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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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glaubten sie auch, ich sei ein gefügiger Gimpel, immer bereit, seine Stunden zu opfern.
    »Auf jeden Fall«, wurde mir eröffnet, »heißt es, dassdu in deinem dritten Jahr Präsident des ›May Ball Committee‹ sein wirst, und das macht sich echt gut im Lebenslauf. Außerdem exzellent, um in der City einen Job zu bekommen.«
    Wir bewegten uns bereits einer Zeit entgegen, in der ein Job in der City nicht mehr als peinlicher Einstieg in Gehaltsempfängerplackerei und stumpfsinnige Ehrbarkeit angesehen wurde, sondern langsam den Ruf gewann, sexy, glamourös und die erstrebenswerte Bestimmung für die Elite der Welt zu sein.
    Die Mitglieder des »May Ball Committee« kamen erwartungsgemäß aus Public Schools. Viele von ihnen waren auch Mitglieder von Cherubs, dem exklusiven Dining and Drinking Club. Ich weiß, dass ich auf Institutionen wie »May Balls« und Dining Clubs mit amüsierter Verachtung hätte herabsehen sollen, mit herablassender Geringschätzung und ungeduldigem Zorn, aber kaum hatte ich von der Existenz des Cherubs Club gehört, entschloss ich mich, gewählt zu werden. Ich hatte Alan Bennett einmal über Snobismus sagen hören, dass er »ein sehr charmantes Laster« sei, was mich überraschte. »Damit will ich sagen«, fuhr er fort, »dass die Art von Snobismus, die mit Bewunderung hinaufsieht, charmant ist. Dämlich, aber charmant. Die Art, die mit Verachtung auf etwas hinabsieht, ist nicht charmant. Überhaupt nicht charmant.« Ich kann nicht leugnen, dass ich für einen Anflug des charmanten Snobismus zu haben bin. Ich glaube, ich habe nie auf jemanden hinabgesehen, weil er von »niederer Geburt« war (was auch immer das bedeuten soll), aber ich will nicht abstreiten, dass ich »höher Geborene« (was auch immer
das
bedeuten soll) glorifiziert habe. Das ist eine lächerliche Schwäche, und ich könnte leicht behaupten, dass ich gegen sie immunbin, aber das stimmt nicht, und daher sollte ich einfach mit der Wahrheit rausrücken. Ich nehme an, es ist wieder einmal alles Teil meines ewigen Gefühls, Außenseiter zu sein und ständig den Beweis zu brauchen, dazuzugehören, einen Beweis, den diejenigen, die wirklich dazugehören, niemals brauchen. Oder so ähnlich.
     
    Das Trimester ist in Cambridge nur acht Wochen lang. Man nennt es Full Term, und von den Studenten wird erwartet, dass sie während der gesamten Zeit anwesend sind – theoretisch ist die Erlaubnis eines Dean oder Senior Tutor für ein »exeat« nötig, wenn man sich abseilen will. Man kann die Zeit der Abwesenheit während der beiden Wochen vor und nach dem Full Term nachholen. Ich blieb stets den Full Term, damit ich direkt im Anschluss nach Cundall fahren konnte, um da während der drei Wochen zu unterrichten, die das viel längere Schulsemester dort noch dauerte. Nach Weihnachten, das ich mit meiner Familie in Norfolk verbrachte, ging es für eine Woche zurück nach Cundall und dann zum Lent-Trimester wieder nach Cambridge.
    Die bloße Tatsache, dass dies mein zweites Trimester war, schien eine Sperre in mir zu lösen, denn schon in der ersten Woche ging ich dreimal zum Vorsprechen. Alle drei Rollen, die ich wollte, bekam ich auch. Ich spielte Jeremiah Sant, einen wahnsinnigen Ian-Paisley-ähnlichen Nordiren in Peter Lukes Dramatisierung des Romans
Hadrian VII
von Baron Corvo, den verstörten jüdischen Schneider, der in
The Bespoke Overcoat
von Wolf Mankowitz einen Geist sieht, und irgendjemanden in der Mittagsvorstellung eines Stücks über schottischen Nationalismus in Trinity Hall. Damit war das Programm für ein Trimester festgelegt, in dem ich vonProben zu Vorsprechterminen ins Theater und zurück zu Vorsprechterminen und Proben und wieder ins Theater hastete. Mittag, Abend und Nacht waren die drei üblichen Aufführungszeiten, aber wenn mir jemand eine Morgenvorstellung angetragen hätte, wäre ich sofort dabei gewesen. Ich glaube, ich war während des achtwöchigen Semesters an zwölf Stücken beteiligt. Ich schaffte einen Aufsatz über Edmund Spenser und besuchte weder Vorlesungen noch Seminare. Supervisions, das Cambridge-Wort für Tutorials, waren die einzigen mehr oder weniger obligatorischen akademischen Eingriffe in mein frisch entdecktes Theaterleben. Zu ihnen ging man mal allein oder gelegentlich mit einem Kommilitonen in die Räume eines Dons, las den Aufsatz vor, den man geschrieben hatte, sprach darüber und diskutierte anschließend über einen anderen Autor, eine literarische Strömung oder Besonderheit und

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