Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
Vom Netzwerk:
Mechanismen anwendbar, um Fragen des Preises zu lösen, wenn es um Naturkatastrophen wie Unwetter, Feuer und Erdbeben geht. Der Tod der Mutter der Monarchin andererseits … wie hätte dessen Wahrscheinlichkeit mit Hilfe der Versicherungsmathematik berechnet werden sollen? Die Queen Mother war neunundsiebzig Jahre alt.
    Ich beschloss, den Gesellschaften drei Stunden zu geben, bis ich wieder anrief, um die Angebote zu erfragen.
    Vertieften sich die Versicherungsleute in ihre Familiengeschichte und überprüften die Langlebigkeit des gesamten Bowes-Lyon-Clans? Erkundigten sie sich im Clarence House nach der Gesundheit der Queen Mother,nach ihrer Kost und danach, ob sie ihr Fitnessprogramm einhielt? Zogen sie ihre angebliche Vorliebe für Gin und Dubonnet in Betracht? Ich kann mir gut vorstellen, welche Diskussionen in den Büroräumen geführt wurden.
    Von sämtlichen Gesellschaften, die ich zurückrief, erfuhr ich, dass die Versicherungsmathematiker eine recht düstere Prognose abgaben, was die Hoffnungen des alten Mädchens betraf, die nächsten paar Monate zu überleben: 20, 25, 23 Prozent Wahrscheinlichkeit, dass sie bis Mitte Juni überlebte, waren Grundlage der gigantischen Prämien, die man verlangte. Das günstigste Angebot, 20 Prozent der Entschädigungssumme, lag weit jenseits unserer Möglichkeiten. Mir hatte man ein Budget von 50 Pfund eingeräumt.
    »Tut mir leid«, sage ich zum Präsidenten, als ich vom letzten Telefongespräch zurückkomme. »Wir müssen einfach beten, dass Ihre Majestät sich weiterhin guter Gesundheit erfreut. Sollte sie aber sterben, werde ich versuchen, diese Nachricht von den Fellows fernzuhalten, selbst wenn ich alle Zeitungen und Radios im College stehlen und sie in einem Keller einschließen muss.«
    »Ich nehme dich beim Wort«, sagte der Präsident, einige Sorgenfalten auf der jugendlichen Stirn.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass seit den Tagen von Boudicca eifriger darum gebetet wurde, dass eine Königin lange leben möge. Traurig, dass die Queen Mother doch noch starb, wenn auch schön für uns, aber sie ließ sich weitere dreiundzwanzig Jahre Zeit. Als sie im Jahr 2002 die Welt tatsächlich verließ, war sie so fürsorglich, es im März zu tun, was bedeutete, dass die Trauerzeit des College zur May Week längst vorüber war. Mit solchen freundlichen Gesten und dieser Art Rücksichtnahme machte sie sich während eines langen, abwechslungsreichenund intensiven Lebens viele Freunde. Irgendwann in den 90er Jahren saß ich einmal bei einem Dinner neben ihr und erwog ganz kurz, ihr im Namen des College dafür zu danken, dass sie so rücksichtsvoll gewesen war, ihren Tod aufzuschieben, aber ich war so klug, mich eines Besseren zu besinnen.
     
    Ein weiterer Event während des Ostertrimesters (so nennen sie das dritte Trimester des akademischen Jahres) in Cambridge ist die Footlights May Week Revue. Der Footlights Club zählt zu den bekanntesten Institutionen der Universität und hat im Laufe seiner 130-jährigen Geschichte schon Generationen von Comedy-Autoren und Comedians in die Welt geschickt. Seine May Week Show im Arts Theatre war ein jährliches Ritual. Wer cool war, verachtete dieses Ereignis. »Die Footlights sollen dieses Jahr scheiße sein«, sagte man zu seinem Kumpel und betrachtete naserümpfend das Plakat für die Show. Es hat noch kein Jahr gegeben, in dem dieser Satz nicht gefallen wäre. Immer dieselbe Formulierung, als Jonathan Miller The Footlights leitete, oder Peter Cook und David Frost, bis hin zu Cleese, Chapman und Idle und auch noch nach Douglas Adams, Clive Anderson und Griff Rhys Jones, Dave Baddiel und Rob Newman, David Mitchell und Robert Webb. Wer normal war, der kam gar nicht darauf, so zynisch zu kommentieren, und sah die May Week Revue als einen weiteren unterhaltsamen Fixpunkt im Cambridge-Kalender. Ich war weder cool noch normal, sondern einfach zu sehr mit
Der Sturm
und anderen Dingen beschäftigt, um hingehen zu können.
    Ich hörte, dass jemand in Edinburgh eine Aufführung von
Ödipus Rex
realisieren wollte, und beschloss, einfach mal zum Vorsprechen hinzufahren. Ich tönte also undstolzierte und gestikulierte und deklamierte vor Peter Rumney, dem Regisseur, und verabschiedete mich dann mit dem Gefühl, es ziemlich übertrieben zu haben. Am nächsten Tag fand ich in meinem Fach eine Nachricht von Peter, in der er mich bat, Ödipus zu spielen. Ich war also für den Fringe des Festivals engagiert und konnte meine Begeisterung fast nicht

Weitere Kostenlose Bücher