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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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intensiver. Das war zwar erfreulich,aber doch auch unerklärlich. Hugh stieß mich an; ein Mann war aus den Kulissen hinter uns auf die Bühne gekommen und bat mit erhobener Hand um Ruhe. Seine Anwesenheit erregte nur weitere Beifallsrufe. Es war Rowan Atkinson. Einen Moment lang dachte ich, er habe den Verstand verloren. Der Ruf, scheu zu sein, eilte ihm voraus. Es wollte nicht einleuchten, dass er hier erschien.
    »Ähm, Ladies und Gentlemen. Vergeben Sie mir bitte, dass ich hier einfach so auftauche«, sagte er. »Es muss Ihnen höchst ›odd‹ vorkommen.«
    Allein schon diese unschuldigen Bemerkungen entlockten dem Publikum mehr Gelächter, als es uns den ganzen Abend über geschenkt hatte. Das ist die Macht des Ruhms, dachte ich damals, als ich verwirrt und fasziniert zugleich diesen besonderen Auftritt betrachtete. Natürlich ging Rowan mit Wörtern wie »odd« auf eine Weise um, die sie sehr komisch wirken ließen.
    »Wie Sie vielleicht wissen«, fuhr er fort, »wird in diesem Jahr ein Preis für die beste Comedy-Show im Programm des Edinburgh Fringe eingeführt. Sponsor ist Perrier … die mit dem ›Blubberwasser‹.«
    Neues Gelächter. Niemand kann das Wort »bubbly« so sagen wie Rowan Atkinson. Mein Herz hämmerte. Hugh und ich tauschten Blicke aus. Wir hatten davon gehört, dass dieser Perrier-Preis ins Leben gerufen worden war, und eines wussten wir ganz sicher …
    »Die Organisatoren und die Juroren dieses Preises, der neue Talente und neue Trends im Bereich der Comedy ermutigen soll, waren sich in einer Sache absolut einig«, fuhr Rowan fort und verlieh unserer Überzeugung Ausdruck. »Dass, wer auch immer den Preis gewinne, es ganz bestimmt nicht die verfluchten Footlights aus Cambridge sein würden.«
    Die Leute trampelten ihr Einverständnis, und mir wurde angst und bange um das provisorische Gerüst, das sie trug.
    »Mit einer Mischung aus Widerwillen und Bewunderung entschieden sie jedoch einstimmig, dass es nur einen Sieger geben könne, nämlich
The Cellar Tapes
…«
    Explosionsartiger Applaus hallte durchs Auditorium, und Nica Burns, Organisatorin des Preises (was sie nach dreißig Jahren immer noch ist, und als die Sponsorengelder knapp wurden, sorgte sie selbst für die Finanzierung), trat mit der Trophäe vor, und Rowan überreichte sie Hugh.
    Die Überreichung des Stücks Papier, das meinen Status als BA (Hons.) bezeugte, war eine Nichtigkeit gegen das hier.
    Wir hatten es geschafft. Wir hatten eine Show auf die Bühne gebracht und uns nicht blamiert. Ja, wir schienen tatsächlich mehr als das fertiggebracht zu haben.
    Später am Abend, nach dem Dinner mit Rowan und Nica und den Leuten, die sich um Perriers PR kümmerten, trotteten wir trunken heim in unsere Buden.
    Ich lag fast die ganze Nacht wach. Ich will nichts verklären. Ich weiß, dass ich wach lag und wohin mich meine Gedanken führten.
    Anderthalb Jahre zuvor hatte ich noch Bewährung gehabt. Während fast meiner gesamten Kindheit und Jugend war ich in der schwer zu durchdringenden Dunkelheit eines feindseligen Waldes verloren gewesen, im Gewirr von Dornensträuchern, im heimtückischen Unterholz und bedroht von hasserfüllten Kreaturen, die ich mir selbst erschaffen hatte.
    Irgendwo, irgendwie hatte ich einen Pfad gesehen, der mich hinausführte, oder vielleicht war er mir gewiesenworden, und ich war ins offene sonnige Land gestolpert. Das allein schon wäre erfreulich genug gewesen nach einem Leben, in dem man ständig über hinterlistige Wurzeln stürzt oder sich an grausamen Dornen Wunden reißt, aber ich war ja nicht nur im Freien, sondern ich war auf einem breiten und gangbaren Pfad, der mich zu einem Palast aus Gold führte. Ich hatte einen wundervollen, herzlichen und gescheiten Partner in der Liebe und einen wundervollen, herzlichen und gescheiten Partner in der Arbeit. Der Alptraum des Waldes schien weit hinter mir zu liegen.
    Ich weinte und weinte, bis ich schließlich einschlief.

Comedy
     
     
    G enügend Zeit war vergangen, um sich darauf zu einigen, den Achtzigern ihre ganz eigene Identität zuzusprechen, ihren Charakter, ihren Stil und ihr Flair. Sloane Rangers, ausufernde Frisuren, Dire Straits, Tische aus schwarzem Rauchglas, unstrukturierte Understatement-Mode, New Romantics, Schulterpolster,
nouvelle cuisine
, Yuppies … wir haben eine Menge Fernsehsendungen gesehen, die uns Bilder von alledem vor den Augen flimmern lassen und darauf bestehen, sie seien bestimmend für das Jahrzehnt.
    Wie resistent ich

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