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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre
Autoren: Stephen Fry
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Produktionsassistenten pflegten ihn aufzuwecken, damit er an die Arbeit ging. Er sah die Leute mit seinen ernsten Glubschaugen so an, dass sie nie recht wussten, ob er sie für einen Dummkopf oder für Gott hielt.
    In einer Episode mit dem Titel »Bier« trat Miriam Margolyes als die extrem puritanische Lady Whiteadder auf. Rik Mayalls Captain Flashheart explodierte wie ein Feuerwerk, und zu meiner Freude spielte auch Hugh zweimal als Gast mit. Einmal gehörte er zu Blackadders von Flatulenzen geplagten Saufkumpanen, dann spielte er in der letzten Episode weitaus beeindruckender einen geistesgestörten germanischen Oberschurken und Meister der Verkleidung. Am Ende dieser Episode kamen wir allesamt irgendwie ums Leben.
    Nachdem ich all diesen großartigen Mitwirkenden Lob gespendet und mich vor ihnen verbeugt habe, muss ich mich dem zuwenden, was sich in meinen Augen als ein wahres Wunder erwies: Rowan Atkinsons Auftritt als Edmund. Wenn ich ihm bei den Proben zuschaute, klappte mir vor Staunen und Bewunderung die Kinnlade herunter. Nie zuvor war ich einem so außerordentlichen Komikertalent nahe gekommen. Ich hatte ihn in Edinburgh auf der Bühne gesehen und gelacht, bis mir die Tränen kamen. Ich hatte ihn in
Not the Nine O’Clock News
bewundert, und ich hatte mir seine recht beunruhigende Figur in der ersten Staffel angeschaut, aber der Edmund von
Blackadder II
war eine Offenbarung. Urbanität, Sarkasmus, Stimmkontrolle, Minimalismus und physische Zurückhaltung waren keine Seiten von Rowan, die ich je zuvor gesehen hatte. Dieser Edmund war sexy, selbstsicher, verspielt, dynamisch, fidel, soigniert und charismatisch.
    Es ist bekannt, dass Rowan ein öffentlichkeitsscheuer und bescheidener Mensch ist. Er hatte in Newcastle Elektrotechnik studiert, bevor er sein Masters Degree im Queen’s College in Oxford erwarb. Er hat sich immer etwas vom Auftreten eines besonnenen und fleißigen Wissenschaftlers erhalten. Wenn man ihm begegnet, kann man sich schwer vorstellen, woher er die Komik schöpft. Als ich Jahre später bei seiner Hochzeit als Trauzeuge die Rede hielt, versuchte ich, das zu erklären. Ich sagte, es sei, als ob der Allmächtige plötzlich bemerkt habe, dass er Komikertalent für ein Jahrzehnt gesammelt, aber vergessen hatte, es mehr oder weniger gleichmäßig unter der Bevölkerung zu verteilen, wie es ansonsten göttliche Praxis war. Nur so zum Spaß entschied er sich, die gesamte Fülle über der scheinbar am wenigsten geeignetenPerson auszuschütten, die er finden konnte. Er betrachtete sich den Nordosten Englands von oben, sah einen zaghaften, fleißigen jungen Ingenieur von Traktoren und Transistoren träumend durch die Straßen Jesmonds wandern und ließ mit einem Blitzschlag all das komische Talent in ihn fahren. Er gab ihm nichts von dem üblichen Showbiz-Pep oder der Sehnsucht nach Ruhm, Verehrung und Gelächter, sondern einzig und allein eine verschwenderische Fülle an Talent. Manchmal wache ich noch nachts auf, geplagt von der Scham, meinen Gedanken vielleicht schlecht ausgedrückt zu haben, so dass er die Zuneigung und Bewunderung nicht so vermittelt hat, wie ich es wollte. So dass eventuell das Können, die Konzentration, das Engagement und der bewusste Einsatz eben dieses Talents unerwähnt blieben, die Rowan zu dem authentischen Komikergenie machen, das er ist. Aber außerdem ist er eine wunderbare, liebenswerte, herzensgute und weise Persönlichkeit, deren menschliche Qualitäten sich durchaus mit seinen Leistungen als Komiker messen können.
    Nachdem Rik Mayall zu den Proben für seine Episode in
Blackadder II
erschienen war, zeigte sich, wie erstaunlich groß der Kontrast zwischen seinem und Rowans Stil war. Es war, als würde man einen Vermeer neben einem van Gogh betrachten: das eine Bild ausschließlich erlesene Detailgestaltung mit der subtilsten und fast völlig unsichtbaren Ausarbeitung, das andere eine wilde Orgie mit heftigen Pinselstrichen dick aufgetragener Farben. Zwei absolut verschiedene Arten von Ästhetik, beide exzellent. Bei Rik merkte man, dass die Figur, die er darstellte, aus seiner eigenen Persönlichkeit erwuchs. Flashheart war eine extrem übertriebene Version von Rik. In Rowans Fall verhielt es sich, als würde
Blackadder
aus dem Nichts heraufbeschworen. Er entsprang Rowan wie ein zusätzlicher Körperteil. Ich bin wie jeder andere Mensch zu Neid und Aversion fähig, aber wenn man sich mit zwei Menschen in einem Raum befindet, die über ein Ausmaß an Talent
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