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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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für mich, als kleines Geschenk, »Dalla sua pace« oder »Un’aura amorosa«, und ich schmolz dahin. Eines Abends befand sich der ehrwürdige Shakespeare-Gelehrte und Englischprofessoremeritus L. C. Knight, liebevoll »Elsie« genannt, im Publikum. Er hinterließ am Bühneneingang eine Nachricht für mich, in der er seine Meinung kundtat, mein Volpone sei sogar besser als der von Paul Scofield. »Besser gestaltet, besser gesprochen und glaubhafter. So vortrefflich habe ich ihn noch nie gesehen.« Wie typisch von mir, diesen Wortlaut behalten zu haben. Der alte Junge war fast achtzig, klar, höchstwahrscheinlich taub und dement, aber nichtsdestoweniger war ich ungeheuer stolz. Zu stolz, um die Nachricht jemand anderem zu zeigen als Kim und dem Regisseur, denn mein Stolz darauf, es mir zu verweigern, prahlerisch zu erscheinen oder von mir selbst angetan, war glühender als jeder Stolz, den ich für meine Leistungen hätte empfinden können. Manchmal kam es zu einem Widerstreit zwischen diesen beiden Arten von Stolz, aber gewöhnlich gewann erstere Sorte und wurde irrtümlicherweise Bescheidenheit genannt.
    Eines frühen Abends während der einwöchigen Spielzeit von
Volpone
stolperte ich auf dem Korridor hinter der Bühne des ADC-Theaters über einen Stapel Kartons. Sie enthielten Programme für die ADC-Produktion derkommenden Woche und waren vom Boten der Druckerei achtlos auf dem Fußboden abgelegt worden. Das Stück war
Serjeant Musgrave’s Dance
, denn der Grotowski-Brook-Besessene war zum Zug gekommen. Ich las seine Anmerkungen:
     
    Arbeit. Disziplin. Kameradschaft. Arbeit und Disziplin und Kameradschaft.
    Nur damit können wir ein wahres sozialistisches Theater schaffen.
     
    Ich nahm die Kartons in meine Garderobe mit und machte mich auf die Jagd nach einem Stift. Eine Stunde später lagen die Programme wieder in ihren Kartons. Und die Anmerkungen lauteten jetzt:
     
    Arbeit. Disziplin. Kameradschaft. Arbeit und Disziplin und Kameradschaft.
     
    national
     
    Nur damit können wir ein wahres sozialistisches Theater schaffen.
     
    Als ich ihm später am Abend begegnete, sah er kreidebleich und wütend aus. Ich hatte das Gefühl, mich wie ein gemeiner Hund verhalten zu haben. Aber ich meine – also wirklich … Hat Shakespeare die Akteure »Arbeiter« genannt oder »Schauspieler«?

Cycle – Ring
     
    In der nächsten Woche überraschte mich Kim mit Plänen für eine offizielle Beurlaubung aus Cambridge. Er hatte Karten für Götz Friedrichs »Ring« am Royal Opera House in London gekauft. Montag:
Das Rheingold
, Dienstag:
Die Walküre
, Mittwoch: frei, Donnerstag:
Siegfried
, Freitag: frei, und Sonnabend:
Götterdämmerung
. Eine ganze Woche voller Walküren und Nibelungen und Göttern und Helden und Nornen und Riesen. Es war mein erster Besuch in Covent Garden und mein erstes Bühnenerlebnis der Wagner-Opern. Aber nicht mein letztes. Heute, da ich das hier tippe, ist ein Dienstag. Gerade erst vor drei Abenden war ich in einer
Götterdämmerung.
Es geht einem ins Blut. Nun, in mein Blut jedenfalls. Ihres wahrscheinlich nicht. Alle Wagnerianer kennen den Schleier, der die Augen derjenigen verdunkelt, mit denen sie über ihre Obsession sprechen, und daher möchte ich nichts mehr sagen, sondern nur das betonen, was vielleicht selbstverständlich ist, dass es nämlich für mich eine umwerfende Erfahrung war und eine Woche, die mein Leben veränderte.

Comedy Colleague, Collaborator and Comrade – Comedy-Kollegen, Kollaborateure und Genossen
     
    Ein Ereignis, das mein Leben noch mehr verändern sollte, eine mindestens ebenso umwerfende Erfahrung, nahm am Horizont Konturen an.
    Unter den Freunden, die uns in A2 besuchen kamen, war Emma Thompson. Nachdem sie sich ein Jahr von den Footlights freigenommen hatte, war sie für ihr letztesStudienjahr als Vizepräsidentin in den Club zurückgekehrt. Sie kam eines frühen Abends und pflanzte sich auf unser vorzügliches Sofa.
    »Erinnerst du dich an Hugh Laurie?«
    »Äh … hilf mir.«
    Vorwurfsvoll warf sie mir ein Kissen an den Kopf. »Du weißt ganz genau, wen ich meine. Er hat in
Nightcap
mitgespielt.«
    »Oh, der lange Kerl mit den roten Wangen und den großen blauen Augen?«
    »Genau. Er ist dieses Jahr Präsident der Footlights.«
    »Kuhl.«
    »Ja, und er braucht jemanden, der mit ihm Sketche schreibt. Er möchte, dass ich dich zu ihm bringe.«
    »Mich? Aber ich kenne ihn doch gar nicht … wie … was?«
    »Natürlich kennst du ihn!« Sie bombardierte mich mit

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