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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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gefallen.«
    »Danke«, sagte ich. »Sehr freundlich.«
    Die dreieckigen Flecken auf seinen Wangen leuchteten rot wie nie, und er verschwand. Ich machte mir keine weiteren Gedanken um ihn. An jenem Abend feierten wir den Gewinn des Fringe First mit einer Party. Wie groß und ernst ich auf dem Foto aussehe.

Conveniences – Annehmlichkeiten
     
    Ende September 1980 kehrte ich nach Cambridge zurück, um mein letztes Studienjahr zu beginnen. Obwohl wir wieder unsere Einzelquartiere hätten haben können, beschlossen Kim und ich, uns weiterhin eine Wohnung zu teilen, und wir bekamen die Zimmerflucht A2 im mittelalterlichen Turm von Old Court zugewiesen, die schönsten Räume für Undergraduates im College. Viele Graduates und Dons bewohnten weniger großzügige Räumlichkeiten. Unsere Gemächer hatten herrliche eingebaute Bücherregale aufzuweisen, einen edlen Kamin, eine exzellent ausgestattete Küche und sehr schöne Schlafzimmer. Die Fenster boten auf einer Seite Ausblick über den Old Court und auf der anderen zur Master’s Lodge von St. Catharine, der Wohnstätte des ehrwürdigen Professors der Mathematik Sir Peter Swinnerton-Dyer, der sich einer Amtszeit als Vice-Chancellor erfreute. Das am meisten geschätzte Möbelstück, das wir beisteuerten, war ein Mahagonitisch, der sich zu einem Holzkatheder aufklappen ließ. Ich hatte ihn beim Trinity College als Requisite für eine Mittagslesung von Gedichten Ernst Jandls ausgeliehen und irgendwie versäumt, ihn zurückzugeben. Kim brachte sein Schachspiel von Jaques ein, seine Stereoanlage von Bang & Olufsen, seinen Sony-Trinitron-Fernsehapparat und die Kaffeekanne von Cafetière. Wir waren noch weit entfernt von der Blütezeit der Designeretiketten, aber Markennamen gewannen langsam eine neue Bedeutung und wurden immer begehrter. Ich besaß ein pistazienfarbiges Hemd von Calvin Klein, dem ich noch hinterhertrauere, und ein Paar olivgrüne Kickers von solcher Pracht, dass ich beim Gedanken an sie zu schluchzen anfange.
    Im Erdgeschoss am Fuß unserer Treppe befand sich eine kleinere Zimmerflucht, die das College übernommen und in etwas Fabelhaftes, Fremdartiges und ganz Neues verwandelt hatte: eine Damentoilette. Der äußere Raum war mit einer großen Frisierkommode ausgestattet, deren Spiegel von Glühbirnen umrahmt wurde. Auf der Kommode standen Kartons mit farbigen Papiertüchern, ein Glasbehälter mit Q-tips und eine hübsch bemalte Porzellanschale, gefüllt mit himmelblauen, babyrosa und ostereiergelben Wattebäuschchen. Ein frisch weißlackierter Stuhl aus Korbgeflecht war unter den Volant oder die Blende des blumengemusterten Chintz geschoben, der über den Rand der Kommode fiel. An den rosa Wänden waren drei verschiedene Münzautomaten für Damenbinden und Tampons angebracht. Für gebrauchte Exemplare stand drinnen in der Toilette neben dem Becken ein komplizierter Verbrennungsapparat, und man sah an der Rückseite der Tür einen Stapel brauner Abfalltüten von Lil-lets hängen. Der gesamte Raum schrie lauthals: »Du bist eine Frau. Versuch ja nicht, das zu vergessen!«
    Queens’ College hatte sich nach 532 Jahren Dienst an ausschließlich einem Geschlecht für die Koedukation entschieden. Weibliche Undergraduates wurden mit Beginn dieses Trimesters als Vollmitglieder des College anerkannt.
    Ich kann mir vorstellen, was sich bei der Zusammenkunft der leitenden Fellows abspielte. Der Präsident hüstelt, Aufmerksamkeit heischend:
    »Meine Herren: Wie Sie wissen, hat dieses Gremium vor zwei Jahren entschieden, dass Frauen …«
    »Ich nicht!«
    »Ich auch nicht!«
    »Äh, ja, danke Doctor Bantrey, Professor Threlfall. Eine Mehrheit der Fellows hat sich für die Zulassung von Frauen entschieden. Und im nächsten Trimester werden wir, wie Sie wissen, unsere ersten Neuzugänge …«
    »Werden die zusammen mit uns essen?«
    »Aber natürlich werden sie mit uns essen, Doctor Kemp, warum, um Himmels willen, sollten sie das nicht tun?«
    »Na ja, ich dachte, sie essen … anders.«
    »Anders?«
    »Sie schnappen doch mit dem Mund nach ihrer Nahrung, nicht wahr? Oder denke ich da an Katzen?«
    »Doctor Kemp, haben Sie überhaupt schon einmal eine Frau
kennengelernt

    »Äh … nun, nicht, dass man … meine Mutter war eine Frau. Habe sie kennengelernt, als ich sieben war. Und sie manchmal beim Essen gesehen. Zählt das?«
    »Und hat sie normal gegessen?«
    »Lassen Sie mich nachdenken … da Sie es ansprechen, ja, das hat sie, ja. Ganz normal.«
    »Also, sehen Sie.

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