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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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in »Tutorials« unterrichtet, die in Cambridge »Supervisions« heißen. Dreihundert Undergraduate-Studenten studieren durchschnittlich an einem College. Als ich im Oktober 1978 im Queens’ ankam, begannen außer mir noch fünf andere ihr Englischstudium. Oder waren es sechs? Ich weiß, dass einer zur Theologie wechselte und zwei ganz abbrachen. Egal. Die Fakultäten (Geschichte, Philosophie, Jura, Altphilologie, Medizin usw.) unterstehen nicht den Colleges, sondern der Universität mit ihren ordentlichen Professoren, Assistenzprofessoren und Dozenten. Zu meiner Zeit gab es im Queens’ drei Fellows im Fach englische Literatur (oder »Dons«), die zudem mit der Englischfakultät der Universität verbunden waren, aber es war auch möglich, innerhalb eines College Fellow zu sein, Supervisions in Anspruch zu nehmen, Undergraduates zu unterrichten, ohne eine Stelle an der Fakultät zu haben. Du lieber Gott, das ist alles so kompliziert und langweilig … ich höre Sie schon schnarchen.
    Betrachten wir es mal so. Du wohnst und isst in deinem College und besuchst Supervisions, die von den Dons an deinem College veranstaltet werden, für die du auch Essays schreibst, aber du gehst zu Vorlesungen und wirst zum Schluss von den Universitätsfakultäten examiniert, die sich außerhalb des College befinden. Es gibt keinen Campus, aber Fakultätsgebäude, Vorlesungssäle,Repetitoren usw. Wäre es hilfreich, wenn ich sagte, Colleges seien wie Hogwarts-Häuser, Hufflepuff and Ravenclaw usw.? Ich fürchte, ja …
    Das Queens’ College von St. Margaret und St. Bernard ist eines der ältesten der Universität. Es ist zudem eines der hübschesten, mit einem herrlichen Klosterhof, umrahmt von Fachwerkgebäuden, mit einer wunderschönen mittelalterlichen Halle, sämtlich von Thomas Bodley und Burne-Jones auf dem Höhepunkt der prärafaelitischen Periode aufgearbeitet, und einer berühmten Holzkonstruktion, die unter dem Namen »Mathematical Bridge« bekannt ist, den Fluss Cam überspannt und den alten Teil des College mit dem neuen verbindet. Als ich 1978 mein Studium am Queens’ College begann, war es noch ausschließlich männlichen Studenten vorbehalten. Girton, das erste College für Frauen, ließ im folgenden Jahr auch Männer zu, während die fortschrittlicheren Colleges King’s und Clare schon sechs Jahre lang beiden Geschlechtern offenstanden. Aber Queens’ machte fast unverändert auf die Weise weiter, wie es mehr als ein halbes Jahrtausend verfahren war. Übrigens steht der Apostroph hinter dem »s«, weil das College von zwei Königinnen gegründet worden war, Margaret von Anjou und Elizabeth Woodville. In
Memorials of Cambridge
von Le Keux, einem Buch, das Sie bestimmt gelesen haben, aber auf das ich Sie noch einmal aufmerksam machen möchte, buchstabiert der Autor, der sein Werk um das Jahr 1840 geschrieben hat, den Namen »Queens’ College« und fügt eine Fußnote hinzu:
     
    Seit geraumer Weile hat sich die Schreibweise Queens’ College eingebürgert, da zwei Königinnen die Gründerinnen sind. Das erscheint uns jedoch als unnötige Verfeinerung.Dagegen steht die Autorität des Erasmus, der sein College stets »Collegium Reginae« nennt.
     
    »Reginae« ist natürlich Latein und die Genetivform »der Königin« im Singular. Mein Gott, ich höre mich ja schon an wie ein Reiseführer. Aber kein Wunder, denn ich zitiere von der Website des College. So weit, so gut.
    Als dem einzigen Englischstudenten in meinem Jahrgang hatte man mir eine fabelhafte Zimmerflucht zugeteilt, die Ausblick auf den President’s Garden bot. Die Titel, die man Leitern der einzelnen Häuser gibt, sind noch so ein typischer Oxbridge-Unsinn – einige sind Masters oder Mistresses, andere Wardens, Provosts, Principals oder Rectors, und einige wenige, wie im Fall von Queens’, werden als Presidents bezeichnet.
    An meinem Ankunftstag stand ich am Fuß der Treppe und spielte zehn Minuten lang mit dem ungemein aufregenden Beweis, dass ich tatsächlich, zumindest einstweilen, ein Undergraduate in Cambridge war. Sie müssen wissen, dass am Anfang jeder Treppe eine Holztafel angebracht ist, auf der die Namen der Bewohner handschriftlich verzeichnet sind. Neben jedem Namen befindet sich ein verschiebbarer Holzblock, der die Wörter IN und OUT jeweils verdeckt oder lesen lässt, so dass jeder Student (oder Fellow, denn die Dons haben ihre Zimmer ebenfalls im College), der die Tafel auf dem Weg aus seinen Zimmer oder in seine Zimmer passiert, einer

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