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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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zwei Kissen hintereinander. »Erinnerst du dich denn überhaupt nicht mehr? Ich habe euch in Edinburgh einander vorgestellt.«
    »Tatsache?«
    Es war kein Kissen mehr da, und daher warf sie mir einen vielsagenden Blick zu. Möglicherweise sogar den meistsagenden Blick, der in jenem Jahr in Cambridge ausgesandt wurde. »Für jemanden mit einem so guten Gedächtnis«, sagte sie, »hast du ein furchtbar schlechtes Gedächtnis.«
    Kim, Emma und ich wanderten die Sidgwick Avenue hinauf zum Selwyn College. Es war ein kalter Novemberabend, und in der Luft lag Schießpulvergeruch von einer Bonfire Night Party, die irgendwo in der Nähe des Fen Causeway gefeiert wurde. Wir gelangten zu einem viktorianischen Gebäude auf der Rugbyfeld-Seite derGranger Road, nicht weit entfernt vom Robinson, dem neuesten College von Cambridge.
    Emma führte uns durch die offene Haustür und dann einige Treppen hinauf. Sie klopfte an einer Tür am Ende des Flurs. Ein Grunzen forderte uns zum Eintreten auf.
    Er saß auf der Bettkante, eine Gitarre auf den Knien. Auf der anderen Seite des Zimmers stand seine Freundin Katie Kelly, die ich flüchtig kannte. Wie Emma studierte sie im Newnham Englisch. Sie war sehr hübsch, hatte langes blondes Haar und ein betörendes Lächeln.
    Er stand linkisch auf, und die roten Flecken auf seinen Wangen glühten mehr denn je. »Hullo«, sagte er.
    »Hullo«, sagte ich.
    Wir sagten beide lieber »hullo« als »hello«.
    »Roten Wein oder weißen?«, fragte Katie.
    »Ich bin dabei, einen Song zu schreiben«, sagte er und entlockte seiner Gitarre ein paar Töne. Der Song hatte etwas von einer Ballade, gesungen aus der Sicht eines amerikanischen IRA-Sympathisanten.
     
    Give money to an IRA bomber?
    Why, Yessir, I’d consider it an honour,
    Everybody must have a cause.
     
    Geld spenden für einen Bombenwerfer von der IRA?
    Ja, Sir, das sehe ich als Ehre an,
    Jeder braucht doch einen guten Zweck.
     
     
    Sein Akzent war makellos, der Gesang superb. Mir kam es vor wie der perfekte Song.
    »Woolworths«, sagte er, als er das Instrument beiseitelegte. »Ich leihe mir Gitarren, die das Zehnfache kosten, aber die liegen mir einfach nicht.«
    Katie brachte den Wein. »Und, willst du es ihm nicht sagen?«
    »Ach. Ja. Also, die Sache ist die – The Footlights. Ich bin der Präsident, okay?«
    »Ich hab dich in
Nightcap
gesehen, du warst großartig, es war brillant«, sagte ich in einem Wortschwall.
    »Oh, Mann. Na ja. Nein. Wirklich? Also, äh …
Latein!
Spitze. Absolute Spitze.«
    »Unsinn. Sei still.«
    »Total.«
    Als der qualvolle Horror gegenseitiger Lobhudelei überstanden war, hielten wir beide inne, denn wir wussten nicht so recht, wie wir weitermachen sollten.
    »Na los doch«, sagte Emma.
    »Ja. Also, zwei Smoker-Abende kommen noch in diesem Trimester, aber am allerwichtigsten ist die Panto.«
    »Die Panto?«
    »Yup. Die Footlights-Pantomime. Vor zwei Jahren haben wir
Aladdin
gebracht.«
    »Hugh war der Kaiser von China«, sagte Katie.
    »Hab ich versäumt, tut mir leid«, sagte ich.
    »Recht so. Hätte ich auch getan. Wenn ich nicht mitgespielt hätte. Dieses Jahr machen wir
Die Schneekönigin

    »Hans Christian Andersen?«
    »Yup. Katie und ich haben es geschrieben. Das hier ist dabei rausgekommen …« Er zeigte mir ein paar Skriptseiten.
    Fünf Minuten später schrieben Hugh und ich zusammen eine Szene, als hätten wir unser Leben lang nichts anderes getan.
    Man liest von Menschen, die sich auf den ersten Blick ineinander verlieben, wie vom Blitz getroffen und zum Klang jauchzender Geigen, schmetternder Becken undwiderhallender Akkorde, und man liest von Blicken, die sich quer durch den Raum finden, ausgelöst von den schwirrenden Pfeilen, die Amors Bogen schoss, aber nicht so oft liest man von Menschen, die auf Anhieb entdecken, dass sie dafür geschaffen sind, miteinander zu arbeiten, oder geboren, perfekte Freunde zu werden.
    In dem Augenblick, als Hugh Laurie und ich Ideen austauschten, war unbestreitbar und wundersam klar, dass wir beide absolut denselben Sinn dafür hatten, was lustig war, und dieselben Vorbehalte, denselben Geschmack und dasselbe Feingefühl in Bezug darauf besaßen, was wir für epigonal, billig, plump oder stilistisch untragbar hielten. Womit nicht gesagt werden soll, dass wir uns ähnlich waren. Wenn die Welt voller Stecker ist, die nach Steckdosen suchen, und Steckdosen, die auf der Suche nach Steckern sind, wie – grob gesagt – die platonische Allegorie die Liebe

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