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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Möglichkeit ausräumen, dass »Weil du ein langweiliges Arschloch bist, kann ich dich nicht leiden« eine richtige Interpretation der Antipathie des anderen Menschen sein könnte, denn diese Beurteilung so ohne Weiteres zu widerlegen besteht nur wenig Hoffnung.
    Kim fand mehr Gefallen an der Schwulenszene als ich. Er ließ sich natürlich nicht von ihr bluffen, aber ich glaube, er fühlte sich darin unbefangener, als ich es je gekonnt hätte. Er hatte außerdem mehr Gelegenheit, Erlebnisse zu sammeln, denn ich wurde allmählich so sehr von meiner Arbeit in Beschlag genommen, dass Clubs und Pubs in den Hintergrund gerieten. Die neue Comedy-Serie bei Granada erforderte es, dass ich London für längere Zeiträume verließ.

Colonel and Coltrane
     
    Es fiel schwer, Manchester nicht zu mögen. Mit »love« angesprochen zu werden, mit »chuck« oder einem »daft barmcake« muss doch einen Menschen aus dem Süden erfreuen, der die einsame und ernste Lieblosigkeit Londons und des Südostens gewohnt ist. Granada brachte uns im vornehmen und luxuriösen Midland Hotel unter und teilte unglaublich großzügige Tagesspesen in kleinen, braunen Päckchen aus. Ich hatte noch nie in meinem Leben so viel Bares in der Tasche gehabt. Wir hatten drei Monate zur Verfügung gehabt, um Materialzu schreiben, und jetzt musste es durchgesehen, ausgewählt und aufgezeichnet werden.
    Hugh und ich waren schreckerstarrt gewesen. Oder soll ich sagen: Fassungslos? Perplex? Beschämt? Vielleicht eine Mischung aus alledem? Und zwar darüber, dass unser langsamer, trauriger und gehemmter Schreibausstoß von dem Ein-Mann-Wirbelwind des Fleißes, der Kreativität und der Verschwendung, der auf den Namen Benjamin Charles Elton hörte, übertrumpft und in Grund und Boden getrampelt wurde. Für jede unentschiedene und nicht fertiggestellte Seite Sketch-Comedy, die wir zaghaft zur Beurteilung präsentierten, produzierte Ben fünfzig. Das ist keine Übertreibung. Wo unsere Comedy pubertär war, zugeknöpft und genant, war seine wild, energisch, anschaulich und selbstbewusst bis zur Anmaßung. Während wir unsere Sachen unter besorgtem Hüsteln vortrugen und umrahmt von selbstkritischen Gänsefüßchen, führte Ben seine Werke, in denen er sämtliche Rollen übernahm, mit unverhohlenem Vergnügen und aberwitzigem Überschwang vor. Obwohl wir uns total gedemütigt und bezwungen vorkamen, lachten wir und bewunderten uneingeschränkt sein erstaunliches Talent und die ungenierte Leidenschaft, mit der er sich in seine Auftritte stürzte.
    Ben hatte das schauspielerische Genie von Emma Thompson sofort erkannt und erwärmte sich für die staunende Hoffnungslosigkeit, die Hugh in bestimmte Charaktere projizieren konnte, sowie seine Überzeugungskraft und sein schauspielerisches Spektrum. In mir sah er ein murrköpfiges Relikt des Empire und ersann eine Figur namens Colonel Sodom, den man vermutlich als ziemlich grob gezeichneten Vorläufer von General Melchett aus
Blackadder Goes Forth
bezeichnenkönnte. Ein weiterer Aspekt meiner begrenzten schauspielerischen Variationsbreite, der ihm zusagte, resultierte in Doctor de Quincey, einem gelegentlich herrischen und kaltschnäuzigen Arzt, der ein paar Jahre später in Bens Comedy/Drama-Serie
Happy Families
wieder auftauchte.
    Ganz allein schien Ben alle Episoden der Serie geschrieben zu haben, die wir nach langer Diskussion
There’s Nothing to Worry About
nannten. Wir drehten in Manchester und Umgebung, wobei der Regisseur Stuart Orme die allerneueste Ausrüstung im Bereich »Elektronische Berichterstattung« benutzte, d. h. neue, leichtgewichtige Videokameras, deren Flexibilität der Produktion im Bereich Kulissenbau Ausgaben ersparten, wenn auch auf Kosten der Bildqualität und des Soundtracks. Hugh und mir gelang es, einige Sketche zu schreiben, die es tatsächlich zur Aufführung brachten, vermutlich als Trostpflaster. Einer davon bestand aus einer langen Sequenz mit den Figuren Alan und Bernard, die schon im Footlights Charades-Sketch gespielt hatten und als Gordon und Scott in
A Bit of Fry and Laurie
wieder auflebten. Aber alles in allem war es Bens Show, wohl oder übel.
    Wenn jemand die Ergebnisse uneinheitlich nannte, war das keine unfaire Kritik. Richard Armitage, der Agent, der mich, Hugh und Emma unter die Fittiche genommen hatte, äußerte lautstark seine Bestürzung und Missbilligung. Besonders unappetitlich fand er Colonel Sodoms explodierenden Hintern. Der Colonel aß stark gewürzte Currys, und in

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