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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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letzten vierhundert Jahren seit der Entstehung von
Der Sturm
je einen besseren Rat gegeben hat.
    Eines Morgens bemerkte ich auf der Straße das Plakat einer Ausstellung im Fitzwilliam Museum. Es sollten einige von Blakes Zeichnungen, Gemälden, Drucken und Briefen gezeigt werden, die aufgrund ihrer ausgeprägten Lichtempfindlichkeit normalerweise in dunklen Schubladen verborgen lagen. Ich erwähnte dies Richard gegenüber und fragte, ob er hingehen würde.
    »William Blake?«, sagte Richard. »Konnte nicht zeichnen, konnte nicht kolorieren.«
    Richard MacKenney ist heute Geschichtsprofessor an der Universität Edinburgh. Ich hoffe, man weiß ihn dort richtig zu schätzen.
    David Huggins hielt mich eines Nachmittags im Walnut Tree Court an. »Meine Mutter kommt heute Abend in deine Vorstellung.«
    »Tatsächlich?« Ich war überrascht. Dave gehörte nicht zur Theaterwelt, und ich wunderte mich, warum eine Mutter eine Vorstellung besuchen wollte, in der ihr Kind gar nicht auftrat.
    »Ja. Sie ist Schauspielerin.«
    Ich bat mein Gedächtnis um Daten zu einer Schauspielerin namens Huggins. Es hatte nichts anzubieten. »Äh … ja. Wie schön.«
    »Ja. Mein Vater auch.«
    »Kenne ich sie vielleicht?«
    »Weiß nicht. Beide verwenden Künstlernamen. Sie arbeitet als Anna Massey, und er nennt sich Jeremy Brett.«
    »A-aber … o Gott!«
    Anna Massey würde kommen, um mich auf der Bühne zu sehen? Nun ja, nicht explizit, um
mich
zu sehen, aber zu einer Aufführung, in der ich auftreten würde.
    »Dein Vater aber nicht auch, oder?«
    »Nein, die beiden sind geschieden. Er ist schwul.«
    »Ja? Wirklich? Ich wusste nicht … nun ja, gut. Meine Güte. Mensch. Tatsächlich.«
    Benommen vor Aufregung trottete ich weiter.
    Wir hatten unsere vier oder fünf Aufführungen unter den flatternden Fledermäusen, Ariel sprintete herum, Caliban quiekte und wimmerte, ich dröhnte, und Prospero ging an den Bühnenrand und brüllte richtig los. Anna Massey applaudierte gnädig.
    In der Zwischenzeit hatte ich bei den Vorbereitungen für den May Ball geholfen.
     
    Patron oder Visitor des Queens’ College ist – angesichts der Gründerinnen wohl auch angebracht –, wer jeweils als Königin regiert, und sie hatte diese Position bis zu ihrem Tode inne. Von den 30er bis zu den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts war es natürlich Elizabeth, Gattin von George VI. Nach dem Tod von George behielt sie, inzwischen Queen Mother betitelt, ihre Stellung. Das hat seine Bedeutung.
    Wir befinden uns bei einer Versammlung des May Ball Committee. Ein Großteil der Zeit wird erwartungsgemäß der Erörterung spezieller Fragen gewidmet – wie kann man einen Roulettetisch aufstellen, ohne mit den Glücksspielgesetzen in Konflikt zu geraten, wer sorgt dafür, dass die Boomtown Rats zu dem Zelt begleitet werden, in dem sie sich umkleiden, wer kümmert sich darum, ob es in der Champagnerbar genug Eis gibt, und all die sonstigen organisatorischen und administrativen Beiläufigkeiten. Der Präsident wendet sich an mich.
    »Hast du schon deine Einladungen für Magdelene und Trinity?«
    »Hab ich – und auch für Clare.«
    Als Mitglied des May Ball Committee kommt man in den Genuss, auch zu anderen May Balls eingeladen zu werden. Außer zu unserem eigenen wollte ich auch zum Ball im Clare gehen, einem der hübscheren Colleges, an dem meine Cousine Penny ebenfalls Frischling war, und zu den beiden wichtigsten von allen, Trinity und Magdelene. In so hohem Ansehen standen die beiden Bälle, dass Klatschreporter und Fotografen vom
Tatler
und von
Harper’s & Queen
regelmäßig anwesend waren. Im Clare und Queens’ konnte man im Dinnerjackett auftauchen, aber bei den Bällen im Trinity und Magdelene herrschte Frackzwang. Die Kostümverleihe machten beste Geschäfte. Nur King’s, ein College für beide Geschlechter, das stolz war auf seine radikale und progressive Gesinnung, weigerte sich, einen May Ball zu veranstalten. Sein Sommerfest hieß stattdessen prosaisch nüchtern King’s June Event.
    »Gut«, sagt der Präsident des Committee zu mir. »Oh. Da wäre noch ein Kleinigkeit. Doktor Walker hat mir eine Notiz geschickt, in der er darauf hinweist, dass für unser College, falls die Queen Mother stirbt, eine Trauerwoche angesetzt wird, während der keine Veranstaltungen oder Feiern stattfinden dürfen. Das gilt natürlich auch für den May Ball. Vielleicht könntest du dich mal darum kümmern, ob man dagegen eine Versicherung abschließen kann?«
    »Versicherung?« Ich

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