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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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versuche, entspannt und unbekümmert zu klingen, als hätte ich von Kindesbeinen an Versicherungspolicen ausgehandelt. »Ah … richtig. Ja, klar. Natürlich.«
    Die Versammlung geht zu Ende, und ich schlüpfe in die öffentliche Fernsprechzelle an der Ecke Friar’sCourt, um mich bei Versicherungsgesellschaften zu erkundigen.
    »Sun Life, kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja. Ich rufe an wegen einer Versicherungspolice …«
    »Leben, Kraftfahrzeug, Geschäft oder Immobilien?«
    »Nein, das alles eigentlich nicht.«
    »Seefahrt, Reise oder Krankheit?«
    »Nein, auch nicht. Nichts davon. Es geht darum, sich dagegen zu versichern, eine Veranstaltung absagen zu müssen.«
    »Ausfall?«
    »Äh … so heißt es ja wohl? Nun, ja, also Ausfall …«
    »Bleiben Sie bitte dran … «
    Ich warte, bis sich eine matte Stimme meldet.
    »Special Services, wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich rufe an, weil ich eine Veranstaltung versichern möchte gegen … Ausfall heißt es doch wohl bei Ihnen?«
    »Aber ja. Um was für eine Veranstaltung handelt es sich?«
    »Eine Party.«
    »Und die findet unter freiem Himmel statt?«
    »Nun ja, es handelt sich um einen Ball. Größtenteils auf Rasengrund in Zelten, aber zum Teil auch innen.«
    »Ich verstehe … und Sie möchten sich gegen Regen versichern. Teil- oder Gesamtausfall?«
    »Nein, nicht so sehr gegen Regen als gegen Regenten.«
    »Wie bitte?«
    »Entschuldigung, nein. Ich meine … nun, es geht darum, uns dagegen zu versichern, dass die Queen Mother stirbt.«
    Ein Hörer knallt auf einen Schreibtisch, es folgt ein Atemstoß, der in die Sprechmuschel trifft. »Da stimmtirgendwas nicht mit der Leitung. Es hörte sich an … schon gut. Würden Sie das bitte wiederholen?«
    Heute im 21. Jahrhundert sind wahrscheinlich auf der ganzen Welt nur noch zwei Versicherungsunternehmen übriggeblieben, die Axxentander heißen oder ähnlich fies, aber 1979 gab es noch Dutzende. Ich versuchte es bei der Royal, bei der Swan, bei Prudential, Pearl, Norwich Union – bei all jenen, von denen ich gehört hatte, und bei einem Dutzend, die ich nicht kannte. Kaum hatte ich einem Agenten klargemacht, was ich brauchte, wurde ich gebeten, später wieder anzurufen. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich mit ihren Vorgesetzten beraten mussten. Man könnte vielleicht sagen, sie hatten Probleme mit diesem Ausfall.
    Eine solche Art Versicherung ist natürlich kaum etwas anderes als Wetten. Du platzierst den Einsatz (den die Versicherungsgesellschaften Prämie nennen), und sollte dein Pferd gewinnen (dein Haus in Brand geraten, dein Auto gestohlen werden, ein Mitglied der königlichen Familie sterben), kannst du deinen Gewinn einstreichen. Das Verhältnis zwischen Prämie und der Gewinnsumme wird dadurch bestimmt, dass man den Wert der versicherten Sache (die Entschädigung) abwägt gegen das Risiko und die statistische Wahrscheinlichkeit, dass sie bedroht ist. Buchmacher benutzen Informationen über die Form der Pferde und das Zuchtbuch zusammen mit den Wettmarktbedingungen, um ihre Preise festzusetzen; Versicherungsgesellschaften benutzen eine vergleichbare Mischung aus Markttrends, ihrer eigenen Geschichte und Präzedenzbüchern, die sie versicherungsmathematische Tabellen nennen. Das verstehe ich. Hätte ich eine Ausfallpolice gegen Schnee und Eis gewünscht, hätten sie sich den Wert des May Ballangesehen und festgestellt, dass sie 40   000 Pfund hätten blechen müssen, wenn er abgesagt worden wäre. Sie würden aber auch berücksichtigen, dass Blizzards Anfang Juni unglaublich selten vorkommen, sogar in Cambridge, so dass sie wahrscheinlich nur einen Bruchteil eines Bruchteils von einem Prozent der Entschädigung verlangen würden: 20 Pfund wären kaum großzügig, aber schließlich würde ja auch nur ein Idiot auf die Idee kommen, sich überhaupt gegen eine so abwegige Eventualität zu versichern. Bei einer gewünschten Police gegen Regen würden die Versicherer nach Beratungen mit Meteorologen und Einsichtnahmen in lokale Wetteraufzeichnungen vielleicht entscheiden, es bestünde, sagen wir, ein Fifty-fifty-Risiko, dass es zu Niederschlägen käme, und in diesem Fall würde die Prämie gepfefferte 20   000 Pfund betragen. Doch welcher Blödmann würde in England eine Sommerparty veranstalten, die so vom Wetter abhängig war, dass sie ausfallen musste, sobald der Himmel seine Schleusen öffnete? Ausfallpolicen sind nicht sehr verbreitet, schön und gut, aber es sind nichtsdestoweniger ziemlich klare

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