ihrer freundlichen Teilnahme.
Vielen Dank,
Stephen
     
    Nicht die geringste Andeutung eines Aufrufs zur Zusammenarbeit. Ich warte bis heute darauf.
    Als Alan Coren Chefredakteur des
Listener
wurde, gehörten Faxgeräte bereits zur allgegenwärtigen Grundausstattung, und es war nichts Besonderes, dass ich meine Manuskripte auf diese Weise übermittelte, ohne die Büros in der Marylebone High Street Monat für Monat zu besuchen. Bei meinem nächsten Kampf, sieben oder acht Jahre später, sollte es darum gehen, Zeitungsredaktionen und Sendeanstalten zu veranlassen, sich ins Internet einzuloggen und E-Mail-Adressen anzulegen, aber das ist eine ganz andere Geschichte für ein ganz anderes Buch für eine ganz andere Leserschaft.

Contortionist – Schlangenmensch
     
    Die vielleicht stilvollste und verführerischste Gestalt in der Zeitschriftenwelt Londons jener Tage war der Karikaturist, Chefredakteur und stadtbekannte Flaneur Mark Boxer. Unter dem Pseudonym »Marc« hatte er die Umschlagseiten aller zwölf Bände des Romanzyklus
A Dance to the Music of Time
illustriert. Sie standen auf meinem Bücherbord neben der Romanreihe
Alms for Oblivion
von

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