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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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unternahm enthusiastische Schritte in Richtung eines anderen Mediums: Radio.

Characters and the Corporation
     
    Solange ich denken kann, habe ich den Rundfunk geliebt, besonders die Art Talkradio, die nur der BBC Home Service, später Radio 4, bietet. Während meiner gesamten von Schlaflosigkeit geplagten Jugend hörte ich den ganzen Tag Radio bis zur Nationalhymne und wechselte dann zum BBC World Service. »England erschuf mich«, sagt Anthony Farrant zu sich in Graham Greenes Roman desselben Titels. Mich hat England ebenfalls erschaffen, aber es war ein England, das auf Langwelle, 1.500 Meter, gesendet wurde.
    Folgendes schrieb ich als Einleitung eines Artikels über den World Service für das
Arena
-Magazin:
     
BBC World Service. Nachrichten, am Mikrofon Roger Collinge … Die warmen, braunen Töne tropfen aus Bush House heraus wie Honig aus einem Glas: voll und nachhallend auf Lang- und Mittelwelle für die Zuhörer in der Heimat oder hell und zischend auf Kurzwelle für hundert Millionen Englisch sprechender Menschen auf dem ganzen Globus, zu deren Nutz und Frommen das heißgeliebte Signal, an der Ionosphäre reflektiert, durch Ionenstürme und den rüde rempelnden Verkehr von hunderttausend ausländischen Sendern von Relaisstation zu Relaisstation weitergegeben wird, um dann frisch und knackend auf dem Verandatisch zu landen. Denk ich an England voller Pracht, so bin ums Weltreich ich gebracht. Der World Service, ein kleines Bakelittor zur Welt von Sydney Box,
Charters and Caldicott
, Tee aus Mazawattee, Kennedys Lateinfibel und dunklen, regennassen Straßen. Ein England, das es nie gegeben hat, im Äther heraufbeschworen durch nichts als Akzente, Marschrhythmen und einen bescheidenen, selbstironischen Stil, der in seiner Unehrlichkeit dreister und frecher ist als Disneyland. Ein Mary-Poppins-Sender, glanzvoll in seiner düsteren Rauheit, fröhlich in seiner strengen Routine und seinen unerschöpflichen Ressourcen: eine augenzwinkernde Autorität, die einfach dadurch, dass sie sich nie verändert hat, all unsere verborgensten Wünsche erfüllt, auch wenn der Wind sich längst gedreht hat. Ooh, ich liebe ihn …
     
    Ich bin sicher, dass ich zu jener Zeit wusste, was ich mit »Unehrlichkeit« des World Service meinte, aber in Wahrheit verehrte ich das Radio noch immer und zog esdem Fernsehen vor. Radio 4s Mischung aus Comedy, Nachrichten, Dokumentarsendungen, Theater, Magazinen, Ratespielen und verschrobenen Diskussionen ist einmalig und war von zentraler Bedeutung für die Ausformung meiner Standpunkte und meines Auftretens. Ich wuchs auf zum Klang freundlich souveräner und besonnen maßgebender BBC-Stimmen, die den Stoffbezug der Lautsprecher der Röhrenempfänger aus der Herstellung von Bush, Ferguson, Roberts oder Pye vibrieren ließen. In einer meiner frühesten Erinnerungen sitze ich unter dem Stuhl meiner Mutter in unserem Haus in Chesham, während sie auf ihrer Schreibmaschine tippt. Im Hintergrund streiten sich Personen aus
The Archers
über ihre Milchkühe.
My Music, My Word!, A Word in Edgeways, Stop the Week, Start the Week, Any Answers, Any Questions, Twenty Questions, Many a Slip, Does the Team Think?, Brain of Britain, From Our Own Correspondent, The Petticoat Line, File on Four, Down Your Way, The World at One, Today, PM, You and Yours, Woman’s Hour, Letter from America, Jack de Manio Precisely, The Men from the Ministry, Gardener’s Question Time, The Burkiss Way, The Jason Explanation, Round Britain Quiz, Just a Minute, I’m Sorry I Haven’t a Clue, Desert Island Discs
und hundert andere Dramen, Komödien, Quizshows und Features haben mich von frühester Jugend an amüsiert, verblüfft, bereichert, erzürnt, informiert und entflammt. Ich glaube, meine Stimme verdankt mehr dem BBC-Mikrofon und der angestaubten und sich nur langsam erwärmenden Mullard-Röhre als den Akzenten und dem Tonfall meiner Familie, meiner Freunde und meiner Schulkameraden. So wie aus träger Bequemlichkeit ausgelutschte Knochen von Wodehouse, Wilde und Waugh in meinem Schreibstil zu finden sind, wenn denn Stil das berechtigteWort dafür ist, haben die Intonationen von John Ebden, Robert Robinson, Franklin »Jingle« Engelmann, Richard »Stinker« Murdoch, Derek Guyler, Margaret Howard, David Jacobs, Kenneth Robinson, Richard Baker, Anthony Quinton, John Julius Norwich, Alistair Cooke, David Jason, Brian Johnston, John Timpson, Jack de Manio, Steve Race, Frank Muir, Dennis Norden, Nicholas Parsons, Kenneth

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